POMO

Eine akademischere Version von Das Ding aus einer anderen Welt in einem grünen Urwald (und am Strand). Ein Mainstream-Stoff, ein wenig zweitklassig, aber mit interessanten Ideen. Die Steigerung ist eine bisher nie gesehene unheimliche Begegnung der dritten Art. Man ist von der Unwirklichkeit fasziniert und möchte darin so viele Antworten wie möglich finden. Die Abschlussszene kehrt zu Genre-Regeln zurück, sie ist aber eine Delikatesse. Garland ist kein Hitmaker, sondern ein Hardcore-Science-Fiction-Autor. Arrival handelte über die Relativität der Zeitwahrnehmung, Auslöschung ist über die Relativität von biologischen Formen des Lebens. Völlig unterschiedlich, in beiden Fällen aber ein brillanter, inhaltlich ehrgeiziger und innovativer Science-Fiction-Film.

Ein Zusammenspiel der Darsteller*innen in einer überraschend vorhersagbarer Geschichte. Zum Schluss wird man von nichts überrascht, obwohl man das Gegenteil hofft. Die Emotionen der Sehnsucht nach Rache funktionieren aber gut, in dieser Hinsicht ist es nicht langweilig. Ich hätte jedoch von diesem Ensemble eine umfangreichere Geschichte oder mehr Gedanken erwartet. Harrelson kann ich irgendwie nicht als einen ultimativen Schuft wahrnehmen, obwohl er sich sehr anstrengt. Für mich war es immer ein Bohemien, ein bekiffter cooler Typ.

Die Abschlussaufnahme von dem schönsten Berg der Himalaja Ama Dablam, die im Film wiederholt wird, bestätigt, dass die Autoren hauptsächlich ihre Demut gegenüber den Bergen, den majestätischen Werken des größten Künstlers auf unserem Planeten – der Mutter Natur, äußern wollten. Deshalb ist es vielleicht schade, dass sie sich auch bekannte Aufnahmen von Sport-Knallern (The Art of Flight) und anderen Doku-Serien ausleihen und sich thematisch um ein retrospektives "the best of“ bemühen (einschließlich eines Hinweises auf die Nutzung der Berge durch die Zivilisation), anstatt beim Klavier und Dafoes Gedanken zu bleiben. Manche von ihnen könnte jeder von den Zuschauer*innen verfassen, manche bringen wiederum den Film in philosophische Höhen, welche sein ehrgeiziges Ziel sind.

Ein schneller Blick in einige US-amerikanische Nationalparks. Es werden Sportarten gezeigt, für welche sie geeignet sind (Klettern, Fahrradfahren, Eisklettern). Der Film erinnert auch in einer schönen Weise daran, dass den Begriff "Nationalpark“ der Naturliebhaber John Muir ausgedacht hat und ihn sein Freund und Seelenverwandter, der US-Präsident Roosevelt, gesetzlich eingeführt hat. Visuell ist es wunderschön – je größer die Leinwand, desto besser das Erlebnis.

Ein zarter, vielleicht sogar introvertierter Film über den Abschied von einer geliebten Person. In diesem Fall wird es noch schmerzhafter, weil es nicht möglich ist, sich von der Person würdevoll zu verabschieden. Es wird auch fast unmöglich sein, einen ähnlich nahestehenden Menschen zu finden. Bei südamerikanischen künstlerischen Filmen möchte man aus den Zuschauer*innen nicht die Emotionen herauspressen. Man legt mehr Wert darauf, dass das Werk akademisch dezent bleibt. Der sinfonische Soundtrack erklingt z. B. nur spärlich, minimalistisch, ohne melodische Motive.

Den Film rettet seine zweite Hälfte. Wenn die Handlung auf dem Land spielt und in der Geschichte düstere Figuren auftauchen, ist sie auch ziemlich witzig. Das ständige und völlig unlogische Erscheinen und Begegnen der Figuren immer und überall, das sich gar nicht darum bemüht, absurd zufällig zu wirken, macht aus dem Film jedoch einen billigen Spaß. Worüber man sich im Gegenteil freut, ist die Tatsache, dass die Litauer ihre Bewunderung von Guy Ritchie zugeben und einen schwungvollen, rasenden Genre-Film mit einem britischen Action-Star gedreht haben, welcher sich teilweise in London abspielt. Sie fürchteten sich nicht, ihr Land karikaturistisch übertrieben als eine "osteuropäische gottverlassene Gegend“ voller Diebe, perverser und rüpelhafter Menschen darzustellen.

Cute pervert guilty pleasure. Das Einzige, was man kritisieren könnte, sind nur die übertriebenen Schauspielleistungen und die dummen Dialoge. Mit dem Charakter eines zweitklassigen Films bekennt er sich stolz zu einem Eurotrash-Meisterwerk. Es geht hier nicht um Blut, Gore oder Morde. "Der sündhafte Zwerg“ ist nicht böse. Er ist nur pervers. Es geht ihm um Nacktheit, Sex und Perversion. Die Uncut-Version enthält einige Minuten von regelrechten Porno-Aufnahmen mit einer sehr unterschiedlichen Bildfarbe. Einerseits wirkt es störend, andererseits verleiht es dem Film den einzigartigen Zauber von einer skrupellosen Exploitation-Schweinerei, die durch eine Poetik von kindlicher Unschuld in Form von mechanischem Spielzeug ergänzt wird. Unwiderstehlich.

Die Produktion ist hochwertig (die Besetzung, die Ausstattung, die Atmosphäre der Zeit). Interessant ist der Film aber nur für einen engeren Zuschauerkreis, zu dem ich nicht gehöre. Das persönliche Leben der Hauptfigur wird zwar angedeutet, aber aus 90 % besteht der Film vom Quatschen und politischen Intrigen. Es hat mir trotz einer soliden Darstellung der Figuren und einem interessant glitzernden Mosaik von verschiedenen politischen Orientierungen, Beweggründen sowie moralischen Werten nicht Spaß gemacht. Und auch obwohl die Ereignisse im Film aus historischer Sicht bedeutend sind.

Eine schöne Ausstattung und eine lobenswerte Vorstellung einer historischen Persönlichkeit, die in der Filmwelt nicht so bekannt ist, aber beachtenswerte Verdienste hat (ihr politischer Vorgänger William Wallace steht immer im mehr Vordergrund). Mit dem Genre kann man auch zufrieden sein, der Film enthält alle notwendigen Mainstream-Attribute. Das, was mich hier aber an einem richtigen Erlebnis hinderte, war die Vorhersagbarkeit und die erzählerische Einfallslosigkeit ohne eine persönliche Beteiligung, vor allem seitens des Regisseurs. Es fehlten Szenen und Momente, durch die sich der Film von anderen ähnlichen Werken unterscheiden würde. Ich würde sie sogar mehr als die Kämpfe schätzen. Der Film könnte auch einen besseren Soundtrack haben, nicht nur einen völlig durchschnittlichen.

Ich bin kein Fan von Finchers Werk (ich bin ein Fan von den Skandinaviern), aber wegen diesem Film erhöht sich die Qualität von seinem Werk hinsichtlich der Darstellung, des Stils und der Klugheit. Verschwörung ist ein sehr inhaltsreicher Film mit einem großen Potenzial des Stoffes. Noomi Rapace und Rooney Mara waren jedoch eine interessantere Lisbeth als Claire Foy und Sverrir Gudnason passt mehr zu Shades of Grey als zu der Rolle von Mikael Blomkvist. Dieser technisch sehr gut gelungene Thriller ist aber vor allem eher ein Actionfilm, der sich an Genre-Klischees und einfachen Schablonenfiguren orientiert. Er hat keine detailliert ausgearbeitete Psychologie und keine nordische Atmosphäre.