POMO

Als ich Den weißen Hai im Kino und paradoxerweise weit von der Leinwand entfernt beobachtet habe, sah ich den Film auf einmal in einem anderen Licht. Es tritt die Gesamtkomposition vom Bild hervor, die schon in diesem frühen Film von Spielberg aus handwerklicher Sicht meisterhaft ist (was eigentlich schon bei seinem vorigen Duell der Fall ist). Auch die Darstellung der Figuren und ihrer Beziehungen ist in Der weiße Hai ein pures Filmvergnügen. Sie sorgen nämlich in dem Film mit einem einfachen Plot für eine Geschichte. Ganz zu schweigen von der tollen Spannung, die von der Regie aufgebaut wird. Sie drehen als erster in der Filmgeschichte einen erstklassigen Film über einen mörderischen Hai, auf einem unbekannten Kleinstadtstrand, wo es kein lokales Potenzial gibt. Sie haben ein altes Schiff und einen mechanischen Hai. Und Sie schaffen es, so einen kompakten, spielerischen und gleichzeitig grauenhaften Film zu drehen, bei dem jede Szene die Zuschaer*innen unterhält? Hut ab, Steven! An seiner Seite hatte er eine unglaublich talentierte Unterstützung. Man muss dafür dankbar sein, dass sich John Williams am Film beteiligte.

Ein sensibler Film, der sich mit zwei unterschiedlichen Helden und ihrer freundschaftlichen Annäherung befasst. Er enthält einen sanften Humor und mehrere thematische Schichten. Mádl kann über Menschen aller Alterskategorien wie ein altgedienter Filmemacher erzählen. Švehlík war ausgezeichnet. Ich freute mich auch darüber, dass es kein product placement an Stellen gab, wo Platz dafür wäre. Man sollte nur kein K.O. Ende voller Emotionen erwarten, was aus Ab ans Meer! einen unvergesslichen Film machte. On the Roof zerschlägt die Zuschauererwartungen in der zweiten Hälfte (absichtlich und geschickt).

Das Ende ergibt im Kontext zu den vorigen Beweggründen der Figuren nicht so richtig Sinn. Nach dem ganzen düsteren, irrationalen Wolf-Okkultismus in der Alaska-Wildnis ist es aber kein großes Problem. Wichtig ist, dass der Verlauf der ziemlich langen Geschichte immer spannend bleibt, die Atmosphäre überwältigend ist und immer neue überraschende Wenden der Handlung kommen. Der Film nahm mich gefangen, ähnlich wie Wind River, in dem nur alles seinen logischen Platz hatte und auf ein sinnvolleres und gedankenreicheres Finale hinsteuerte.

Ein weiterer Versuch, ein horrormäßiges Sozialdrama zu drehen, das im Schatten von Darabonts Der Nebel blieb. Der ständige Wechsel von zwei Zeitebenen wird nach einer Stunde monoton. Mit seinem "Beziehungsinhalt“ und den Klischees, zu denen er neigt, ist es sehr unwahrscheinlich, dass der Film mit etwas überraschen oder durch etwas Neues den Stoff ergänzen könnte, der sowieso schon manchen neuen Genre-Filmen ähnelt. Die attraktive Prämisse mit einem super Start nutzt ihr Potenzial nicht, um zu einer soliden Genre-Angelegenheit zu werden. Der Film bleibt nur ein sicheres Mainstream-Drama über die Wichtigkeit des Zusammenhalts mit ein paar gespensterhaften Szenen, Kindern in Gefahr und der angenehmen Sandra. Ich kann nicht leugnen, dass ich es mir mit Interesse bis zum Ende angesehen habe. Ich sehe darin nur eine große vergeudete Chance.

Mr. Shy hat sich hier richtig ausgetobt. Er arbeitet konsequent mit dem dramatischen Potenzial aller drei Hauptfiguren und ihrer sich vertiefenden/ kommenden Interaktion in einem Haus. Er steigert die Spannung und unterhält mit der Erforschung des brillanten Stoffs, welchen er vor 19 Jahren schuf und an den er vor 3 Jahren anknüpfte (der magische Gedanke von der Anwesenheit der Comichelden in der Realität). Er fügt visuelle Kreativität, thematische Verweise und im Finale zwei Pointen hinzu. Obwohl bei der ersten Pointe alles ineinander passt und eine richtige Konspiration mit Originalität und Mut entsteht, bin ich mir nicht ganz sicher, dass ich es so wollte. Die zweite Pointe sollte es überhaupt nicht geben, weil der Film dafür absolut ungeeignet ist.

Ein kalter Five O’Clock Tea ohne einen notwendigen dramatischen Drive. Interessant ist der Film nur wegen Eastwoods Persönlichkeit und seinem Greis, dessen Charakter umstritten ist. Als Ehemann, Vater und Opa versucht er, die Beziehungen in der Familie zu verbessern. Diese Ebene ist nicht stark und schon überhaupt nicht originell. Die Thriller-Geschichte mit dem Schmuggeln wirkt im Rahmen von heutigen Genre-Standards zwar sympathisch altertümlich, ist aber nicht hinreißend. Die Negativgestalten sind nicht genug scary und wenn sie unseren "Helden“ bedrohen, fürchtet man sich um ihn nicht so sehr. Vielleicht auch deswegen, weil er kaum jemandem in seiner Geschichte fehlen würde.

Eine akademischere Version von Das Ding aus einer anderen Welt in einem grünen Urwald (und am Strand). Ein Mainstream-Stoff, ein wenig zweitklassig, aber mit interessanten Ideen. Die Steigerung ist eine bisher nie gesehene unheimliche Begegnung der dritten Art. Man ist von der Unwirklichkeit fasziniert und möchte darin so viele Antworten wie möglich finden. Die Abschlussszene kehrt zu Genre-Regeln zurück, sie ist aber eine Delikatesse. Garland ist kein Hitmaker, sondern ein Hardcore-Science-Fiction-Autor. Arrival handelte über die Relativität der Zeitwahrnehmung, Auslöschung ist über die Relativität von biologischen Formen des Lebens. Völlig unterschiedlich, in beiden Fällen aber ein brillanter, inhaltlich ehrgeiziger und innovativer Science-Fiction-Film.

Ein Zusammenspiel der Darsteller*innen in einer überraschend vorhersagbarer Geschichte. Zum Schluss wird man von nichts überrascht, obwohl man das Gegenteil hofft. Die Emotionen der Sehnsucht nach Rache funktionieren aber gut, in dieser Hinsicht ist es nicht langweilig. Ich hätte jedoch von diesem Ensemble eine umfangreichere Geschichte oder mehr Gedanken erwartet. Harrelson kann ich irgendwie nicht als einen ultimativen Schuft wahrnehmen, obwohl er sich sehr anstrengt. Für mich war es immer ein Bohemien, ein bekiffter cooler Typ.

Die Abschlussaufnahme von dem schönsten Berg der Himalaja Ama Dablam, die im Film wiederholt wird, bestätigt, dass die Autoren hauptsächlich ihre Demut gegenüber den Bergen, den majestätischen Werken des größten Künstlers auf unserem Planeten – der Mutter Natur, äußern wollten. Deshalb ist es vielleicht schade, dass sie sich auch bekannte Aufnahmen von Sport-Knallern (The Art of Flight) und anderen Doku-Serien ausleihen und sich thematisch um ein retrospektives "the best of“ bemühen (einschließlich eines Hinweises auf die Nutzung der Berge durch die Zivilisation), anstatt beim Klavier und Dafoes Gedanken zu bleiben. Manche von ihnen könnte jeder von den Zuschauer*innen verfassen, manche bringen wiederum den Film in philosophische Höhen, welche sein ehrgeiziges Ziel sind.

Ein schneller Blick in einige US-amerikanische Nationalparks. Es werden Sportarten gezeigt, für welche sie geeignet sind (Klettern, Fahrradfahren, Eisklettern). Der Film erinnert auch in einer schönen Weise daran, dass den Begriff "Nationalpark“ der Naturliebhaber John Muir ausgedacht hat und ihn sein Freund und Seelenverwandter, der US-Präsident Roosevelt, gesetzlich eingeführt hat. Visuell ist es wunderschön – je größer die Leinwand, desto besser das Erlebnis.