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Kritiken (1 457)

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Un silence (2023) 

Deutsch Filmfestival in San Sebastian, Film Nummer 10. Als ich das Programm des Festivals las und erfuhr, dass hier ein neuer Film mit Daniel Auteuil in der Hauptrolle gezeigt wird, zögerte ich keine Sekunde. A Silence war sofort eine Priorität für mich, die ich auf keinen Fall verpassen durfte. Meine geliebten Franzosen mit meinem französischen Lieblingsschauspieler haben mich wieder nicht enttäuscht (es sei natürlich darauf hingewiesen, dass der Film in Koproduktion mit Belgien und Luxemburg gedreht wurde). Sie wählten ein verdammt schweres Thema, das niemandem angenehm ist. Zum Glück wurde es sehr dezent dargestellt, ohne jegliche explizite Szenen. Die dramatischste Szene des Films wurde außerdem von sanfter Musik begleitet, um die Gewalt so weit wie möglich zu unterdrücken und den Zuschauer nicht zu beunruhigen. Daniel Auteuil als komplexer Schauspieler meisterte die schwierige Rolle wie gewohnt ausgezeichnet. Ich muss aber auch die Leistung von Emmanuelle Devos hervorheben, die eine leise leidende Mutter spielt.

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Las buenas compañías (2023) 

Deutsch Filmfestival in San Sebastian, Film Nummer 9. Endlich habe ich auf dem Festival auch einen lokalen Film gesehen. Mit „lokal“ meine ich das Baskenland. Die Regisseurin stammt zwar aus Katalonien, aber unter den Schauspielerinnen finden sich Einheimische aus diesem stolzen Land. Die ganze Geschichte spielt im Baskenland und teilweise im Südwesten Frankreichs, wo übrigens auch Basken leben. Es ist amüsant, wie viele bekannte Schauspieler*innen aus Serien ich bereits in den Festivalfilmen gesehen habe. In diesem Fall ist die bekannteste Darstellerin eindeutig der Star aus Haus des Geldes. In der Rolle der abgehärmten Mutter der Hauptfigur ist sie kaum wiederzuerkennen. Ich bin froh, dass ich mich für diese Geschichte entschieden habe, ich habe wieder etwas Neues gelernt, wie schon seit meinem ersten Tag im Baskenland. Es ist offensichtlich, dass eine Frau auf dem Regiestuhl saß, die Aufnahmen sind sensibel, die Erotik künstlerisch dargestellt. Ein Mann könnte den Film auf diese Art und Weise kaum drehen. Beide Hauptdarstellerinnen strahlen die richtige jugendliche Energie, Elan und eine unglaubliche Kraft in schweren Momenten aus, in denen sie sich befinden. Es dominieren Frauenthemen, die aber auch heute noch aktuell sind, man muss sich nur bei einigen Nachbarn umschauen…

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May December (2023) 

Deutsch Filmfestival in San Sebastian, Film Nummer 8. Das gewählte Thema betrifft mich persönlich, es wurde aber so kalt präsentiert, dass ich der ganzen Geschichte meilenweit entfernt war. Ich habe die ganze Zeit darauf gewartet, dass die großartige dramatische Musik auf die dramatische Steigerung der Geschichte trifft, aber das passierte praktisch nie. So überwog bei mir eher die Enttäuschung über den Inhalt. Am meisten hat mir die Figur Elizabeth von Natalie Portman gefallen. Ich habe sie schon lange nicht mehr gesehen, abgesehen von Thor. Umso mehr konnte ich mich an ihre berühmten Rollen erinnern. Julianne Moore ist natürlich wie immer hervorragend. Die Nebenrolle von Charles Melton, den man aus Riverdale kennt, hat mich überrascht. Der Film hätte mehr starke Emotionen verdient, sie sollten die Grundlage der Geschichte sein.

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Men of Divorce (2023) 

Deutsch Filmfestival in San Sebastian, Film Nummer 7. Ein Film voller Trennungen, Scheidungen und Liebeskummer. Zum Glück schafften es die Autoren, alle traurigen und schmerzhaften Szenen immer angemessen mit Humor, Witz und Anspielungen aufzulockern. Doch ein Gefühl der Traurigkeit bleibt, es hat mich während der gesamten Vorführung begleitet. An dem Junggesellenabschied aus dem Film könnte ich wahrscheinlich nicht teilnehmen.

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El otro hijo (2023) 

Deutsch Filmfestival in San Sebastian, Film Nummer 6. Ein energischer und schneller Anfang, der plötzlich durch einen tragischen Schnitt stoppt, dann wird alles langsam und dunkel. Der Film gewinnt aber wieder an Energie, trotzdem wirkt er ziemlich einfach, sensibel und intim. Ein sehr guter Debütfilm des kolumbianischen Regisseurs und Drehbuchautors. Und Debüts bewerte ich immer etwas besser.

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MMXX (2023) 

Deutsch Filmfestival in San Sebastian, Film Nummer 5. Diesen Film kann man sich nicht anschauen, wenn man müde oder erschöpft ist. Im Grunde genommen handelt es sich um ein dreistündiges dialogreiches Theaterstück. Dann liegt es nur noch an uns, ob uns dieser Dialog und die gewählten Themen gefallen oder nicht. Der zweite Teil war sehr merkwürdig, ständig telefonierten Leute miteinander, es gab unzählige Telefonate. Wenn ich alle vier Teile zusammenfüge, frage ich mich, was uns Cristi Puiu mit all dem mitteilen wollte. Vielleicht den Wahnsinn und das Chaos, die uns in der Zeit der Pandemie begleiteten.

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Fingernails (2023) 

Deutsch Filmfestival in San Sebastian, Film Nummer 4. Auf jeden Fall ein interessantes und originelles Thema, versehentlich habe ich durch den spanischen Titel die Pointe mit Nägeln erraten. Schauspielerisch hat mich Jessie Buckley am meisten begeistert. Jeremy Allen White ist derzeit sehr gefragt, aber für mich wird er immer Lip von Shameless bleiben. In dieser Rolle hatte er es ein wenig schwer, weil seine Figur grau, langweilig, fade und unwichtig war. Vielleicht wäre es interessanter gewesen, wenn er die Rolle mit Riz Ahmed getauscht hätte. Der Hauptplot wäre authentischer und glaubwürdiger gewesen. Trotzdem überwiegen bei mir positive Eindrücke, solche Filme sind nicht oft in den Kinos und im Fernsehen zu finden.

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Colonos (2023) 

Deutsch Filmfestival in San Sebastian, Film Nummer 3. Ein Film für Liebhaber von Pferdeköpfen mit Detailaufnahmen und perverser Gewalt. Bevor man sich diesen Film anschaut, wäre sicherlich eine kleine Lektion in chilenischer Geschichte von Vorteil. So habe ich die Zusammenhänge nur vermutet. Der Film beginnt langsam, allmählich kommt aber eine Steigerung. Das Ende ist im Gegenteil etwas ermüdend. Diesen Film werden sicherlich am meisten diejenigen genießen, die die südamerikanischen Realien kennen.

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Die Unschuld (2023) 

Deutsch Filmfestival in San Sebastian, Film Nummer 2. Nach einem guten Start kam ein erfolgreicher Festival-Film aus Japan, der ein klassisches Film-Puzzle bietet –⁠ die Zuschauer*innen müssen sich äußerst konzentrieren, um nichts zu verpassen. Die Autoren haben sich wirklich angestrengt, daher muss man praktisch jedes Wort verfolgen. Die gewählten Worte wirken manchmal sehr amüsant, die Zuschauer*innen bemerken aber später, dass diese Worte aus einem anderen Blickwinkel am passendsten sind. Der Film eröffnet wichtige aktuelle Themen und betont, dass niemand die Augen davor verschließen sollte. Ansonsten kommt eine Katastrophe auf uns zu. Eine schmerzhafte, wahrhaftige und reale Geschichte. Ich bin sehr zufrieden, dass ich sie gesehen habe.

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Rosalie (2023) 

Deutsch Filmfestival in San Sebastian, Film Nummer 1. Der japanische Animationsfilm hat mich am Anfang des Festivals definitiv nicht angesprochen, daher war die eindeutige Wahl ein französisches historisches Drama in der Titelrolle mit der polnischen Version von Lili Reinhart. Ich hatte überhaupt keine Ahnung, worum es geht, ich habe den Inhalt vorher nicht gelesen und war deshalb überrascht. Die Franzosen gehen immer mit der Zeit, deshalb haben sie einen Film gedreht, der zwar in das 19. Jahrhundert zurückreicht, aber thematisch genau in die Gegenwart passt. Das Thema der Unterschiede, die grundlose Verurteilung der Mehrheit, der Kampf um die eigene Würde –⁠ so etwas könnte sich heute in Frankreich, Deutschland oder in einem anderen Land abspielen. Ein relevantes Thema, man musste aber das Drehbuch irgendwie bearbeiten und ergänzen. Der Film präsentiert zwei dramatische Szenen, im Rest der Laufzeit schwimmt er ein bisschen dahin und ruft keine besonders starken Emotionen oder reiche gedankliche Prozesse hervor. Schauspielerisch wurde er sehr gut gemeistert, zu Magimel haben solche Rollen immer gepasst. Guilaume Gouix habe ich lange nicht gesehen, deshalb habe ich ihn versehentlich mit dem schlanken Ménochet verwechselt. Zum ersten Mal hatte ich die Gelegenheit, Benjamin Biolay zu sehen, der meiner Meinung nach in den Nebenrollen dominiert hat. Im Großen und Ganzen also ein ziemlich guter Start des Festivals…