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Kritiken (1 980)

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The Menu (2022) 

Deutsch Ein platter satirischer Brei, der auf präfabrizierten Verfahren und einer eifrigen Maskierung von Fastfood-Gedanken durch eine konzeptuelle Maskerade basiert. Es ist weder intensiv noch unterhaltsam noch schockierend. Es ist nichts. Man wird zu einem raffinierten gastronomischen Erlebnis eingeladen und bekommt ein aufgeputztes Etwas, das wie ein Burger aus einem Imbiss schmeckt. Nein, danke.

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Triangle of Sadness (2022) 

Deutsch Östlunds Ausverkauf mit einer ausgezeichneten Fäkalszene und viel Populismus, der niemanden beleidigt. In dieser Hinsicht ist der schwedische Händler mit Konfektionssatire der Beste auf der Welt. Als Filmemacher scheint er jedoch leider seine besten Jahre hinter sich zu haben. Schauen Sie sich Play - Nur ein Spiel und Höhere Gewalt an.

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Dreizehn Leben (2022) 

Deutsch Frost/Nixon war kein Zufall. Wenn es passt, ist Howard in der Lage, aus einem Schema außergewöhnliche Emotionen herauszuholen. Und in diesem Fall auch einen zivilen Charakter, der für seine Verhältnisse nicht plakativ wirkt. Erstaunlicherweise wird die wahre Geschichte, die ausgezeichnet im Dokumentarfilm The Rescue - Das Höhlenunglück in Thailand dargestellt wurde, nicht verzerrt. Im Gegenteil, der Film harmoniert mit ihr. Er hat auf eine sympathische Art und Weise die Metaphysik des volkstümlichen Aberglaubens und die Glorifizierung der Helden aufgegriffen, deren größte Kraft in einem gewissen Augenblick ihr Teilautismus wurde. Das Motiv der Einsamkeit und der Einkapselung finde ich rührend. Die tiefste Höhle ist letztendlich Richard Stanton, der phänomenal von Viggo Mortensen dargestellt wird. Dieser Kerl sollte endlich einen Oscar bekommen!

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Avatar: The Way of Water (2022) 

Deutsch Nicht so viel Wasser, mein Junge, nicht so viel Wasser! Ich bin immer noch ein großer Fan vom ersten Film, der aufgrund einer einfachen narrativen Struktur von einem Outsider-Helden, dem Retter von edlen Wilden, als euphorischer Flug durch eine andere Welt funktioniert hat. Der zweite Film ist im Grunde genommen eine lückenhafte und in die Länge gezogene Soapopera über eine Familie mit einem militanten Vater, die umzieht und Probleme hat, sich an die neue Umgebung zu gewöhnen. Die Tatsache, dass Cameron dem letzten Fisch im Wasser wesentlich mehr Aufmerksamkeit als den dramatischen Motivationen gewidmet hat, lasse ich jetzt beiseite. Trotzdem wirken drei Drittel des Films uneinheitlich. Die thesenartigen Dialoge, die nie eine Stärke von Avatar waren, kratzen in den Ohren. Als episches technologisches reel ist der Film aber atemberaubend. Die Unterwasserszenen wie von "National Geographic" habe ich in dem HFR-Format sehr genossen. Die Kontinuität und die Flüssigkeit sind wirklich berauschend. Aus emotionaler Sicht hat den ganzen Film ein verkrüppelter Wal für sich gestohlen, der den großen Vorteil hat, dass er nicht quatscht (seine Retrospektive wird nicht besonders fließend erzählt). Ja, Cameron ist ein ausgezeichneter Handwerker und Illusionist. Als Erzähler hat er hier aber meiner Meinung nach einen Schritt in Richtung Fail gemacht. Man kann nicht über eine Entfaltung der Mythologie sprechen, alles ist nur eine Variation. Die Metapher „Natur als liebevolle Einheit“ ist noch naiver. Ehrlich gesagt habe ich nach dieser Aquatherapie noch weniger Lust, auf den dritten Teil und das Feuervolk zu warten. Während des Films fiel es mir schwer, den Gedanken zu verdrängen, dass ich gern einen ausgezeichneten Science-Fiction-Film mit so einer technischen Seite genießen würde. Avatar: The Way of Water war es definitiv nicht!

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Es war einmal in Amerika (1984) 

Deutsch Eine langwierige Mafia-Macho-Saga. Je ausdrucksloser die Figuren und je platter die Dialoge sind, desto älter wird der Film. Leones Genialität blitzt hier natürlich ab und zu auf, alles in allem ist es aber wie mit Morricones Musik. Sie ist ziemlich wirkungsvoll, klingt aber zu vertraut und die Panflöte hat beinahe auch den phänomenalen Film Picknick am Valentinstag kaputtgemacht. Dieses Festival der rührseligen Blicke von menschlichen Ausrufezeichen wird zu einem nostalgischen Museumsexponat der Filmwelt, das zum Glück in die Welt von Gestern gehört.

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The Whale (2022) 

Deutsch Eine schauspielerische Masterclass x eine Masterclass einer überflüssigen Regiemanipulation. Wenn der pathetische Darren Aronofsky seinen Drang beherrscht hätte, das Publikum in einen Anfall von transzendenter Rührung zu versetzen, und den Film bis zum Ende als eine bescheidene Geschichte über einen Menschenklumpen von Schuld und Einsamkeit geführt hätte, wäre der Film so intensiv wie The Wrestler geworden. So ist es leider eine Himmelfahrt eines Menschen mit einem selbstverletzenden Verhalten. Die Bemühungen des Regisseurs, die Geschichte rührend darzustellen, haben nur dazu geführt, dass sich der Held dem Publikum immer mehr entfernt. Fraser hat aber maximalen Respekt verdient. Er verkörpert den ganzen Humor und Humanismus, der von diesem fragwürdigen dramatischen Wal getragen wird.

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Bardo, die erfundene Chronik einer Handvoll Wahrheiten (2022) 

Deutsch Ein technisch brillantes selbstverliebtes Geschwafel. Eine weitere eifrige Anamnese eines Künstlers mittleren Alters, welche den Mangel an Tiefe durch das Ausmaß ersetzen möchte. Der Film funktioniert aber weder als eine leicht surreale Metapher einer Identitätskrise noch als eine Reflexion der Gegenwart. Es hat sich wieder mal bestätigt, dass Iñárritus Präsens in der Filmwelt aufgeblasen ist, sorry not sorry.

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Die Fabelmans (2022) 

Deutsch Eine meisterhaft gedrehte Film- und Familienanamnese. Einerseits findet man hier Momente mit unglaublich viel Gefühl, in denen Spielberg in dem kleinen Rahmen große Dinge darstellt, andererseits Kompilationen von bekannten Motiven und bewährten Weisheiten, die ein bisschen banal sind. Der Film hat mich mehrmals tief berührt. Besonders dann, als das ausgezeichnete Duo Dano und Williams zu Wort kam oder als die jungenhafte Begeisterung, die Amateurfilme ausgelöst haben, so dargestellt wurde, dass die Zuschauer*innen das Gefühl hatten, dass sie beinahe ein Wunder gesehen haben. Der Film als Medium stellt die Fabelmans als eine zweischneidige Waffe dar, die in der Lage ist, Wunden zu heilen sowie unbarmherzige Schläge zu versetzten. Man spürt eine schmerzende, aber versöhnliche Melancholie, die gar nicht weich wirkt – Spielberg hat immer noch eine sichere Hand. All die schönen Bilder sind aber trotzdem irgendwie banal, vergänglich und zu komfortabel, was das anekdotische Ende beweist. Den stärksten Eindruck hinterlässt also die Beziehung von Sam und seinen Eltern, in der sich der Schmerz sowie die Einsamkeit von Spielbergs Kinderfiguren widerspiegelt. Großer Respekt, leichte Rührung, aber leider auch Zweifel, ob in mir dieser Film mehr als nur eine flüchtige Faszination hinterlassen wird.

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Im Westen nichts Neues (2022) 

Deutsch Ein sich wiederholender Wechsel zwischen der Kriegshitze und der Kälte des Wartens, rückkehrende Motive für begriffsstutzige Dummköpfe. Die wirkungsvollen Szenen aus der Buchvorlage wurden in dem Film durch einen einfachen (und manchmal unrealistischen) Kriegsporno und eine überflüssige politische Linie ersetzt, die völlig hohl ist. Der Film ist nicht in der Lage, Remarques eindringlichem Humanismus anders als durch das wortwörtliche Illustrieren des Konflikts der kleinen und der großen Geschichte nahezukommen, das nicht viel Sinn ergibt (die Schrecken des Großen Krieges hat wirklich nicht das Nachdenken der Deutschen verursacht, als Foch den Waffenstillstand erst in 6 Tagen wollte). Als Adaption ist Im Westen nichts Neues katastrophal, ohne Psychologie, ohne profilierte Figuren; als Film ist dieses Werk weitschweifig und durchschaubar. Die Versionen aus den Jahren 1930 und 1979 sind viel besser. Als eigenständiges Werk hat der Film aber auch versagt. Das Problem von Netflix ist nicht das Besetzen von farbigen Schauspieler*innen, sondern die Tatsache, dass seine Projekte ohne Hand und Fuß keine Dramaturgie haben.

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Barbarian (2022) 

Deutsch Das geschlossene erste Drittel mit dem tollen Bill ist super, das zweite hat eine unerwartete komödiantische Kante (in dem Moment, als aus dem Jump-Scare eine Reality-Farce wurde, habe ich laut gelacht), das dritte Drittel ist ein Gulasch mit fünf Knödeln, aber… Die originelle Kombination aus einem inversen Home-Invasion-Film, einer Laktationsanleitung, einem snuff VHS-Sammeln, einem Drama über eine grausame Mutterschaft und einer schwarzen Komödie über MeToo hat mich drinnen gehalten. Auch wenn einige dramaturgische Entscheidungen sehr fragwürdig sind und der Film manchmal fast zerfällt. Der Film gehört zu den High-Concept-Horrorfilmen aus Detroit (erwähnenswert sind der ausgezeichnete Film Don't Breathe oder der allegorische Film It Follows, die Barbarian in manchen Hinsichten ähneln). In dieser Kategorie ist es ein wirklich gelungenes Werk. An einem Ort, wo die Gesellschaf zerfallen ist, gedeiht die Barbarei.