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Kritiken (1 979)

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Red Rooms (2023) 

Deutsch Random Notizen zum Thema Darknet, Groupies und Serienmörder, die unvernünftig mit dem Motiv „Models mit einem schönen Äußeren, aber einem abartigen Inneren leben in einer klinisch sauberen Wohnung mit der künstlichen Intelligenz, die Witze erzählt“ kombiniert wurden. Ein Film, der die Tiefenpsychologie und Außeneffekte verwechselt und ungewollt der Faszination der Boulevardpresse durch Gewalt zustimmt. Der Einblick in die pathologische Welt wird als ein eklektischer Wechsel von Themen dargestellt, über die nichts gesagt wird. Eine leere Geste, ein Horror vacui.

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Bod obnovy (2023) 

Deutsch Eine random Kollektion von futuristischen wallpapers mit roboterhaften Figuren, steifen Repliken und einer völlig dummen Handlung, in der die Psychologie und eine Elementarcharakteristik der Welt fehlen. Die Geschichte wird wie ein TV-Krimi erzählt. Die Betonung des Designs hat dem Film ein wenig geholfen. Diesen Blade Runner nach einer Obduktion und Minority Report nach einer Trepanation des Schädels kann man aber nicht besonders ernst nehmen.

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Past Lives - In einem anderen Leben (2023) 

Deutsch Ein Synonym eines Aufenthaltes in einer pedantisch aufgeräumten, klinisch sauberen Wohnung, wo man sich nie wie zu Hause fühlen wird. Ein Film, bei dem man genau weiß, was er mit den Emotionen des Publikums machen will. Seine Strategie ist – von der Musik bis hin zu den Aufnahmen – so klar und glatt, dass ich sein Spiel nicht akzeptieren konnte. Ein Problem ist auch die Tatsache, dass das dramatischste Geschehen erst im letzten Drittel kommt. Bis dahin ist es eine sorgfältige Ouvertüre. Past Lives - In einem anderen Leben ist eine süße Illustration eines unwahrscheinlichen Liebesdreiecks, der Film geht nicht in die Tiefe. Tja, eine Romanze aus New York mit einer koreanischen Wendung schmeckt gut. Ich verstehe den Hype, der Film verfliegt aber zu schnell schon in diesem Leben, ganz zu schweigen von den anderen. Der ähnliche Film Return to Seoul hat mir besser gefallen…

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Bên trong vỏ kén vàng (2023) 

Deutsch Ein souveränes Debüt von slow cinema. Im Unterschied zu den echten Meistern sind seine Worte kontemplativer als das Bild. Das tut dem Film nicht gut… Thien An ist aber ein Talent, das zu dem Nachlass von Tsai Ming-liang in der Zukunft interessante Dinge hinzufügen kann. Zu der dichterischen Souveränität von Kaili Blues des chinesischen Kollegen Bi Gan fehlt ihm aber noch ein Stück.

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Úsvit (2023) 

Deutsch Schade, dass sich der Film mit keinem der Themen, die in ihm angesprochen werden (die Baťa-Utopie/-Dystopie, die Toleranz, die politische Feindseligkeit der Ersten Tschechoslowakischen Republik, die Position der Frauen in der Gesellschaft), mehr beschäftigt. Er präsentiert eigentlich nur Feststellungen. Eine ähnliche Verlegenheit ist bei der Arbeit mit den Genre-Schichten der ansonsten fesselnd aufgebauten Geschichte bemerkbar. Der Film wirkt so einsam wie die Hauptheldin, deren verdächtige „Korrektheit“ erst am Ende hinterfragt wird. Das starke Dilemma wird in der Komfortzone des Baťa-Modernismus sehr vorsichtig gelöst. Die Schritte des Films sind bedächtig, seine Erklärungen ein wenig unbeholfen (der animierte Vortrag des Arztes über den Hermaphroditismus war der einzige WTF-Moment). Trotzdem gehört er zu den interessanteren Werken, welche die tschechische Kinematografie in den letzten Jahren produziert hat. Man spürt, dass der Film anders sein möchte, dass er ein souverän gelöster Film aus der Vergangenheit sein will. Ich hatte aber trotzdem das Gefühl, dass er manchmal über seine eigenen Beine stolpert, weil er versucht, neue Wege zu gehen.

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Volha (2023) (Serie) 

Deutsch Diese Serie fand ich unharmonisch. Manchmal ist es eine unheimliche/witzige und detaillierte Beschreibung der verrenkten Zeit, manchmal ein leichter cringe Jux. Ich war überrascht, dass eindeutig die erste Seite überwiegt. Pekárek ist ein degenerierter Schwejk, genau das, was die tschechische Natur aus Hašeks einst scharfer Satire gemacht hat: eine Karikatur mit einem Bier und einem Heiligenschein um den Bauch, hauptsächlich die Ruhe bewahren und die Füße schön warm halten. Kein Wir und Sie. Nur Wir, das Plantschen im Schlamm, in Ausreden und moralischen Kompromissen, bei denen es oft nicht ums Leben ging, sondern „nur“ um eine ruhige Existenz. Die Normalisierung wird hier endlich nicht als eine idyllische Insel von Familiennestern versus ein idiotisches System dargestellt, sondern als ein wuchernder Krebs der Langeweile und der Vortäuschung, welcher durch den Staatsapparat und die Leute gebildet wird, die verschiedene Formen von stillen Vereinbarungen schließen – auch wenn sie Widerstand leisten. Und über all dem schwebt so ruhig wie Buddha eine Nutte, ein Entertainer und der geschickte Existenz-Navigator Standa, der einen einfachen Lebenskompass hat: Wenn es Karel Gott sagt, dann wird es wohl stimmen. Das Jahr 1989 ist kein dicker Strich, Leute wie Pekárek füllen heutzutage die Plätze in den Städten. Sie hassen alles, was von ihrer einfachen Vision der Richtigkeit und der warmen Füße abweicht. Sie hinterlassen ihre komplexbeladenen Ergüsse auf dieser Website. Volga macht aus der Vergangenheit endlich kein Museum. Diese Serie hilft den Zuschauer*innen das zu verstehen, was die Geschichte mit uns gemacht hat und was wir mit ihr gemacht haben. Und wie wir damit fröhlich fortfahren, weil es in uns ist und nicht in ihnen. Es hat dreißig Jahre gedauert, Pachl ist es aber endlich gelungen. Hat alles eine Lösung? Und kann ich mit einer Gegenfrage antworten?

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Die Drei Musketiere: D'Artagnan (2023) 

Deutsch Weg sind die kräftigen Farben und die fröhlichen Choreografien von Lesters klassischer Version. Bourboulon lässt seine Helden mit der Schnauze in der Erde und im Schlamm wühlen, D'Artagnan in der ersten Szene sogar buchstäblich. In dem Film gibt es nicht so viel Humor. Das heißt aber nicht, dass dem Trio, welches in Wirklichkeit ein Quartett ist, ein einzigartiger Witz und Charme fehlen. Die Besetzung ist gut, die Ausstattung richtig schäbig, die Kostüme sind dreckig und die Handlung voll von Intrigen. Die Abweichungen von Dumas kann man rechtfertigen. Man sieht deutlich, dass die neue Adaption die Intrigen hinter den Kulissen in den Vordergrund bringen und die Liebesmotive in den Hintergrund rücken möchte. Das ist in Ordnung. Schade, dass manche Verkürzungen der Handlung eine ungeordnete Logik haben. Nach ein paar Gedanken, ob der ganze protestantische Spaß unter Paris nicht nur eine überflüssige Abschweifung ist, siegt letztendlich das Gefühl, dass alles dazu führen kann, dass der zweite Teil prima sein wird. Schließlich haben mich nur Kleinigkeiten gestört, vor allem die Tatsache, dass Richelieu eine Figur ohne Ausdruck ist. Alles andere passt aber. Die in einer Aufnahme gedrehten Actionszenen haben die verspielten Choreografien durch einen physischen Charakter ersetzt und die Musketiere verstehen sich gut. Ein sehr würdiger Beitrag zu dem Dumas-Kanon!

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Der Super Mario Bros. Film (2023) 

Deutsch Für die Kinder ein infantiler Aufguss von The Lego Movie, für die Erwachsenen ein paar Hits aus ihrer Jugend, für Nintendo-Fans eine Kollektion von Easter Eggs. Man hat 90 Minuten Spaß, weiß aber am nächsten Tag nicht mehr, dass man den Film gesehen hat.

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Chleb i sól (2022) 

Deutsch Eine Partitur, die mit einer absoluten Exaktheit und mit einem Gefühl für Details gespielt wurde. Ein bisschen vom frühen Östlund, ein bisschen von Hanekes mathematischer Exaktheit, ein Hauch des Lyrismus von Małgorzata Szumowska. Wenn über das Manifest der Neuen Intimität gesprochen wird, kann ich nur Folgendes sagen: So sollte es aussehen. Ein kompromissloses, niederschmetterndes Debüt // eine soziale Sonde in die alltägliche Xenophobie // ein Drama, das zeigt, wie es ist, nach Hause zu kommen und sich dort wie ein Fremder zu fühlen. Ein Stück vom Street-Rap, ein Stück von Chopin. Ich habe keine Ahnung, woher so ein Talent wie Kocur gekommen ist. Es ist aber klar, dass ich mir seine weiteren Filme auf Zehenspitzten anschauen werde.

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Schidnyj front (2023) 

Deutsch Dieses Werk besteht wirklich nicht nur aus Vlogs. Manski macht nämlich aus Titarenkos rohen Aufnahmen der Hölle und der Vorhölle eine raffinierte, rhythmische und sich steigernde Aussage über die Auswirkungen des Krieges auf das gewöhnliche Leben der Freiwilligen aus einer Sanitätseinheit. Gleichzeitig gelingt es ihm, in den regelmäßigen Wechsel der Aufnahmen vom Schlachtfeld und der dokumentarischen Szenen aus dem Hinterland eine ganze Reihe von interessanten Nebenthemen zu schmuggeln. Das dominanteste Nebenthema ist seine Obsession mit den „Spuren des Imperiums“, die ihn schon lange begleitet. Die rohen Aussagen über die ukrainische und die russische Identität aus dem idyllischen Milieu des Hinterlandes bilden einen unheimlichen Kontrast zu den Inferno-Szenen von der Front. Die stille Kraft dieses Films besteht darin, dass es sich um keine Stilisierung handelt. Er sagt den Zuschauer*innen nicht, was sie denken sollen. Es lässt die authentischen Szenen und Wörter donnern. Am Anfang habe ich gedacht, dass es nur eine aktuelle Reportage sein wird. Der Film hat in mir aber ein belastendes, auswegloses Gefühl hinterlassen, das ein unendliches Scrollen durch die Videos auf Twitter nicht vermitteln kann. Ein Dokumentarfilm, der nötig war!