Kritiken (2 791)
Los dioses Rotos (2008)
Eine spannende Spielfilm-Soap-Opera mit einem dramatischen Finale und einem tiefen Gedanken.
In meinem Himmel (2009)
Kann dieser Film jemandem wirklich unter die Haut gehen und ihn begeistern? Bei Details ist Jackson wieder ausgezeichnet, z. B. die mit Gefühl dargestellte finstere Kollision der reinsten kindlichen Unschuld mit der schlimmsten menschlichen Form des Bösen (ein Mord) ist wegen ihrer Einzigartigkeit außergewöhnlich. Aber wegen der Collage aus mehreren Ebenen, die nach dem vielversprechenden Anfang kommt, und vor allem wegen dem finalen Ausgang der Linien stellt man sich eine Schlüsselfrage: "Was zum Teufel wollte der Autor mit diesem verwirrten Film sagen??“ Von den Fragen, welche die Bedeutung von konkreten Szenen und Figuren betreffen, gibt es viele – ich möchte aber keine Spoiler machen. Ich werde also nur eine harmlose stellen: Welche Bedeutung für das dramaturgische Konzept von diesem Film hatte die komische Figur von Susan Sarandon? Oder erscheint sie im Film nur deshalb, weil der Regisseur ein Fan von der Schauspielerin ist? Der Fehltritt von In meinem Himmel sind nicht die Fantasy-Bilder (die sind an sich schön), sondern die völlig aufgelöste erzählerische Vision.
Inside Man (2006)
Nach dem zweiten Mal erhöhe ich die Bewertung auf 5*. Inside Man ist so elegant wie der Anzug von Denzel, den er im Finale anhat. Es ist ein bewusster, intelligenter und unterhaltsamer Film über einen Bankraub, der keine Gewalt (und keine Gewalttäter) braucht, um geil zu sein. Im Gegenteil – der Film kritisiert die Gewalt treffend (die Parallele zum Actionspiel auf dem PSP-Display vom kleinen Schwarzen). Die Schauspieler*innen genießen ihre Rollen in vollen Zügen, Spike Lee und Brian Grazer (dem ein Budget von unglaublichen 45 Millionen US-Dollar reichte) sind echte Meister und die Abschlusskomposition "Chaiyya Chaiyya Bollywood Joint" ist ein perfektes Tuning von Emotionen aus dem Film.
Darkman (1990)
Sam Raimi dokumentiert mit diesem Werk und mit seinen späteren Spider-Mans die zehnjährige technische Entwicklung sowie die Intelligenzentwicklung von Comicfilmen. Die Dynamik der Handlung, das existenzielle Leiden der Hauptfigur, ihre Liebe zur Frau, die Definition der Schufte, eine Menge an ausgezeichneten Regie-Ideen – das alles blieb, es hat sich "nur“ die Gestaltung (die Digitalisierung) der technischen Seite geändert, man hat mehr Wert auf Logik und die Verknüpfung von Teilen des Drehbuchs gelegt und aus purer Unterhaltung wurde eine Unterhaltung mit einer realen dramatischen Dimension.
Moon - Die dunkle Seite des Mondes (2009)
Ein Pappkarton-Science-Fiction-Film mit einer guten Absicht, aber mit einem nicht besonders lobenswerten dramaturgischen Schnitt. Es überwiegen jedoch die positiven Eindrücke: Sam Rockwell spielt gut und Spaceys Stimme war eine gute Idee.
Außer Atem (1960)
Ein pseudointellektueller, improvisierender und aus der Filmemacher-Sicht uninteressanter Unsinn, den eine reichliche Menge an französischem Charme, der coole Belmondo und die schöne Bitch Seberg retten.
Bonnie und Clyde (1967)
Eine amoralische Rebell-Unterhaltung mit einer sehr sympathischen Starbesetzung. Das Herz des Films ist die over-the-top Chemie zwischen Beatty und Dunaway. So etwas wie Easy Rider, nur ohne Drogenkonsum und Sex, aber dafür mit Diebstählen und Schießereien. Es ist bemerkenswert, dass es den Autoren gelungen ist, ein so ernstes Thema so entspannt und menschlich zu behandeln. Tarantino mag diesen Film bestimmt sehr.
U2: Elevation 2001 Live From Boston (2001) (Konzert)
Die brauchen das 3D nicht… Eine unbeschreibliche Show, ein emotionales K.O., man schnappt dabei nach Luft. "Where the Streets Have No Name" ist vielleicht ihr bester Song, ihre Hymne und existenzielle Definition ist aber "Pride".
Shutter Island (2010)
Shutter Island ist ein bisschen wie manche De-Palma-Filme – er ist nicht für jeden gemacht, aber diejenigen, die er gefangen nimmt, haut er um. Es fing mit einer Schifffahrt auf eine geheimnisvolle Insel an. Die Kamera, der Schnitt und die bedrohliche Retro-Musik im Stil von Miklós Rózsa repräsentieren ein hochwertiges Handbuch für ein Film-Opening, das die Zuschauer*innen völlig gefangen nimmt, wie die Landung bei Soldat James Ryan am Anfang. Und es endete nicht direkt mit einer Pointe, welche die vorherige Handlung umgekrempelt hat (das ist ja in der Welt von Filmdrehbüchern nicht besonders originell), sondern mit einem Zusatz – einer letzten Szene und einem letzten Satz, welche "den Thriller mit DiCaprio, den Massen von Zuschauer*innen sehen wollen“ drei Level höher befördert hat. Allem, was sich zwischen der Einleitung und dem Ende befindet, könnte man einen ab und zu kitschigen Hauch vorwerfen, eine überflüssig desorientierte Orientierung zwischen der Realität und den Halluzinationen (die für einige holprig beantwortete Fragen sorgt) und eine kalte Einstellung zu den Figuren. All das ist jedoch ein Teil vom schlauen Spiel des Regisseurs, dem es nicht um eine Gänsehaut wegen Wahnsinnigen in Zellen im Block C und auch nicht um eine sentimentale Rührung wegen dem Schicksal der Hauptfigur geht. Weil dieser Regisseur in einer ganz anderen Liga spielt. +++ Nach dem zweiten Mal zitterten meine Hände so, als ob ich eine Packung Zigaretten von Doktor Cawley geraucht hätte. Ein außergewöhnlicher Film aus einer anderen, übersinnlichen Dimension.
Auftrag Rache (2010)
Ein überraschend ausdrucksloser und wenig unterhaltsamer Thriller. Martin Campbell ist "nur“ ein professioneller Action-Routinier. Dieser Stoff brauchte eine spezifischere Konzeption von der traurigen, depressiven und eindringlichen Warnung vor mächtigen Kreisen. Der Film enthält fast keine Action und die Lösung des Kriminalplots ist auch nicht hinreißend – sie ist mehr unübersichtlich als interessant. Danny Huston und Ray Winstone waren eine gute Wahl. Die Geschichte von Winstons Figur wurde aber nicht zu Ende erzählt (wobei klar ist, dass sie hier die zweitwichtigste Rolle spielen sollte). Gibson ist gut, aber in Payback – Zahltag war das was anderes. Wie der Film selbst.