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Kritiken (2 791)

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Impetigore (2019) 

Deutsch Ein konzentriert erzähltes Horrordrama im attraktiven exotischen Umfeld eines abgelegenen indonesischen Dorfes, mit einer geheimnisvollen Stimmung, einem Fluch über die Bewohner und mehreren knallharten Szenen, die sich Hollywood nicht leisten kann. Tara Basro in der Hauptrolle ist nicht nur schön, sondern leistet im Film auch die größte Arbeit. Die Indonesier haben mich ziemlich überrascht, sie führen hier ein fesselndes, aus formaler Sicht schönes und auf die Figuren fokussiertes Werk vor. Die Reaktionen mancher Figuren wirken am Ende vielleicht ein bisschen zu übertrieben. Es verdarb aber nicht das Gesamterlebnis.

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Lolita (1997) 

Deutsch Lynes Lolita ist bei der Darstellung der Gefühle von der Hauptfigur Humbert komplexer als Kubricks Version. Die Zuschauer*innen sehen eine poetischere Fassung seiner tragischen Geschichte. Dazu tragen der verträumte Blick von Jeremy Irons und seine vom melancholischen Morricone begleitete Stimme bei. Der Prolog wird hier nach all den Beziehungsproblemen schön mit dem Epilog verbunden… Der zweite Trumpf von Lyne ist die offenere, jedoch immer dezente Darstellung der intimen Beziehung zwischen den Haupthelden. Die geringere Aufmerksamkeit, welche Lolitas Mutter und ihrer Beziehung zu Humbert gewidmet wurde, war auch eine gute Entscheidung. Bei Kubrick konnte man dies nur für einen Ersatz für Dinge halten, die er damals nicht in den Film eingliedern konnte. Ich schätze auch die verborgenere Figur vom dämonischen Quilty. Insgesamt aussagekräftiger und befriedigender als das "Original“.

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Lolita (1962) 

Deutsch Eine nicht gerade hinreißende, aber immer noch ausreichend unterhaltsame Darstellung dessen, wie sich die Beziehung eines fürsorglichen Herren, welcher seine Sehnsüchte verbirgt, und eines jungfräulichen Mädchens, das ihre natürlichen Verführungskünste entdeckt, weiter entwickeln wird. Eine ruhig und zügig erzählte Geschichte, aus psychologischer Sicht detailliert und zart, mit überraschenden tragikomischen Momenten und einer geheimnisvoll uneindeutigen Figur von Peter Sellers. Was mir aber bei Kubricks Version von Lolita wirklich fehlt, ist ein offeneres oder wenigstens angedeutetes Spektrum ihres Intimlebens, das man sich eher nur vorstellen kann. Die Hauptfigur von Humbert wirkt hier eher wie ein platonisch verliebter impotenter armer Mann, der das Objekt seiner Sehnsüchte fanatisch kurzhält, weil er es selbst nicht haben kann.

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Schloss aus Glas (2017) 

Deutsch Ein durchschnittliches Familiendrama über eine Familie mit vier Kindern, einer verrückten Mutter und einem Vater, der Alkoholiker ist. Also über eine der Familien, von denen in der ganzen zivilisierten Welt Millionen existieren, weswegen die Geschichte nicht originell ist. Die Bemühung, realere Werte im Leben zu zeigen, als nur eine Einreihung in die kommerzielle Welt, ist nicht nur abgeleiert, sondern verfehlt hier auch ihre Wirkung, weil der Träger dieser Ideen in manchen Hinsichten ein schlaues, aber sonst unverantwortliches Alkohol-Wrack ist. Kurz gesagt nur eine weitere "auf wahren Begebenheiten beruhende“ Beschwerde, wie schwer die Kindheit von jemandem war.

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The Experiment (2010) 

Deutsch Blöd vom Anfang bis zum Ende und zum Schluss soll man dem Film noch einen großen Gedanken glauben.

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The King (2019) 

Deutsch Ein größeres Budget und eine bessere Bearbeitung der Schlacht würden den Film noch verbessern, aber auch so ist er einfach super. Durch ein langsames Erzählen verfolgt er mit psychologischer Sorgfalt die Umwandlung eines pazifistischen Bohemiens in einen harten Krieger, der seine Ehre verteidigen will. Freundschaft, Ehrgeiz, Intrigen, Verlust einer nahestehenden Sache und der Erwerb einer weniger wertvolleren Sache, welche jedoch durch das Schicksal vorausbestimmt wurde. Die englische und französische "politische Natur“ wurde aus historischer Sicht auch schön treffend dargestellt. Ausgezeichnete Schauspieler in allen vier Schlüsselrollen. Edgerton als Koautor und Koproduzent ist der Vater des Werkes. Hervorragend.

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Christine (1983) 

Deutsch Als Horrorfilm erschreckt Sie Christine nicht so sehr. Es geht kaum, einen seriösen Horrorfilm über ein altes rotes Auto zu machen, das sich nach einer Panne wie Transformer selbst repariert. Einen Schreck erleben Sie trotzdem und Spannung gibt es auch – wenn man den absurden Stoff bedenkt, funktioniert es auf eine überraschende Weise. Carpenter ist es auch gelungen, den bizarren Zauber des Themas zu erfassen, welcher für Kings Vorlagen typisch ist. Hier geht es um eine Fetisch-Beziehung von einem Outsider zu einem Auto, das zu seinem Götzen wird und ihm dabei hilft, sich selbst zu finden. Christine beschäftigt sich auch mit Dingen, auf welche die heutigen Autoren von Horrorfilmen oft pfeifen. Zu ihnen gehören die Figuren, ihre Verwandlung, das Motiv einer Bemühung den Freund zu retten u. Ä.

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The Devil All The Time (2020) 

Deutsch Ein Gewirr von Fucked-Up-Schicksalen, das vielleicht ein wenig übertrieben und unwahrscheinlich ist. Dazu kommt ein zu häufiges und wortwörtliches Voiceover. Schon so kann man einige wichtige Verbindungen von einzelnen Schicksalen voraussagen. Das ständig anwesende Voiceover, welches alles erklärt, raubt einem die eigenen Gedanken. Eine detaillierte Beschreibung der Gefühle einzelner Figuren gehört ins Buch, wo wir nicht die Gesichter von den Schauspielerinnen und Schauspielern sehen. Hier ist es überflüssig. Falls Sie aber auf das zu bequeme, monotone Erzählen eingehen, erwartet Sie ein solides Drama mit viel Leid, verdorbenen Früchten eines religiösen Fanatismus, einem zynischen Gebrauch von lockerer zeitgenössischer Musik (die an Coen bros. erinnert) und ausgezeichneten Schauspielerinnen und Schauspielern. Vor allem Jason Clarke und Pattinson glänzen hier in für sie atypischen, negativen Nebenrollen. Die Hauptfigur von Tom Holland schien hier paradoxerweise mehr im Hintergrund zu stehen. Er als Schauspieler ist da nicht schuld, vielmehr würde ich es als Fehler des Regisseurs betrachten. Dreieinhalb Sterne.

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Tenet (2020) 

Deutsch Ein banaler Plot, in dem zwei Figuren (ein Mann und eine Frau mit Chemie) normal reden und alle anderen so geheimnisvoll, dass sich ohne offensichtliche unlogische Momente ein Spektakel mit unerwarteten Ereignissen und nie gesehenen visuellen Attraktionen entwickeln kann, das ultra-sophisticated wirken soll. Um es genau zu sagen, mit einer nie gesehenen Attraktion, wo in einer Aufnahme manche Figuren nach vorne und manche rückwärts laufen und es sieht weder lächerlich, noch seltsam aus. Im Gegenteil – es wirkt originell und beeindruckend. Nolan bekannte seine Liebe zu zeitlichen Paradoxen übersichtlich und sinnvoll im Film Inception und nun kommt er mit einer Variante von anderen theoretischen Ebenen und verbindet das mit neuen Subgenre-Elementen (James-Bond-Filme). Und er täuscht vor, erstellt künstliche Komplikationen und bläst das Ganze so auf, wie es nur geht, damit er alles noch weiter und noch höher als beim letztem Mal treiben kann. Gleichzeitig versteckt er schlau die Abwesenheit einer tragenden Handlungsbasis (in Inception waren es Träume). Er zwinkert den nachdenklichen Zuschauerinnen und Zuschauern zu und sagt ihnen, dass sie gar nicht wissen, wovon er redet. Die Antwort lautet: Nein, aber es klingt unglaublich wichtig. Das kann man als Alibi verstehen. Ich nehme es aber eher als eine Bitte um Nachsicht bezüglich bewusster logischer Mängel wahr und schätze seinen Mut und eine außergewöhnliche Genre-Progressivität. TENET ist nämlich wirklich ein Techno-Thriller aus einer anderen Dimension. Die letzte Szene mit Pattinson erinnerte mich im Kontext des ganzen Films, bei dem ich an manchen Stellen wegen der cheesy Absurdität fast lachen musste, an Casper Van Dien in Starship Troopers. Eigentlich war es das Beste, was mir bei TENET zustoßen konnte, falls ich ihn mögen soll. P. S. Göransson ist spitze, er verlieh dem Film einen energischeren und innovativeren Ton, als wir von Zimmer bekommen könnten (welcher aber nur zum Anhören angenehmer wäre).

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I Love You Phillip Morris (2009) 

Deutsch Verspieltheit und Schwung beim Erzählen sind zusammen mit den guten Schauspielleistungen unterhaltsam. Zum Schluss werden die Verhaftungen, das Gefängnis und die Fluchten langweilig. Als Ganzes wirkt der Film viel länger, als er in Wirklichkeit ist. Komische und kitschig romantische Gay-Szenen gibt es hauptsächlich in der ersten Hälfte viele. Bei Carrey und McGregor wirkt es bizarr, aber man kann sich daran gewöhnen.