Gemini Man

Im Hinblick darauf, wie ernst sich der Film nimmt, ist Gemini Man kein besonders geistreiches Werk. Und obwohl ich mir insgeheim gewünscht habe, dass ein Will-Smith-Filmdreieck entsteht – I Am Legend + I, Robot + ? – ist es leider nicht passiert. Außer dem seltsamen Drehbuch, bei dem es mehrmals so aussah, als ob es sich auf eine überraschende Wende vorbereiten würde, zu der es schließlich nicht gekommen ist, waren auch die Tricks seltsam. Damit meine ich jetzt nicht den verjüngten Will Smith, der wirklich perfekt ist (Was kommt als Nächstes? Sollen wir z. B. neue Grotesken von Buster Keaton erwarten?), sondern den Rest – viele Aufnahmen sehen nämlich nervig digital aus… Die Verfolgung auf den Motorrädern ist prima, manchmal kommen aber seltsame Momente (man muss einfach daran denken, wie es z. B. mit dem Stuntman-Verrückten Tom Cruise aussehen könnte, der keine digitale Doubles und Motorräder bräuchte), die Kämpfe Mann gegen Mann wirken eher wie Kämpfe Roboter gegen Roboter… Und Ideen der Regie? Wenn ich mich daran erinnere, wie originell damals Ang Lee mit dem Comic-Hulk gearbeitet hat (ja, den mach ich wirklich), muss ich sagen: Es ist nichts Besonderes. (12.10.2019)

Die Absicht war, mit einem top Drehbuchautor und einem "künstlerischen“ Regisseur einen einfachen Van-Damme-Stoff zu einem geistreichen, emotionalen Actiondrama mit einer verhüllten sozialen Thematik zu machen. Und das hat nicht gerade geklappt. Der digital verjüngte Smith ist eine WTF-Figur – er soll den heftigsten innerlichen Kampf durchmachen, der eine hochwertige Schauspielleistung fordert. Paradoxerweise ist er mit der Shrek-Mimik die am schlimmsten "gespielte“ Figur des Films. Der Film mit dem ehrgeizigen Plan wird auch durch die unrealistischen digitalen Actionszenen verdorben. Sie sind wie aus dem Häppchen-Vergnügungspark Fast & Furious. Dabei sah der Anfang so vielversprechend aus. Will ist immer noch cool und die Chemie zwischen ihm und Mary Elizabeth Winstead angenehm. (26.11.2019)

Die Werbung für Gemini Man im 3D-HFR-Format hat mich ins Kino gelockt, und ich war neugierig, wie ein verjüngter Will Smith in echt aussieht. Mehr als einmal habe ich während der Handlung eine gewisse Genre-Verwirrung gespürt, und ich war mir nicht ganz sicher, ob der Film selbst wusste, was er sein wollte. Wir haben es hier mit einem actiongeladenen Science-Fiction-Film über das Klonen von Menschen zu tun, der mit gelegentlichen Witzen und romantischen Anspielungen gespickt ist, während er manchmal oberflächlich versucht, etwas Besseres innerhalb des Science-Fiction-Genres zu sein. Was die Actionsequenzen angeht, kann ich mich nicht beklagen - die Verfolgungsjagd auf Motorrädern, das Duell zwischen den Totenköpfen oder der Endkampf waren wirklich toll - auch wenn ich anmerken muss, dass es manchmal aufgrund der Bildqualität zu künstlich aussah, aber ich bin trotzdem froh, dass ich mich für einen Kinobesuch in diesem Format entschieden habe. Die Optik des verjüngten Smith war in der Tat beeindruckend, ich war nur etwas verwundert über den geringen Platz für Benedict Wong und über das eher fade Ende. Es waren sicherlich keine verschwendeten zwei Stunden im Kino, aber es ist auch eine einmalige Angelegenheit, die man innerhalb einer Woche wieder vergessen hat. (13.10.2019)

Ich befinde mich in einem Stadium, in dem ich die Schauspieler meiner Kindheit, die ich in den neunziger Jahren so mochte, mittlerweile an Seite derer Kinder spielen sehe und sie ähneln ihnen sehr. Wie ein Deja vu. Es ist halt so. An diesem Film ist gut zu erkennen, dass er von einer erfahrenen Person gedreht wurde und dass Ang Lee bereits in den neunziger Jahren gezeigt hat, wie Filme gedreht werden sollen. Heutzutage gelten aber solche Filme als Standard, nicht als etwas, was man sich unbedingt merken sollte. Die Action ist gut, die Effekte gehen gerade so, die Dialoge sind eher schwach und die Handlung entspricht dem Niveau eines fünfjährigen Jungen. Ok, Hollywood möchte es heutzutage so, also vergebe ich drei Sterne, aber bin der Meinung, dass ich innerhalb einiger Monate Gemini Man mit ruhigem Gewissen vergessen werde. (17.08.2020)

Gemini Man is a strange combination of a 90s action movie with an attempt to suggest what the future of cinema might look like, and I'm not sure I like it. I didn’t mind the B-movie story, Gemini Man is still a brisk actioner and Ang Lee handles the chases, the shootouts and the one-on-one fights brilliantly, and thankfully there's not a shortage of them, so the overall goofiness and straightforwardness doesn't particularly matter (except perhaps for the boring villain). The problem I had was more with the visuals. While young Will Smith looks really great, everything else is kind of weird. Gemini Man is visually unnaturally... clean. Especially in the exteriors, it looks more like a very well done computer game animation, which unfortunately with its bold colors sometimes resembles the worst of South American soap operas. I don't know to what extent it was 3D or 120fps, but personally I found it distracting and even annoying at some points. (09.10.2019)