Ve stínu

In the Shadow steht hier ein erfolgreicher dunkler Thriller über eine antijüdische Verschwörung in der kommunistischen Tschechoslowakei, die im Jahre 1953 entfesselt. Ich war angenehm überrascht, wie es Ondříček gelang, die Realien zivilisiert zu bändigen - die 1950er Jahre sind nicht lediglich eine absurd dunkle Zeit, sondern sie haben auch ein Stück des "Hrabal" -Proletarismus sowie des "Wir-bauen-den-Sozialismus-Bockmists“ (großartige Rezitation des Gedichts Kulak) in sich. Es macht keinen Sinn, so zu tun, als wäre dies weiß der Gott was für eine Detektivstory - nach einer Weile ist es mir recht klar, dass es sich eher als um eine "Whodunit“-Detektivgeschichte handelt, sondern um einen heftigen Zusammenstoß zwischen dem hartnäckigen Kapitän der Kriminalpolizei mit dem "Octopus" der tschechoslowakischen sozialistischen Polizei StB handelt. Doch da kommt schon der Stolperstein: Obwohl die Schauspieler Koch und Trojan großartig spielen, im Film gut geschriebene Dialoge sind und er die Spannung aufrecht erhält, am Ende entlarvt er doch die banalsten moralischen Klischees über Heldentum angesichts der "Willkür von oben". Dies geschieht zum Preis von enormen Drehbuchwendungen und unrealistischer Lösungen (in Bezug auf die Familie, aber auch zum gesamten konstruierten Monsterprozess mit der jüdischen Gemeinde), leider auch zum Preise sehr vager Motivationen der Charaktere (es fehlt hier vollends eine Ebene, die in jedweder Weise die Tatsache angehen würde, dass sich beide Haupthelden mit sprichwörtlichen Oktopussen angelegt haben und vor allem kann Kapitän Hakl nicht so engelsrein und prinziporientiert sein kann, wie es der Film vorgibt) und am Ende führt er zu einer doofen heldenhaften Geste. Mit anderen Worten weicht hier der Realismus mitsamt des Dramas zu Gunsten einer edlen Moral über Helden zurück, die einen Aufstand wagen - so dass wir in Folge dessen anstelle eines vielschichtigen Films im Grunde genommen ein triviales Schachspiel mit Konstrukten sehen. Jammerschade, die Beschreibung der Umgebung zeigt, dass es viel mehr auf dem Spiel war. Und zum Schluss noch: Warum muss in jedem ähnlichen Film in 90% des Filmmaterials suggestive Musik erklingen? Um Gottes willen, lassen Sie das Publikum doch endlich eigenständig denken und fühlen. (04.09.2012)

Drei und ein Stückchen. Als Detektivfilm oder Krimi ist In the Shadow ein sehr schwaches Werk mit einem sehr gewöhnlichen Plot und den schäbigsten Charakteren, die es gibt. Wenn man ihn als einen Film aus der Vergangenheit betrachtet, ist es besser. Die Stimmung kam mir glaubhaft vor und man sieht, dass sich die Filmemacher in dieser Hinsicht Mühe gegeben haben. Die "Botschaft an die Menschheit“ und "die Ehrung der Mutigen“ sind wie die Krimigeschichte – miserabel (auch wenn der Gedanke, etwas über dieses Thema zu drehen, natürlich lobenswert ist). Danke für die ausgezeichneten Schauspielleistungen von Ivan Trojan und Sebastian Koch sowie die angenehme Kamera, die fast einen Noir-Charakter hat. Für den Rest und die übertriebene Länge danke ich hingegen nicht. (06.09.2012)

I gave it four stars at first because I’m happy about every Czech film that isn’t bad, and In the Shadow is not a bad film. The problem is that it’s not the good detective film that it wants to be most of the time. It works mostly on a dramatic level, but the unnecessarily complicated, confusing and vaguely narrated level of the detective investigation bothered me in the cinema. I didn’t get exactly the who, what, how and why… Technically speaking, it’s comparable to the European competition, which is good. What Czech cinema is missing the most today are good screenwriters. (27.09.2012)

A detective storyline lost under a layer of ideological cleansing, and it’s not even saved by the fact that the extras are familiar faces and that Ondříček sells it visually as a sovereign European film. The cool façade is more likely to bear a jolly contemporary comedy than a period reckoning with a dark chapter of national history. A missed opportunity whose superficial glitz was only cemented by the movie award. (27.06.2013)

I decided to go to the cinema to see In the Shadow because I believe such efforts at good filmmaking simply deserve my money. It surprised me that David Ondříček was able to make such a great film. The actors were amazing. I have to praise Sebastian Koch, who had the desire to star in a Czech film. He definitely succeeded. Still, I must not forget Ivan Trojan in the leading role, who was absolutely amazing. But the others were good as well. And even though they only appeared in the film for a few scenes, it was a pleasure to see them, whether it was Martin Myšička, Miroslav Krobot, Simona Babčáková or Jiří Štěpnička. As for the story, I admit that I was expecting a complicated riddle with an interesting ending. But the essence is far simpler than you would expect. Nevertheless, for the great atmosphere of the fifties, the landscape and the set designs, which I still don’t understand where the filmmakers found them, and especially how they managed to adapt them so well, but also for the great production... this film simply deserves the attention. (03.10.2012)