Die Unschuldigen mit den schmutzigen Händen

Die Kopien aus der Filmbooster-Filmothek scheinen einen etwas anderen Film zu bieten, als er zum Beispiel auf DVD zu sehen ist. Partieller Schnitt, unscharfes Bild, Kratzer, sehr kurze Untertitel und ein Raum voller Originalzuschauer. Einige schliefen ein, andere machten Fotos, aber am Ende haben wir alle gekichert. Worüber? Über das extrem langsame Erzähltempo, die gegensätzlichen, absurd konstruierten Dialoge, die unfreiwillig komischen Details, die Wendungen wie aus einer Malhorn-Revue, das gealterte Schauspiel des Großteils des Ensembles und die ewigen Wahrheiten des Lebens, die ohne einen Hauch von Ironie präsentiert werden. Das einzige zeitlose Plus dieses Kriminaldramas sind Romy Schneider und ihre Darstellung der Julie Wormser. Romy verbirgt nicht nur keinen ihrer Reize vor dem Zuschauer, sondern sie ist so faszinierend, dass sie fast den ganzen Film über die intimen Verwandlungen ihrer Protagonistin trägt. Das ist unglaublich. Wenn man ihre Gestik, ihre subtile Mimik und ihre oft herausfordernde Haltung betrachtet, kann man Jean Rocheforts allzu gewollt humorvolle Etüden vergessen, das Ermittlerduo, das jede freie Minute miteinander verbringt und dem Fall vor dem Hintergrund üppiger Abendessen oder Schach- oder Pétanque-Spiele auf den Grund geht. Die eine ist besorgt über das unausgewogene Spiel ihres Mannes, ihres Liebhabers und des Anwalts ihres Mannes (die natürlich alle hinter ihr her sind). So bin ich wieder in die Enge getrieben und genieße die Solodarstellerin auf Kosten des gesamten Films. (16.11.2011)