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Jan Masaryk, tschechoslowakischer Botschafter im London des Jahres 1938, muss hilflos zusehen, wie die Verbündeten Großbritannien und Frankreich sein Land Hitlers Expansionsgelüsten opfern. Nach einem Zusammenbruch nimmt sich ausgerechnet ein deutscher Psychiater seiner an. Er war ein echter Bohemien aus Böhmen. Er liebte die Frauen, das exzessive Nachtleben der 20er und frühen 30er Jahre und durchaus auch die Drogen. Doch als Sohn des ersten Staatspräsidenten der Tschechoslowakei, Tomas Garrigue Masaryk, muss Jan Masaryk seiner Heimat bald als Diplomat dienen. 1938, als Hitler gerade ansetzt, die sudetendeutsche Frage als Vorwand für die Besetzung des Nachbarlandes zu nutzen, ist Masaryk bereits Botschafter in London. Verzweifelt versucht er die beiden Schutzmächte Großbritannien und Frankreich an ihre Pflicht, seine Heimat zu schützen, zu erinnern. Doch nach und nach verschließen sich vor ihm alle Türen: Am 29. September 1938 verhandeln die europäischen Großmächte aus Angst vor der Eskalation ohne ihn mit dem Deutschen Reich und Italien. Das Ergebnis: das Münchner Abkommen. Bereits am 1. Oktober besetzt die Wehrmacht dann Teile, Mitte März 1939 schließlich den Rest des Landes. Masaryk erleidet daraufhin einen Zusammenbruch. In einem Sanatorium in Neuengland versucht er seiner Depression Herr zu werden, wobei sich ausgerechnet Doktor Stein, ein deutscher Arzt im Exil, des prominenten Patienten annimmt. Es gelingt ihm letztendlich Masaryk dazu zu ermutigen, in die Exilregierung in London einzutreten und über die BBC zu seinen Landsleuten zu sprechen. Und auch der ersten Nachkriegsregierung tritt Masaryk bei, bis er 1948 aus dem Fenster seines Büros in den Tod stürzt. Man geht mittlerweile von Mord aus. (arte)

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Kritiken (8)

NinadeL 

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Deutsch Es ist ein Vergnügen, Julius Ševčíks Reise durch das tschechische Kino zu sehen, aber man sollte auch fragen, ob drei Filme innerhalb eines Jahrzehnts wirklich ausreichen, um sein Talent zu belegen? In aller Kürze: Der Verrat von München ist ein notwendiger Film, sei es wegen seines Genres oder wegen der Wahl der Persönlichkeit, die er betrachtet. Er ist gekonnt gedreht, interessant, passt in die Farbe des Münchner Stigmas und bietet ein weiteres Stückchen. Diejenigen, die mit dem Thema weniger vertraut sind, werden zumindest in den Charakter der Auslandsreisen von Jan Masaryk eingeführt und hören Roden Fremdsprachen sprechen. Für mich OK. ()

Stanislaus 

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Deutsch Was man dem Verrat von München auf den ersten Blick nicht absprechen kann, ist sein unübersehbarer Ehrgeiz, der willkommen ist, wenn er gut genutzt und verwertet wird. Was in diesem Fall glücklicherweise so war, und so ist ein Film entstanden, der sich für tschechische Verhältnisse deutlich vom Durchschnitt abhebt. Zwölf Tschechische Löwen sind auf jeden Fall angebracht, auch wenn ich zugegebenermaßen nicht alle Konkurrenzfilme gesehen habe - aber Der Verrat von München hat die Messlatte ohnehin ziemlich hoch gelegt. Über die Besetzung kann ich mich nicht beklagen, alle Beteiligten haben ihre Rollen perfekt gespielt, und ich war mit der sprachlichen Schichtung und Authentizität zufrieden. Was den technischen Aspekt betrifft, so handelt es sich um einen solide gemachten Film, der viele stimmungsvolle Aufnahmen mit einem unverwechselbaren musikalischen Aspekt verbindet. Ein gekonnt gefilmter und glaubhaft gespielter Ausflug in vergangene Zeiten, die nicht gerade einfach und sicher waren. ()

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claudel 

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Deutsch Ob man nun Masaryk als Akademie oder als Kritiker sieht, d. h., dass dies ein Film von 2016 oder 2017 ist, handelt es sich durchweg um einen durchschnittlichen Film, der nur die schauspielerischen Leistungen von Roden und Kaiser (doch wir kennen auch deren bessere Rollen) und Masken, ggf. die musikalische Seite des Films oder ein paar interessante Szenen als überdurchschnittlich anzubieten hat. Künstlerisch kommt er so an die Qualitäten von I, Olga Hepnarova, Familienfilm und auch an die von Dreck, The Quartette oder Ice Mother nicht heran. Ein überbewerteter Film, um die ein überflüssiger Humbug gemacht wurde. Daumen hoch für die Kritiker dafür, dass sie es ablehnten, Masaryk zu den Filmen des Jahres 2016 zu zählen, im Vergleich mit den Filmen aus dem Jahre 2017 bestand nur Roden. ()

Marigold 

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Deutsch Der Film funktioniert nicht als psychologisches oder politisches Drama, obwohl er sich große Mühe gibt, die Ereignisse vor und nach München auf die Ebene eines echten persönlichen Traumas zu vermenschlichen. Der Film ist mechanisch, langatmig, trocken illustrativ (er verbindet Politik mit profaner Unterhaltung und dann mit Oper, omg), leblos und nicht sehr aufschlussreich. Das Interessanteste daran ist nicht das buchstäbliche Drama eines Irrenhauses, sondern der Blick hinter die Kulissen der Diplomatie... Ich würde dem Ganzen ein paar Hinweise auf interessante Momente zugestehen, aber leider ist es insgesamt ein dysfunktionaler Flickenteppich aus verschiedenen Praktiken und Genres. ()

POMO 

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Deutsch Was die Sterne-Bewertung betrifft, ist es so hochwertig wie Operation Anthropoid, aber in einer anderen Weise. Der Verrat von München ist kein Actionfilm, er zeigt weder schöne Typen, noch ein Liebesmotiv. Er ist politisch, enthält Sex und Drogen. Eine Hälfte des Films spielt in einer psychiatrischen Klinik. Er kommt den Zuschauer*innen entgegen, die eine künstlerische Berührung durch eine einzigartige Form schätzen. Es geht ihm nicht darum, die Zuschauer*innen mit einer emotionalen Geschichte gefangen zu nehmen, sondern so würdevoll wie möglich, formal auf einem Weltniveau, eine Zusammenfassung historisch bedeutender Ereignisse darzustellen, die um eine Person passiert sind. Alle Nominierungen für den Preis Český lev hat der Film verdient. Das Drehbuch verbindet vernünftig eine Charakterstudie des enttäuschten Masaryk mit genau den historischen Schlüsselmomenten, die mich interessieren. Den Filmemachern ist eine gute Auffassung der Zeit und der düsteren Atmosphäre aller Schauplätze gelungen (insbesondere die Interieurs der Paläste, die Arbeitszimmer mit den Vorhängen und dem Gegenlicht sind top). Und die Schauspieler*innen haben eine super Arbeit geleistet. Es ist ein kälteres Filmerlebnis, aber es lohnt sich. ()

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