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Kritiken (1 980)

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Batman V Superman: Dawn of Justice (2016) 

Deutsch Bis auf das, dass man hier während der ersten Stunde mit einer Körperhaltung wie auf dem Exerzierplatz steht, als ob jemand die Bibel gefressen und danach Beruhigungsmittel für Pferde heruntergeschluckt hätte; und bis auf das, dass man fast zwei Stunden lang versucht zu verstehen, warum sich die beiden Menschen doch so sehr hassen, um sich letztendlich in wenigen Sekunden, anzufangen sich zu lieben, mit Ausnahme dessen, dass nahezu alle dynamischen Transfers mittels Gesprächen oder Traumsequenzen erfolgen; außer dass die Motivationen sowie Handlungen der Charaktere sich nach der Logik des perversen Lobotomiedrehbuchgottes richten; außer dass dies hier (wieder) keine vollwertigen Charaktere gibt, sondern nur kantige Stimmen, außer dass Jesse Eisenberg eine sehr lowcostfokussierte Heath Ledger Version spielt, außer ... was wollte ich denn noch? Ich weiß es gar nicht mehr Eigentlich ja. Schöne Bilder für Comic-Fanboys und exzellente Regie - Kontaktformn. Meiner Ansicht nach. Ich habe das dumpfe Gefühl, dass der Man of Steel mich da mehr verärgert hat, als dieser Dawn of Randomness. Sofern DC den Weg einschlägt hat, ihre Filme als genetisches Konglomerat aus hochgradig comicsähnlicher Stilisierung und enorm rhetorischen Verweisen auf ernsten Themen zu drehen, so sollte man sich einen Regisseur zulege, dem ex gelingt da ganze beisammenzuhalten. Doch das ist bei Snyder nicht der Fall, Snyder, insbesondere wenn er mit einem Drehbuch arbeitet, das eher an ein Set von Nicht-Follow-up-Ideen zur weitere Ausarbeitung ähnelt.

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Eva Nová (2015) 

Deutsch Circa zwei Drittel lang ist dies starkes und exaktes Porträt des Alterns, von Schwäche und Entfremdung. Marko Škop hat als Dokumentarfilmer das Feingefühl, um den sozialen Hintergrund der Figuren ohne unnötige Erklärung festzuhalten. Er weiß nur, wohin und wie man die Kamera ausrichten soll. Diese zum Ersticken bringende kammerähnliche Angelegenheit und selbstreflexiver Film zugleich verwässert jedoch Leider im letzten Drittel ihre Intensität in überflüssigen oder sich wiederholenden Szenen des Elends und des Hineinschauens in einen Spiegel. Wir nehmen hier ein klares Regiekonzept wahr (Eva schaut bereits am Anfang in den Spiegel), jedoch ragt gleichzeitig eine bestimmte Konstruktion heraus, die im Gegensatz zur Familienstammbaumlinie allzu deutlich darlegt, was für den Betrachter ungewollt offensichtlich ist. Szenen aus dem Seniorenheimen und von der Rezeption verwechseln Empathie mit Exploatation. Auch der Schlussteil im Pool klingt etwas peinlicher aus als die Top-Szenen im ersten Teil, wo die Kamera exakt weiß, welchen Abstand sie von der Handlung bzw. den Personen bewahren soll. Eva Nová muss sich jedoch im Kontext der zeitgenössischen Festivalfilmemacherei überhaupt nicht schämen. Trotz der Mängel ist bleibt das hier nämlich voll und ganz bei der Sache. Solid *** / knappe ****.

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Trabantem do posledního dechu (2016) 

Deutsch Wenn du ihn liebst, gibt´s kein wenn und aber. Der gelbe Zweitakter-Zirkus verwandelt sich im neuen Streifen von einem Reisedokument in eine doch so schöne Situationskomödie über Reisende. Manchmal irritiert es mich, dass die Filmemacher dem Publikum nicht allzu viel erklären, wo sie sich den befinden und wie sie dorthin gekommen sind (ich habe in Erdkunde mein ABI absolviert, jedoch bin ich nicht in der Lage zu sagen, dass ich mich in der Filmbranche besonders gut orientieren würde), manchmal bekümmert es mich, dass ich über die Crew an Plastiktanks so wenig weiß, doch die meiste Zeit über machte es Spaß, sich von diesem Vehikel mitreißen zu lassen, das genau wie seine Fahrgäste verfällt. Dies ist bis zum letzten Atemzug ist es eine Situationskomödie darüber, wie es ist, mit jemandem ein halbes Jahr zu verbringen, andauernd irgendwohin zu fallen und dennoch etwas zu reparieren, was die gegebenen Gebiete hätte niemals erreichen dürfen. Das ist in der Tat ein Zirkus auf dünnen Reifen, ein Fest der Hartnäckigkeit und der Liebe zum sinnlosen Risiko, ohne das das Leben eine Autobahn wäre. Ich hoffe, dass wieder ein TV-Cut erstellt wird, welcher die wilde Filmmontage eliminiert. Wenn Sie jedoch ein Anhänger des Trabigestanks sind, werden Sie diese Dämpfe bis zum letzten Atemzug genießen. Es ist schwer, dieser Art an DIY-Wahnsinn nicht zu erliegen ... Dan Přibáň: Hanzelka und Zikmund treffen den tschechischen Heimwerkertüftler Přemek Podlaha. [70%]

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I, Olga Hepnarova (2016) 

Deutsch I, Olga Hepnarova - stark... und photogenisch. Ein schrecklich unklarer Film in Bezug zur Behandlung der Hauptfigur, jedoch auch in Bezug auf Schauspiel und Drehbuch. Es gibt hier Auslassungen und Fragmente, jedoch an einigen Stellen immer noch unnötig viele Wiederholungen, wobei er an anderer Stelle durch das Überspringen von Details eher verwirrend wirkt, anstelle den Eindruck von Kälte zu bestärken. Es ist eine eher raue als organische Kombination aus einem sehr filmischen und fotogenen Bildmaterial, einer leicht theaterähnlichen befremdlichen Konzeption einiger Szenen und zeitgenössischer Dokumentarfilme. I, Olga Hepnarova fungiert in einzelnen Szenen, besonders wenn hier nicht gesprochen wird und irgendwo Rauch aufsteigt. Außerdem erhält sie dank des Gesichtsausdrucks sowie der seltsamen Körperhaltung von Michalina Olszańská ein beunruhigendes Sexappeal. Ebenso möchte ich die freie Arbeit mit dem Zeitgenössischen, das Nicht-Errichten von für die Normalisierungszeit so typischen Kulissen erwähnen und auch die Unterdrückung jedweder "systemseitiger“ Merkmalen. Dieser Film nimmt die Charaktere in einem ganz bestimmten räumlichen Abschnitt wahr, er entschuldigt sich für sie nicht unter Berücksichtigung der Korruption des Systems. In dieser Hinsicht ist er sehr suggestiv. Wenn ich ihn allerdings als eine semantische Einheit betrachten soll, die mit der entfernten Studie eines Monsters und einem Prozessbericht über eine Massenmörderin arbeitet, vermag ich es leider nicht, der Verlegenheit zu entrinnen. Na ja, das ganze ist schon bereits die Arbeit von Menschen, welche vielen lästigen tschechischen Konventionen aus dem Wege gehen und ihre lehre aus dem zeitgenössischen Festivalfilm gezogen haben, doch das allein garantiert ja noch keine Kohärenz oder Wirkung. Ich muss mich denjenigen anschließen, die da sagen, dass  I, Olga Hepnarova ein Film im Sinne der Redewendung "auf Nummer sicher gehen“ ist. Gar nicht auf diejenige Gewissheit, auf die wir uns hier jahrelang gewöhnt waren, doch das ändert nichts an der Sache. Der scheinbar provokative und moralisch ambivalente Streifen endet in jeglicher Hinsicht somit mit den ersten Schritten.

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Brooklyn - Eine Liebe zwischen zwei Welten (2015) 

Deutsch Eine Art niedliches rot-grünes Bücherregal mit Pastellrand. Wenn denn da mehr dran ist, als Schorsches sensibles Zögern darüber, ob eher seine Liebe gegenüber dem verkümmerten italienischen Bidetreparateur entflammt, oder zu einem stinkreichen irischen Nazi aus Star Wars, so habe ich das wahrscheinlich übersehen, doch das wird wohl an der Überdosis an Farbe, weichem Licht und irischer Musik liegen. Letztenendes bin ich auf den Film noch nicht einmal sauer, es ist lediglich eine Zusammenstellung von allem, was mich bei ähnlichen Dramen regelrecht fertigmacht. Dieses Ende stellt ein wirklich sauberes Passwort aus der Klischeenzyklopädie für beginnende und endende Drehbuchautoren dar.

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Midnight Special (2016) 

Deutsch Es gibt hier eine euphorische Eingangsszene (die beste Tension auf dr Straße seit Drive), eine sehr gute erste Stunde, ein paar solide Szenen danach, doch leider gehört der Rest zum schlechtesten, was Nichols jemals geschrieben/aufgenommen hat. Der Schluss folgt dann ganz im Sinne von fullt retard... d.h. voll spät Shyamalan. Jammerschade ... als Hommage an die siebziger Sci-Fi ist´s ja ok, jedoch als dramatisches Ganzes mit einer eher subtilen psychologischen Linie wirkt´s inkohärent. [Berlinale 2016]

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Yarden (2016) 

Deutsch Das Ganze befindet sich irgendwo zwischen einer Östlund-Sozialsonde sowie dardenneähnlichen (Anti) Moral - der Geschichte eines gescheiterten Mannes, der absichtlich sein Leben zerstört, was ihn zur untersten Schicht schwedischen Gesellschaft bringt, schlecht bezahlte Gastarbeiter auf einem Autoumschlagplatz in Malmö. Dehumanisierte Arbeit, dehumanisierte Beziehungen, eine vollends dehumanisierte Form, wo ein unverwechselbarer Rahmen, kalten Farben und eine aggressiv industrielle Klangkomponente dominiert. Ein Film, welcher die mangelnde Empathie anspricht und sich selbst gar nicht darum bemüht, die selbige hervorzurufen, weder im Falle der Einwanderer noch beim Protagonisten, der viel zu passiv ist und lasch ist, um etwas Mitgefühl zu fordern. An seine Entscheidung wird Rosetta in der zweiten Hälfte vom Dardenne-Bruder erinnert, jedoch wird dem Betrachter keine Satisfaktion geboten, sondern lediglich ein brutal zerrissenes sowie raues Ende. Es bekümmert einen insbesondere der suggestive Gebrauch einer Opernouvertüre als Untermalung und die teilweise diskutable Bemühung, aus dem Film eine Metapher Schwedens zu machen, doch als Werk ist dies bemerkenswert. [Berlinale Forum 2016]

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Hedis Hochzeit (2016) 

Deutsch Das zeitgenössische Tunesien - vermittelt anhand der Geschichte eines jungen Mannes, der sich nicht zwischen der Variante mit einem Plan (Tradition) und keinem Plan (liberale Beziehung) entscheiden kann. Was vielleicht den Eindruck eines modernen leidenschaftlichen Etwas machen könnte, verwandelt sich unter den Händen von Debütant Mohamed Ben Attia in eine lebendige, helle und faszinierende Pilgerreise durch Länder, die in der Zeitlosigkeit zwischen Tradition und Moderne schweben. Zwischen Revolution und Nüchternheit. Katastrophe und ...? Ein starker Film, der sich durch die Dardenne-Kinetik hat inspirieren lassen, woraus der Regisseur einen Teil nimmt, der allerdings nicht als Epigon daherkommt, sondern als erfinderischer Beobachter intimer Beziehungen sowie ihres sozialen Kontexts fungiert. Erfreuliches auf mehreren Ebenen. Die Tunesische Version von Nader und Simin – Eine Trennung.[Berlinale 2016]

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Seefeuer (2016) 

Deutsch Es ist enorm schwer, das Ganze zu bewerten und hierzu zumindest eine leicht unpartizipative Haltung einzunehmen. Rosi hat seinen Dokumentarfilm viel durchdachter und durchkomponierter gedreht als irgendeinen Spielfilm, er wechselt explizite Szenen vom dem "Schiff des Todes" mit einer fast komisch anmutenden Routine des Lebens eines kleinen Jungen auf Lampedusa ab. Gerade diese Abwechselung von emotionaler Wärme und Frost, welche dem Film seinen Rhythmus und Stärke verleiht, in Anbetracht derer es sehr schwierig ist, hin zum Zynismus der "Masse" der Flüchtlinge zu entkommen. Rosi ist direkt adressiert. In einem Teil der Szenen aus dem Flüchtlingslager werden die Flüchtlinge bewusst im Halbdunkeln betrachtet, der Abschnitt auf dem Meer wird wiederum detailgetreu dargeboten. Die explizite Darstellung in einigen Aufnahmen löst eine Debatte darüber aus, was noch zulässig ist und was jenseits guten Willens liegt. Jedoch im Rahmen der Sozialpornografie ist Rosis Ansatz auf beiden Ebenen viel zu raffiniert und konsequent. Die beiden Welten - wobei in der einen gelitten und gestorben wird und in der andere ein ganz normales Leben geführt wird - sind mehrere Kilometer voneinander entfernt und werden durch die Person eines Arztes miteinander verknüpft, der sich um Flüchtlinge kümmert. Seine Aussage (die übrigens eine der wenigen ist, die im Film direkt erscheinen, ansonsten kommt der größte Teil des gesprochenen aus zivilen Dialogen) ist meines Erachtens der stärkste Moment der gesamten sogenannten Flüchtlingskrise. Rosi bemüht sich, den Betrachter davon zu überzeugen, nicht auf mehrere eingelebte Fluchtstrategien zurückzugreifen. Das hier passiert eben und wir dazu irgendwie Haltung einnehmen. Seefeuer ist keine Auftragsarbeit, keine soziale Beauftragung. Es ist eine nachdenkliche künstlerische Darstellung des poetischen Alltags sowie einer Katastrophe, die vor unserer Türschwelle passiert. Es werden hitzige Debatten über die moralische sowie politische Dimension geführt. Fuocoammare - Seefeuer wird polarisieren. Wie jeder großartige und wichtige Film. [Berlinale 2016]

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Deadpool (2016) 

Deutsch Sich Deadpool anzuschauen ist ein wenig so, als würde man mit einem betrunkenen Freund über den Prager Wenzelsplatz laufen, der sich dann mitten auf den Bürgersteig hinstellt und anfängt zu urinieren. Und alle zehn Sekunden schreit er: VORSICHT, ICH HABE EIN GLIED IN DER HAND; was anfangs noch recht lustig ist, jedoch dann wird es etwas zu eindeutig und ermüdend. Deadpool ist insofern unterschiedlich das er sich so sehr von anderen Superhelden unterscheiden würde, sondern darin, dass es die Unterschiedlichkeit stets thematisiert und dem Publikum sprichwörtliches Futter zuschüttet. Ansonsten wirkt das Ganze ebenso durchschaubar wie CapAm, aber dort, wo sich der Kapitän wie der Hauptheld Mirek Dušín aus dem legendären tschechischen im Pfadfinderstil aufgemachten Comic Rychlé šípy verhält, benimmt sich Deadpool gezwungenermaßen wie ein Trottel. Es ist einfach die modellhafte Rückkehr eines Unterdrückten. Marvel hat so lange Gewalt, Vulgarität und Sex aus seinen Filmen verdrängt, bis ausreichend Material für Deadpool da war, um alle Löcher (Fäuste) auf vorbildliche Weise zu stopfen. Es funktioniert als Bestell-Fan-Service und Schmiermittel für die weiteren X-Men, wo sie sicherlich nicht fluchen geschweige denn masturbieren werden. Und ebenso gilt´s für das gesamte Marvel-Universum, wer auch immer dahinter steht. Versteht mich bitte nicht falsch - die Sprüche hier sind großartig, die Action auch. Aber unter dem Glitzergold der Witze über Korrektheit oder Selbstbefriedigung befindet sich eine ebenso karge romantische Geschichte mit einem bösen Bösewicht (Ed Skrein = lahm) wie bei vielen anderen Comics. Deadpool profitiert davon, dass der Film auf Schwächen hinweist, jedoch ist dies schlussendlich kein solch unterhaltsames oder kohärentes Spektakel wie die Guardians of the Galaxy, sondern ein verwirrend zickzackverlaufender Quilt, dessen Schwächen mit pubertären Erscheinungsformen verdeckt werden. Meiner Ansicht nach funktioniert das Ganze einfach nicht als Film, sondern als Fanboy-Mix aus Gags variablen Levels. Mit fortlaufendem Filmmaterial erwächst das Gefühl, dass der Film im Autopilot-Modus fungiert, und erzählt drei durchschnittliche Gags und dann endlich einen guten Gag. Also gut, ich nehme das Ganze an, jedoch eine Kick-Ass Verzauberung stellt sich diesmal nicht wieder ein, zumal Vaughn gegen den Wind pinkeln kann, ohne hundertmal zu betonen, dass er eben etwas in der Hand hält und sowas macht man doch nicht. Schade, dass ich nicht 20 Jahre jünger bin. Wie Kollege Samohan Řepák korrekterweise bemerkt hatte: es hätte der beste sein können Film, den ich je gesehen habe. Das hier muss ich im Rahmen der Tradition des tschechischen Films zum "SUPERHRDINSKI-FILM" (Supaheldenmovie) umbenennen. [60%]