Marigold

Der einzige Grund, warum Bourne fortfährt, besteht darin, dass er nicht in der Lage dazu ist aufzuhören, und die Fans nicht wollten, dass er aufgibt. Greengrass hat keine ideale Motivation gefunden, wobei der Film so unerwartet oft mit dem Zufallsmotiv oder einer etwas gewünschten Umkehrung arbeitet. Selbst die versprochene Überlappung stellt nicht gerade eine der schlauesten dar, sondern eher eine Reihe offensichtlicher Motive (jedesmal, wenn in einem Film der Name Snowden erklingt, stirbt irgendwo ein Kätzchen). Doch Jason ist immer noch ein interessanter Charakter, wobei das Dilemma, ob es besser ist, eine künstliche Identität anzunehmen oder jemand zu sein, den man eben nicht ganz kennt, ist immer noch cool. Und der humanoiden Greengrass GPS gelingt es immer noch im Chaos entzückende Muster aufzufinden. Das ganze kann mit dem Niveau der letzten beiden Teile der Trilogie nicht mithalten, doch es ist immer noch ein reines Technothriller-Vergnügen, und sowas kann eben nur Paul. Übrigens ist Alicia abermals großartig stellt im Vergleich zum kontaktwilligen Schlägertyp Jason einen würdigen Gegenpol dar. Seine offensive Flucht wird mir nicht so schnell langweilig werden. Mit Adrenalin, welches ich im Kino vermisse, wird hier immer noch regelrecht und munter gedealt.

In der tat habe ich mich auf ein ausdrucksstarkes Female-Gedöns gefreut, doch bekommen habe ich nur eine mittelmäßig glibbrigen und vollends zusammenbrechenden Streifen, mit übertriebenem digitalisiertem visuellem Aspekt sowie einem verzweifelt unausgeschöpftem Potenzial. Ich weiß nicht, warum Feig gerade die Ghostbusters als gute Plattform für Diss-Machismus und Mysogynie erschienen, denn schon das Original nagte mit tollem Witz an der Kategorie des menschlichen Heldentums. Doch wenn man schon etwas untergraben wollte, so hätte man es zumindest richtig machen sollen. Chris als Barbie ist keine einzige Minute lang witzig und sofern es denn hier um ein tiefergehenderes Konzept gehen sollte, d.h. das Ganze soll dem Zuschauer aufzeigen, wie unwitzig, die Stereotypisierung denn ist, so sollte doch zumindest der Rest des Filmes fungieren. Doch das funktioniert nicht. Die talentierte Besetzung posiert eher zu offensichtlich daher, die Slapstick-Witze schlagen oftmals eher fehl, die Spannung ist auch irgendwo daneben und nahezu alle Ideen stellen lediglich ein schlecht recyceltes Original dar. Sich alter Barden zu bedienen wirkt da eher verwirrend als intelligent. Ghostbusters haben da ihre Sache hatergestützt aufgebaut, und man würde sich wünschen, dass sie das Dissen auch mit etwas Besserem als mit vollkommener Leichtfälligkeit und ohne Adrenalin auffachen. Doch leider laufen sie lediglich auf die Spitzen der sprichwörtlichen Mistgabel des stereotypesten Gelabers über Tussies, die keinen Man haben, auf, die Probleme fistulastig lösen. P.S. Sofern es zu den schwierigsten Regieentscheidungen gehörte, Chris‘ Tanz herauszuschneiden, so hat Paul doch ein ziemlich nettes Leben.

Es ist einzigartiges Beispiel für einen Film, der mich binnen einer Minute beeindruckt und zugleich zum Rasen bringt, doch es ist kaum zu glauben, wie mich das Schauspielerische sowie die Regie manchmal für diesen platonischen Idealismus gewonnen hat, welcher da mit würzigem ideologischem Goulasch vermischt wird. Manipulativ ja, am Ende gar ahnungslos, jedoch auf der Ebene der intimen Geschichte über einen tyrannischen Vater sowie sich emanzipierende Kinder ist dies einfach ein Hinreißer, der nicht allzu weit von der bedeutend reineren sowie einfacheren Magie der Wilden Kreaturen entfernt ist. Mortensen? Dieser Typ ist spielt nicht in der ersten Liga. Der hat längst eine eigene gegründet. Er wird den Film in bedeutendem Maße über alle kleinen Problemchen hinwegtragen. Es handelt sich um eine inspirierende Mischung aus Widerstand und Sympathie. [75%]

Auch eine banale Maske kann glänzen. Nach zehn Jahren eine Rückkehr zur Form eines der größten Talente des europäischen Films. Ich erkannte mich darin unerbittlich wieder. Ballett zwischen Beziehungsschrapnellen in einer großen, aber eigentlich zu kleinen Wohnung. #kviff2016

Dieser Film ist entweder eine mystische Beschwörung oder nur ein grenzenloses Geschwätz mit einer religiösen Fake-Symbolik. Ich weiß nicht, weiter. Eigentlich hat mir das Zuhören auf eine perverse Art und Weise Spaß gemacht. Es hat mir auch gefallen, dass ich in dem Film herumgeirrt bin. #kviff2016

Etwas niedlich interessantes, das auf einem recht einfachen Durchbrechen des Macho-Stereotyps beruht, na gut, aber das Visuelle ist nicht gerade berauschend und die Atmosphäre betröppelt, wo Nähen quasi ebenso cool ist, wie einen Stier in den Sand herunterzuziehen. Es gibt hier ausschweifende Szenen mit einem Pferd, einen textilorientierter Geschlechtsverkehr, eben solche Szenen, die ein Festival ausmachen, doch der Rest gerät eher in Vergessenheit, auch beim sicherlich talentierten Regisseurs. #kviff2016

Der Fall eines verlorenen Dildos und des Urteilsvermögens. Nein, Slowenien ist nicht Rumänien. Nein, Aufnahmen von fahrenden Zügen tragen nicht zur Atmosphäre bei. Nein, apathische Dialoge und langes Schweigen sind kein Hinweis auf eine tiefgreifende soziale Untersuchung. Ahnungslosigkeit, und dazu noch extrem schlecht gefilmt. #kviff2016

Völkermord als tableau vivant. Ein sich stark von der argentinischen Schule der entleerten Erzählung inspirierender Film, der gleich an mehreren Stellen unauffällig die Tiefen der Verzweiflung und Zugehörigkeit berührt. Es ist schade, dass Guerrero manchmal mit der wortlosen Methode sowie den Kontrasten von Objektivität / Rätselhaftigkeit so daherkämpft. Jedoch als Debüt hat das Ganze Respekt verdient und ist beeindruckend. #kviff2016

In einigen Aspekten übertrieben schematisch und trotz des soliden Klangwachens behält es den Fuß nicht über de gesamte Zeit auf dem Filmmaterial, doch die Beziehung und Charakterarbietung der beiden zentralen Personen sind ausgezeichnet, außerdem gelingt es Van Groeningen außer einiger eher lauer Passagen auch ruhigere Momente gut anzugehen. Insgesamt ein recht angenehmer Schwipps. #kviff2016

Ein ungeschliffener Diamant filmischer Poesie. Ein Gedicht, gewoben aus Licht, Dunkelheit und dem Zusammentreffen von Zeiten. Trotz seiner technischen Unzulänglichkeiten hat Gan Bi Talent, das wie ein Feuer über einer schlafenden Stadt leuchtet. Locarno ist offensichtlich ein Festival, in dem die Magie überlebt. #kviff2016