Marigold

Es handelt sich hierbei um ein so schrecklich naives Schielen in Richtung Malick / Herzog, dass selbst der implizite Rassismus einen zum Grinsen zwingt. Badalamentis Selbstausraubung wirkt beeindruckend, das Bild eher stockend, wobei das letzte Drittel, in welchem der Held Christus / Marlow / ein Renaissance-Mensch einen Lehrstuhl für alternatives Theater gründet, bereits ausgesprochen lächerlich ist. #kviff2015

Die weißen Nächte des Postboten Alexei Trjapicyn erfassen die zyklische sowie einsame Existenz eines Mannes, der als einziger die unerreichbaren Inseln der traditionellen Dorfwelt verbindet. Diese verschwindet allmählich, und mit ihr auch die charakteristische Mythologie, der Humor und die russische Chandra, diese gutherzliche Mischung an schwierigem menschlichen Schicksal, Wodka-Strömen sowie Momenten, in denen mitten im betrunkenen Geplapper die Charaktere aus Versehen die Vergeblichkeit des Seins ansprechen. Konchalovsky verknüpft hier auf ironische Art und Weise die Abläufe einer Reality-Show (fixe Voyeur-Kameras in den Häusern der Akteure) mit Momenten, welche dank der suggestiven sowie ambienten Musik von Eduard Nikolajevitsch Artemjev die beunruhigende Kraft von Andrei Tarkovskys Filmen erwecken, wobei es hier insbesondere um jene Momente geht, in welchen das Kamerabild die Realität zu einem flüchtigen Traum umkehrt. Somit schlägt der Film schafft eine einzigartige Brücke zwischen dem heutigen Russland, welches durch die entmenschlichte Landschaft der Stadt, die Raketenstützpunkte sowie die unsinnigen Ausschnitte aus unterhaltsamen Fernsehshows und Traditionen vertreten wird - sowohl, was den Film, als auch die Volks und Filmstraditionen betrifft. Konchalovsky bleibt auf bewundernswerte Weise zurückhaltend. Obwohl er sich der Fragmente der klassischen Kunst bedient, welche durch Verdis "Requiem" oder ein Zitat aus Shakespeares "Sturm" gedämpft werden, schweift er nie zur verflachten intellektuellen oder im Gegenteil an eine Boulevardzeitung erinnernden Exploatation gewöhnlicher Menschen ab, die ihre Privatsphäre vor der Kamera preisgeben. Die Weißen Nächte des Postboten Alexei Trjapicyn zeigen die charakteristische Einfachheit, die die in zeitgenössischen Realityshows über Hillbillies doch so sehr ausgebeutet wird, tut dies jedoch auf eine Weise, welche den Betrachter vor einem schmunzelnden Lächeln bewahrt - denn man findet im bizarren Zyklus zielloser Dialoge, alltäglicher Routinen sowie kleinerer Katastrophen auch ein Stück von sich selbst. #kviff2015

Aber nein, Paolo. Abermals handelt es sich da um ein kaltes Terrarium voller seltsamer akademisierter Reptilien. Und das Orchester klingt einfach nicht gewaltig an, nur eben zersplittert, als würde jede Sektion eine andere Komposition spielen. Ich war ein großer Fan dieser Sache, davon, und nach La Grande Bellezza - Die große Schönheit weiß ich die stellenweise größere Entspannung des Tons mitsamt der Tendenz zur Absurdität zu schätzen, jedoch das Ganze klingt ähnlich belastet und nicht überzeugend. Außerdem kolonisiert Sorrentino in zunehmend erfolgreichem Maße das schwer vorstellbare Gebiet zwischen einer völkischen Komödie voller einfacher Wahrheit sowie einer Snob-"Kunst", die stellenweise ziemlich unerträglich wird. Zurück zu den kleinen Sachen, bitte.

Dies ist ein tschechisch-polnischer Film - nehmen wir doch ein Genre daher, bei dem wir nicht einmal in der Lage dazu sind, gemäß den Grundregeln zu drehen, also stellen wir die Regeln auf den Kopf und geben vor, es einfach "anders" gemacht zu haben. Alles falsch - Psychologie, Kälte, Logik, Konstruktion. Ungeachtet dessen, woher wir die Sache betrachten, ist Die Rote Spinne eine Verfehlung. Zweifelsohne ist dies ein Spiel mit der Psychik des Zuschauers - doch leider nur so lange, wie Sie durchhalten, bevor der Film Sie mit seiner Naivität beleidigt. #kviff2015

Wir haben es hier mit dem klassischen Festival-Stinker zu tun - übertriebene Form, Absenz jedweder zarteren Finesse, zweidimensionale Charaktere, gezwungen wirkende Wendungen, ungeschickte Änderungen des Erzähltons, gegen Ende ist der Film wiederum auf unerträglich schändliche Weise zerflossen und verpienst ... er erinnert an eine Art Versuch, zivilisierte Europäer mit den brutalen Traditionen ländlicher türkischer Gebiete vertraut zu machen, die hier als aggressives (inzestuöses) Gefängnis dargelegt werden. Ich möchte hier nicht sagen, dass es hierfür keinerlei rationale Grundlagen gibt, jedoch diesem Film kann man überhaupt nicht vertrauen. Erpressungs-HLP für Festivals mit allen hiermit zusammenhängenden Mängeln... #kviff2015

Souveräne Kameraführung, jedoch insgesamt verlegen. Leider befinden sich die schauspielerischen Leistungen im Film Koza auf einem Level, bei dem mit der Figur fast nichts zu machen ist, außer mit ihr lediglich passiv zu manipulieren. Somit wirkt der Roma-Boxer eindeutig als bedauerliches Objekt, mit welchem seine Freundin, ein zwielichtiger Manager, ein alkoholisierter Trainer und auch der Regisseur hin und herschwingen. Dieses Fliegengewicht bemüht sich nur allzu sehr und in jeder Hinsicht auf den Füßen zu bleiben, fällt jedoch immer in die erste Runde. Die Frage besteht darin, ob diese seltsame deprimierende Hybridmischung an dokumentarischem und sozialem Drama nicht ein wenig einseitig und passé ist. Koza hat mich selbst im geringsten Bereich nicht in den Bann gezogen, auch nicht überzeugt, er hat mich nirgendwohin bewegt. Dabei ist doch mit ihm in vielerlei Hinsicht alles in Ordnung. Aber als Film sieht das ganze einfach leer aus. Als bester Moment bleibt hier das saftige Cameo des Hühnermeisters Frank hängen, welcher der Erzählung als einziger etwas Dynamik verleiht. Alles andere im Film wirkt lethargisch - jedoch nicht auf besonders anregende Weise. #kviff

Solch eine brillante Regiearbeit gibt es nicht oft zu sehen. Jede Aufnahme wurde hier bis ins kleinste Detail durchdacht, jede Perspektive, jede Tonänderung und Atmosphäreverschiebung beruhte auf einer klaren und zu Ende geführten Absicht. Ein subtiles Werk über einen Plattenbauspiritismus, eine Glaubenskrise, eine Versöhnung mit dem Schmerz sowie der sinnlosen Grausamkeit der Realität und der Suche nach der verlorenen Nähe in einer Wohnung, in welcher die Geister der Verstorbenen umherlaufen. Ein Triumph des sparsamen Schauspielstiels und des komödialen Talents von Janusz Gajos. Unprunkvoll clever, unauffällig überwältigend, denn es klingen hier mit beispielloser Leichtigkeit sowie zartem Sarkasmus die schwerwiegendsten Dinge an - mit einem einzigen Verfehlung ... einem unnötig in die Länge gezogenen und etwas unangenehmen Ende. Trotzdem hätte der Berlinale-Regiepreis keinem Besseren zufallen können. #kviff

Die erste Hälfte ist unbefriedigend, die zweite wiederum ausgesprochen qualvoll und beleidigend. Unglaublich amateurhafte Regie, ein unsinniges Drehbuch, ein Festival des Schreiens sowie der Hysterie. Das ist ja in der Tat nicht einmal ein Film, denn es handelt sich um zufällig zusammengefügte formale Mimikry. Ich würde mich gar nicht darüber wundern, wenn die Anzahl der Selbstmorde in Bridgend nach der Filmpremiere wieder steigen würde. Ich selbst wollte mich die letzten 20 Minuten lang erhängen. #kviff

Das fleißige und sowie lernbemühte Beta von Spielbergs Alpha. Jurassic World etabliert sich von Anfang an als Blockbuster der "neuen Generation", die sich bewusst an ihren Vorbildern orientiert und zeitgleich versucht, die Grundregeln, Gesetzmäßigkeiten sowie Grenzen ihres Universums zu benennen. Wir befinden uns demnach in einer Welt, in welcher die guten alten Attraktionen nicht mehr in ausreichendem Maße "bissig und groß" waren, so dass es notwendig war, neue, künstlich geboostete, und damit zuverlässig todbringende zu entwickeln. Jurassic World wird somit eigentlich zu einem Kampf zwischen verzauberter Filmnostalgie und eines Triumphs des Größenwahns in Form einer genetisch verpfuschten Eidechse. Überraschenderweise zielt der Film eindeutig auf die Fans des hervorragenden Einsers ab, die er sich mit seiner talentierten Mythologie, Logik und dem Regiestil des talentierten Colin Trevorrow vollends unterwirft. Doch Jurassic World erreicht nie die Brillanz und Geschmeidigkeit der Attraktionen des Jurassic Parks, denn dazu fehlt ihm immer ein bisschen am gewissen Etwas. Es gibt hier jedoch ausreichend nahrhafte Orte, um Aufmerksamkeit zu erregen. Außerdem hat er in einer Hinsicht enormes Glück - dank dem anwachsenden ironischen Charisma des verschwitzten Abenteurers Chris Pratt. Soll dies heißen, dass da ein neuer Harrison Ford am Horizont wäre?

Ein schätztungsweise 6x umgeschriebenes Drehbuch, dem es schlussendlich nicht einmal gelingt, ein bisschen an Konsistenz / Gradierung entlang beider Handlungsstränge zu bewahren (Familie / Seismologe). Schreckliche Dialoge, schauspielerische Leistungen seitens der Gummiwerke aus dem slowakischen Grenzort Púchov, genau solche Tricks, wie man sie heute für 100 Millionen erwerben kann und eine Vergnügungsparkregie. Im 4DX-Kino kann das Ganze als Tech-Demo funktionieren, als Film geben ich dem Streifen einen Stern schon allein in Anbetracht des Anzeichens eines interessanten ideologischen Handlungsstrangs, in welcher die nahezu schockierende egoistische Konzentration eines Mannes, welcher für die Rettung anderer verantwortlich ist, eine Rolle spielt. Eine geraume Zeit gab es keinen so strikt individualistischen Katastrophenfilm, welcher die Erneuerung Amerikas lediglich auf die Schultern fähiger Einzelpersonen legen würde, die ausschließlich ihre Privatkriege führen. Leider dient auch diese Kuriosität dazu, ein Lächeln hervorzurufen. Dieser Film ist kaputt wie die Welt selbst, welch er erfasst. Das Erdbeben kommt als Gottes Strafe, wenn die Charaktere nichts mehr zu sagen haben. Und das ist bei San Andreas im Grunde genommen immer der Fall. Auf meiner Richterskala der Unsinnigkeit eine klare Zehn.