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Kritiken (1 980)

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Ich, Daniel Blake (2016) 

Deutsch Dies hier ist nicht Loachs bester Film, es ist eine halbpolitische Aussage, die mich beim Durchesen von Lavertys Drehbuch in Anbetracht des abschließend appellativen Pathos als schwer verdaulich empfand. Doch Loach führt hier die Regie auf vollends zivile Art und Weise, hat sich hervorragende Hauptdarsteller herausgesucht und sich mit leichter Ironie behauptet, obgleich natürlich die Harte Anklage des mechanisierte soziale System dominiert, in dem der Mensch zu einem unanständigen Gegenstand wird. Letzten Endes erhalten wir einen beklemmenden Einblick auf die Armut, die möglicherweise jeden von uns betrifft, da sie ein bösartiger Teil des Systems ist, dessen Bestandteil wir sind. An Loach müssen wir paradoxerweise seine Konsequenz sowohl kritisieren, mit der er seine arbeitenden Helden leicht idealisiert - es gibt nichts verzerrtes oder unechtes daran, als wäre hierin bis hin so etwas wie ein naiver Glauben an das Wohl der Bedürftigen.  Ich, Daniel Blake ist der beste Loach seit dem Jahre 2006 und ich persönlich bin der Meinung, dass dies ein wichtigerer und grundlegenderer Film ist als The Wind That Shakes The Barley. [Cannes 2016]

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Aquarius (2016) 

Deutsch Eine ungewöhnliche Reflexion über Erinnerungen, Raum, Zeit, Rebellion gegen das Establishment oder unnachgiebige Sinnlichkeit. Im Vergleich zum Debüt ist Aquarius nicht in jeder Hinsicht so sehr konsequent, jedoch die Atmosphäre, die Struktur der Aufnahmen sowie die Hauptperson in Form der charismatischen Sonia Braga wirken bezaubernd. Die stille Poesie eines zum Scheitern verurteilten Hauses sowie einer zur Einsamkeit verurteilten Frau, zeitgleich eine verborgene politische Aussage (und wenn man in die IMDB hineinschaut, so versteht man, dass Filho die brasilianische Regierungsriege nicht nur mit seinem Film, sondern auch mit einer Protestgeste auf dem roten Teppich von Cannes irritiert hat). [Cannes 2016]

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The Salesman (2016) 

Deutsch Nader und Simin - Eine Trennung sind wohl unwiederholbar, jedoch dies ist keine sinnlose Variation des Themas einer zerfallenden Beziehung, die von einer vagen Katastrophe ereilt wird. Es ist schade, dass Farhadi diesmal die Dynamik und Spontaneität, die uns aus dem oscargekrönten Drama bekannt ist nur sehr entfernt nahe kommt, und zwar unter Verwendung eines etwas abgedroscheneren Tricks (Eine Kombination aus Theater und Realität) verwendet. Solider Standard. [Cannes 2016]

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Elle (2016) 

Deutsch Verhoevens überragende Rückkehr in die erste Liga - und zeitgleich ein Schlag ins Gesicht allen kindischen Provokateuren, welche denken, dass je perverser die Szenen sind, die sie auf die Leinwand bringen, desto tiefergehender wirken sie. Paul hat hier eine düstere, vernichtende und äußerst zynische Variation eines Rape-Revenge-Movies gedreht, der zudem eine brutale Komödie über eine unglaublich manipulative Dame darstellt und eine sehr spezifische Therapie ist. Isabelle Hupperts magnetisierende Leistung, die präzise geführte Regie (es ist etwas nahezu ungesehen, wie viele Blickwinkel dieser Film geschickt miteinander verbindet), eine äußerst präzise Darstellung von Perversion und üblicher Gewalt in zwischenmenschlichen Beziehungen. Wäre da nicht diese leicht naive und gesketchte Gaming-Ebene, die auf gamerskateähnliche Fälle oder Sexismus verweist, wäre das Ganze top. Trotzdem ist dies einer der inspirierendsten Filme des Jahres und zugleich einer der besten Filme im diesjährigen Cannes. [Cannes 2016]

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The Last Face (2016) booo!

Deutsch Ein beleidigender Film. Es gibt nichts Schlimmeres als einen Promi, der fern von der Realität lebt und das Leiden der dritten Welt festhalten möchte. Das Ergebnis erinnert an ein Filmgenozid. [Cannes 2016]

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The Neon Demon (2016) 

Deutsch Pubertäre Provokation. Refn ist es bereits so gelungen, die Tiefgründigkeit der Oberfläche so darzustellen, dass eine auf ähnliche Art und Weise entleerte Missbildung dumpfer Drehbuchklischees jemanden derart aus der Bahn werfen kann. Außerdem ist NRWs Regierarbeit diesmal mickrig. Unbeholfene Dialoge, Clip-Sequenzen, die so jeder zumindest einigermaßen talentierte Werbefilregisseur drehen kann, und sämtliche Dynamik besorgt die tolle Elle sowie die Elektro-Arpeggios von Cliff Martinez. Erwartet hatte ich eine Hypnose, doch das hier ist eine Sedativum. [Cannes 2016]

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Paterson (2016) 

Deutsch Weit entfernt von tatsächlicher Poesie. Es handelt sich um eine schöne, vorhersehbare und angenehme Prosa, in welcher Jarmuschs Fan um die Buchstaben herum nichts Neues oder Erfrischendes liest. Das gute alte vertraute Zen-Aquarium, ich fühlte mich gut darin, aber nichts mehr als das, nichts Tiefgründiges ... [Cannes 20016] Edit: Ich habe mich daran gewöhnt, dass Jarmuschs gute Filme monatelang in mir resonieren. Von Paterson ist nichts mehr übrig geblieben. Weder Emotionen, noch eine Szene, oder der Wunsch, zu Paterson zurückzukehren. In Jims Gemälde- und Versgarten gibt es keine Chance, um zu überleben.

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Caini (2016) 

Deutsch Ein funny Fake, in jeder Hinsicht übertrieben, eine eifrige Imitation der harten Lakonik, in Wirklichkeit ein unerträglich langer Hundespeichel. [Cannes 2016]

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Die feine Gesellschaft (2016) 

Deutsch Der zweite Aufguss von "P'tit Quinquin". Dumonts ostentative Vorliebe für die Dialektik der Entartung der Bourgeoisie und der Arbeiter führt zu einer allmählichen Entartung seiner Poetik. Luchini ist großartig, Binoche ist schrecklich, gut fürs Televarieté. Ein Film, den ich eher mit einem Lächeln ertragen als genossen habe. [Cannes 2016]

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Rester vertical - Aufrecht bleiben (2016) 

Deutsch Bei allem Respekt zur außergewöhnlichen Kraft und Provokation einiger Szenen versickert dieser seltsam mäandernde, halbsymbolische Film über Vaterschaft, Einsamkeit und eine kreative Krise zerfällt hier Guiraudies in seinen Händen. Ein paar Tage nach dem Film überwiegt in mir Verlegenheit, obgleich mir diese brutalsten Formen an Sterbehilfe durch seltsame Praktiken im Kopf herumschwirren werden. Die Franzosen übertreiben dies in diesem Jahr mit der degenerativen Linie ihrer eigenen Identität. [Cannes 2016]