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Kritiken (1 980)

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Diaz - Don't Clean Up This Blood (2012) 

Deutsch An (oftmals) unschuldigen Menschen begangene Gewalt entfaltet sich zur Gewalt gegen unschuldige Zuschauer. Vicari drehte ein attackierendes sowie simples Pamphlet, welches außer der Sachlichkeit sowie der Fähigkeit, die Absurdität einer Situation festzuhalten, sich einer ungeschickten Erpressungsmethodik bedient, die er mittels Dokumentarfilmen entschuldigt. Eine, salopp gesagt, stinknormale Exploatation, ein Film, der lediglich Grundlegendes anspricht, denn für mehr fehlt es ihm einfach an Mitteln. Die schlimmste Art von Film, die mich aus einem Befürworter einer Idee zu einem Zyniker werden lässt. P.S.: Gedreht mit Unterstützung von BNP Paribas? Ach, diese Paradoxe des Kapitalismus.

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Furiant (2015) (Studentenfilm) 

Deutsch Der letzte Romantiker, der erste Realist. Eine clevere Entmystifizierungssache, souveräne Regieführung, und visuell vollends aktuell. Es ist exakt diejenige Art des Blick auf die Titanen der Geschichte, die diesen Titanen des an Fäulnis erinnernden Eindrucks aus den uralten Sammelublikationen entledigt. Ladislav sorgte früher für etwas bitteres Blut, Hudeček hat nichts anbrennen lassen, auch weil er geschickterweise auf Dialoge verzichtet hat. Der Film ist gerade noch gut für den tschechischen Schriftsteller Vladimír Macura. Ich hoffe, dass dies ist ein Zeichen der Geburt eines interessanten Talents ist ... Das bezweifle ich eigentlich gar nicht. Das hier müssen wir weder mit etwas Studentenhaftigem, noch damit entschuldigen, dass dies aus dem guten, alten kleinen Tschechischen Becken stammt. Es ist schlicht und ergreifend lediglich eine selbstbewusste Filmemacherei, die jederzeit und überall etwas zu sagen hat.

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The Finest Hours (2016) 

Deutsch Ein vollends atemloser Film, der wie eine Prahm auf stürmischen Meer hin und her wippt. Technisch gesehen passable und gedämpfte sowie geschickte Kamera aufstehen, aber was nutzt es, wenn die Schauspieler zwischen dem Naivismus der 1950er Jahre und den Fehlinterpretationen Shakespeares spielen (insbesondere Hamlet aus Casey Afflecks Maschinenraum sollte direkt für die Goldene Himbeere nominiert werden). Unbeholfene Dialoge, eine sehr vage Struktur und die de facto die einzige aufregende Szene (Überwindung der Brandung auf dem Weg aus dem Hafen) führen zu dem wahrscheinlich langweiligsten Katastrophenfilm, in welchem der Film selbst die größte Katastrophe darstellt. Das einzige, was etwas Anerkennung verdient hat, ist, dass Gillespie um eine zivilere Herangehensweise bemüht ist als zum Beispiel Wolfgang Petersen in Dem Sturm ... doch was nutzt es, wenn der Film nichts daherbringt, außer Taubheit?

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12:08 - Jenseits von Bukarest (2006) 

Deutsch Die Suche nach der Basis der Vergangenheit in der Gegenwart als Farce über drei leidende Köpfe. Entbrannte um 12:08 Uhr östlich von Bukarest eine Revolution oder nicht? Leuchten die Lampen auf einmal oder allmählich auf? Die erste komödienähnliche Hälfte, die wie die Porumboiu-Lethargie einer Fernsehdebatte wirkt, in der sich drei Akteure in einem Kreis aus Hilflosigkeit, Beleidigungen sowie ihrer eigenen Erzählungen drehen. Es wäre der Hammer, wenn das Ganze aus dem Blickwinkel des postsozialistischen Gesellschaften nicht so exakt wäre. (In einem solchen ÚSTR (Tsch. Institut für das Studium Totalitärer Regime) sollte das hier verpflichtend 1x täglich anstelle der Hymne am Morgen gezeigt werden.)

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Police, Adjective (2009) 

Deutsch Dekonstruktion des moralischen Imperativs mitsamt einer Polizeiarbeit als abenteuerlicher Romanze, an deren Ende sich die Wahrheit befindet. Dies ist eine sadistische Wanderung, an deren Ende ein rationaler Kompromiss wartet. Geniale Übergänge vom Hyperrealismus alltäglicher Situationen hin zum absurden Drama, in welchem die gute Absicht an Wörterbuchdefinitionen zerbricht. Am Ende ergibt nichts Sinn, lediglich das mechanische Sein im Kreis. Es handelt sich um eine brillante dialektische Detektivgeschichte mit einer Pointe, welche das Adjektiv "prozedural" über eine Wörterbuchdefinition hinaus bewegt.

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Virgin Mountain (2015) 

Deutsch Von Island erwarte ich nicht mehr viel, denn die preisgekrönte Kurzgeschichte Straße der Hoffnung war naiv und so sehr im 90er-Jahre-Stil aufgenommen, Sture Böcke waren ok, jedoch Un Certain Regard hätte den Wettbewerb nicht überhaupt nicht gewinnen sollen. Umso angenehmer überrascht es, dass der bereits abgeschriebene Dagur Kári zurückkehrt, der einen Film gedreht hat, der wie jedes andere isländische Dramachen und über einen einsamen Freak aussieht, doch er schafft es, einen glaubwürdigen menschlichen Berg an Emotionen, Zerbrechlichkeit sowie jungfräulicher Güte zu schaffen. Dies ist ein subtiler Film ohne Falschheit oder modische Erscheinungen, es gibt hier eine vorhersehbare, und dennoch überraschenderweise rührende sowie packende Erzählung voll reiner Güte. Zarte Liebe ist blind, wie Dolly Parton singt. Virgin Mountain gehört definitiv zur einem der besten Sachen der letzten (sowie langen) Jahre.

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The Wave – Die Todeswelle (2015) 

Deutsch Die erste Hälfte ist gut, mit einem typischen nordischen Touch, wie bei einem obsessiv arrangierten und beleuchteten Vorzimmer, jedoch insbesondere mit einer solch langsamen Tension, dass man auch die notwendigen Genreklischees genießt. Leider ist die nach der Katastrophe folgende Hälfte vollkommen lau, der Film verliert sowohl an Spannung als auch die hinreißende Landschaft, und der Versuch, ein klaustrophobisches und schwach beleuchtetes Survivaldrama zu drehen, kommt wegen dem in der Tat dahingewurschtelten Drehbuch (zweckgerichtete zufällige Nebenfiguren) und sentimentaler Watte, die aus US-Katastrophen bekannt sind, zum Erliegen. The Wave – Die Todeswelle wirkt ein wenig paradox, wobei sich der Film als nationaler Blockbuster behauptet, jedoch außerhalb Norwegens konkurriert jener Film der Hollywood-Produktion mit der gleichen Ansammlung von Klischees, jedoch als um vieles kostengünstigere Version. Und das ist nicht gerade der beste Weg. Eher eine Art angenehmer Plantscher. [60%]

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Creed (2015) 

Deutsch Ryan Coogler ist ein begabtes Kind. Man möchte sich über seine knisternde Naivität ja kaum ärgern, wenn man sieht, auf wie viel Geschick es (inbesondere) des Kameramanns alles beruht, doch Tatsache ist, dass Creed eher eine ungewollte infantile Komödie als ein Boxdrama ist. Die größte Hoffnung auf Emanzipation erweckt der Streifen, als die Hauptfigur ca. in der Mitte mit einem One-Take-Fight daherkommt, wobei die Pilgerreise anstelle mit dem Auffinden eines eigenen Vermächtnisses mit einem mühsamen Retro endet, wo Vaters Shorts angezogen werden. Sly stellt den einzigen Anker dar, ansonsten verfällt das alles, was Coogler betrifft, in eine mühsame Erzählung sowie eine puppenartige Hauptfigur, die schreien muss, um "ein Drama zu schaffen". Vielleicht das nächste Mal, yo.

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The Revenant - Der Rückkehrer (2015) 

Deutsch Sofern wir während der ersten 30 Minuten die famose Kameraführung Lubezkis verfolgen, die equilibristisch durch den Raum dahin fließt, zwischen Panorama- und Kontaktbildern, so bleibt das ganze packend. Doch dann wird es notwendig, eine Geschichte zu erzählen und mit den Charakteren zu arbeiten - und naja, der Alejandro, Meister der Flachheit ist plötzlich mit allen Schikanen zurück. Das Erzählmittel lenkt die Aufmerksamkeit davon ab, was uns gesagt wird. Prim spielt eine unglaublich flach aufgebaute Drehbuchstruktur voller Zufälle ab, das auf den ersten Blick auf Ultra-Realismus beruht, jedoch tatsächlich schweift es ständig in Richtung eines Versuchs um einen metaphysischen Anti-Westen ab. Die symbolische Ebene, das Malick-Spiel mit Landschaften und prunkvollen Symbolen, ist so oberflächlich und ahnungslos, dass es fast schon eine Schande ist. Leo spuckt zwar um sich her und roppt durch die Landschaft, so wie er das im The Wolf of Wall Street gelernt hat, jedoch im Grunde genommen gibt es da nichts zu spielen (er hat mir während der Szene im zerstörten Tempel nahezu Leid getan). Der Film avanciert zu einer oberflächlichen High-School-Übung in Jack-London-Hartnäckigkeit, welche dank etlicher physischer Details leider zu einer Parodie über sich selbst wird - Glass, das ist ein zwischen Trappern und Meresiev des 19. Jahrhunderts schwankender Iron Man. Dies ist keine Lobpreisung der Hartnäckigkeit des Menschen, sondern des übergedunsenen Egos des Machers, der sich selbst oberhalb der Geschichte sowie der Figur als zweifelhafter Gott platziert. The Revenant - Der Rückkehrer ist ein dürres Spektakel, eine intellektuelle Exploatation und ein Film, der nichts mehr als eine großartige Erfassung von Landschaft und Action bringt. Ansonsten ist es ein langweiliger Campingführer und eine Hochschule des Lagerfeueranzündens. Wo nichts ist, da brennt gar nichts an. Metaphysik für Arme vom Grizzly unter den überbewerteten Filmemachern. P.S. Die Bärin nimmt alles, das ist die beste CGI-Szene aller Zeiten. [50%]

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The Big Short (2015) 

Deutsch Kann denn eine zweistündige Lektion in Wirtschaftswissenschaften aus den Vorkrisezeiten sein, in der CDOs stets geshortet werden und ums Verrecken geswappt wird, denn überhaupt dynamisch, emotional oder unterhaltsam sein? Dies ist eine sehr hohe und unsichere Wette, jedoch überraschenderweise heißt es da ja - großartige Schnittarbeit, musikalische Dramaturgie, (detaillierte) Regiearbeit mit den Schauspielern und selbstbverständlich dem Glasauge von Christian Bale... Eine monetärer Knaller des Jahresanfangs, schreiben Sie Ihre Hypothek auf Ihren Hund um, kaufen Sie Samen ein, investieren Sie in Wasser und hören Sie METALLICA. Und regelmäßige Verdauungstraktspülungen absolvieren. Nichts endet, denn es geht weiter ...