Martin Scorsese und eine weitere Versuchung Christi?

Der bedeutende Regisseur Martin Scorsese feierte in den vergangenen Tagen einen großen Erfolg bei den Filmfestspielen von Cannes mit seinem neuesten Film Killers of the Flower Moon, einem 206-minütigen Epos über die mysteriösen Morde an den Osage-Indianern, der zu den von der Kritik am meisten gelobten Filmen der diesjährigen Filmfestspiele von Cannes gehörte und deshalb von vielen Fans in aller Welt mit Spannung erwartet wird (der Film kommt erst in der zweiten Oktoberhälfte in die Kinos). Scorsese hält sich in diesen Tagen in Italien auf, wo er Vorführungen mehrerer seiner Filme auf dem Campus plant und wo er unter anderem am Wochenende anlässlich einer Kirchenkonferenz im Vatikan kurz mit Papst Franziskus zusammentraf.

Und eben auf einer Pressekonferenz zu diesem Ereignis am Samstag verkündete Martin Scorsese, dass ihm ein weiterer Film über Jesus Christus vorschwebe und er ihn bald realisieren wolle. Was das genau bedeutet und welches Konzept das Werk haben wird, lässt sich derzeit nicht sagen. Der legendäre Regisseur hat sich jedoch bereits 1988 in seinem Film Die letzte Versuchung Christi "mit der größten Geschichte aller Zeiten" befasst, einem Film, der unter orthodoxen Katholiken wegen seiner Darstellung der Zweifel und Versuchungen Jesu erhebliche Kontroversen auslöste. Scorsese fügte hinzu, er sei auch ein großer Fan von Pier Paolo Pasolinis Das Evangelium nach Matthäus.

Themen wie Religion und Glaube ziehen sich jedoch durch das gesamte Werk von Martin Scorsese - zuletzt zum Beispiel in Silence (2016). Der zweieinhalbstündige Film befasste sich mit der brutalen Verfolgung von Jesuitenchristen im Japan des 17. Jahrhunderts und wurde unter anderem im Vatikan gezeigt, wo er die Aufmerksamkeit von Papst Franziskus erregte, der als erster Jesuit Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche wurde und zudem Jahrzehnte zuvor dem Orden beigetreten war, um in Japan als Missionar zu wirken. 

Es sollte jedoch hinzugefügt werden, dass Informationen über die Absichten des Regisseurs für diesen Film mit Vorsicht zu genießen sind. Schließlich gehört Martin Scorsese zu jenen Filmemachern, die in den letzten Jahren gerne ihre geplanten Projekte in den Medien ankündigen, von denen das Publikum aber letztlich nicht mehr zu sehen bekommt als die Beschreibung in den Medien Jahre später. Viele werden sich an die Informationen erinnern, dass Scorsese Biopics über Frank Sinatra, die Ramones, Mike Tyson, Franklin D. Roosevelt und nicht zuletzt das düstere Krimidrama The Devil in White City plante, das vor kurzem auf Eis gelegt wurde. Es bleibt also abzuwarten, wie es mit der gleichzeitig angekündigten Fortsetzung weitergeht oder ob sich der beliebte Regisseur am Ende ein völlig anderes Projekt sucht.