Das Damengambit

Ich habe noch nie in meinem Leben Schach gespielt, dennoch habe ich beschlossen, mir Das Damengambit anzusehen - vor allem wegen der begeisterten Reaktionen und der Teilnahme von Anya Taylor-Joy, die ich in ihren Rollen schon immer gemocht habe. Obwohl die Welt des Schachs für mich ein böhmisches Dorf ist, habe ich mich sechseinhalb Stunden lang von den Zügen auf dem Schachbrett treiben lassen und die unglaubliche Geschichte eines jungen Mädchens verfolgt, das erfahren hat, wie es ist, ganz oben, aber auch ganz unten zu sein. Mir gefiel die nichtlineare Handlungsstruktur, in der die Gegenwart mit Kindheitserinnerungen verwoben wurde, so dass der Zuschauer die einzelnen Puzzleteile, die ein "komplexes Bild" der Hauptfigur ergeben, in bewusst kleinen Dosen erhielt. Ich war fasziniert von der Darstellung des Schachspiels in Beths Kopf und der anschließenden Projektion an die Decke. Den Filmemachern ist es auf geschmackvolle und glaubwürdige Weise gelungen, mehrere Themen in die Geschichte einzubauen, die auch heute noch aktuell sind - Alkoholismus, Drogen, Familien- und Liebesbeziehungen und die Beziehungen zwischen den Weltmächten -, und so hat Das Damengambit eine viel größere Tragweite als das "8x8-Feld", auch wenn es für manche im Grunde die ganze Welt bedeuten mag. Es war faszinierend, die Entwicklung und Reifung der Hauptfigur und ihre Interaktion mit anderen Menschen zu beobachten, die sie auf ihrem (manchmal sehr kurvenreichen und steinigen) Lebensweg auf unterschiedliche Weise beeinflusst haben. Über die Besetzung kann ich mich nicht beklagen, denn ich finde, dass alle Schauspieler ihre Rollen nahezu perfekt gespielt haben und einige mehr oder weniger denkwürdige Szenen für sich verbuchen konnten. Nicht zuletzt muss ich das Bühnenbild, die Kostüme und die gesamte künstlerische Gestaltung der einzelnen Szenen loben, die den Zuschauer um mehrere Jahrzehnte in die Vergangenheit zurückversetzen und das Ganze natürlich und glaubhaft wirken lassen. Nachdem man den Film gesehen hat, fühlt man sich fast versucht, das Schachspiel zu lernen und so in die Geheimnisse der sizilianischen Verteidigung und der Damengambits einzudringen. (05.02.2021)

Sicherlich, es handelt sich bei weitem noch nicht um das sprichwörtliche "Quality-TV", um nichts megasuper gesellschaftlich bewusstes, gendermäßig unterwürfiges usw., aber es ist einfach brillant geschrieben, dramatisch gesehen gut konzipiert, elegant gedreht und hervorragend schauspielerisch besetzt / gespielt. Von den Mainstream-Streifen kann da gegenwärtig lediglich The Crown mithalten, mit dem dieser Film hinsichtlich der Leichtigkeit und Zugänglichkeit, an der es nichts Banales gibt, auf Augenhöhe liegt. Der Aufbau gleicht dem klassischen von Null-auf-Held-Schema, ist jedoch derart überzeugend und durchdacht, dass ich von der Vorhersagbarkeit gerne absehe. Mit Beth war ich so sehr einer Meinung wie mit kaum einer Heldin in letzter Zeit. (08.11.2020)

I have a thing for retro vibes, so the creators scored points with me from the very beginning. I didn't mind that it wasn't a Cold War spy action game, because I thoroughly enjoyed all the matches taking place on the sixty-four squares, and I was sure I would be a really satisfied viewer. But I just didn’t buy the finale. I was disappointed by the naive depiction of the situation in the USSR. Too bad, five stars would have really suited this series otherwise. (18.12.2020)

Another fine Netflix series that is remarkably similar to The Crown in its craftsmanship, period feel and focus on a detailed study of a strong female protagonist in a man's world. It's just less expansive and deals almost exclusively with chess instead of politics. And just as The Crown is primarily about the life of a statesperson, The Queen’s Gambit is filmed in such a way that diehard fans of the supporting theme – chess – will find it enjoyable, but more mainstream viewers who need the classic, emotional level of the plot to be entertained will not be bored either. This series has almost everything. Occasionally, the gaudy production design and visual effects are disappointing, but it's no fun to do retro on a limited budget, so it can be overlooked. An awesome “bad guy” in Borg and Anya Taylor-Joy excelling like never before. (16.12.2023)

The Queen’s Gambit-drama-chess, I can’t think of a more repulsive label for a movie or series, and I'm even more surprised and shocked at how great The Queen’s Gambit turned out to be, thanks to the disarming Anya Taylor-Joy, who is already the modern Scream Queen when it comes to horror movies, and now is becoming the Queen of Chess, and hopefully soon the Oscars. This 6-hour series tells a riveting zero to hero story about an ugly duckling from an orphanage who gains a liking for the royal game of chess, discovers that she is extremely talented and decides to make the most of her talents. Anya literally brings one master after another to their knees and I enjoyed it immensely. The tournaments have drive and the different formations, tactics, offense, defense and strategy are filmed as if I were watching a brutal historical battle with the Romans. I wasn't bored for a second, I lived every moment, cried with emotion most of the time and literally didn't even breathe and screamed with excitement in the ending. If someone had told me at the beginning of the year that The Queen’s Gambit would be the event of the year for me and that I would want to watch it again immediately after finishing it, I would have laughed them off. The Queen's Gambit is a wonderful story, with great acting performances, a thoughtful script, amazing music, personal demons (drugs, alcohol) and a beautiful period setting in 1960's USA. Story*****, Action>No, Humor**, Violence*, Entertainment*****, Music*****, Visual*****, Atmosphere*****, Suspense****. 10/10. (12.11.2020)