Contagion

Ein steriles klinisches Verfahren, welches gegen den Strom der größten Genrekonventionen geht und dank des brillant arrangierte jedoch zugleich dem pedantischen Geschichtenerzählens beweist, dass Soderbergh in dieser Hinsicht mit Fincher mithalten kann. Leider sind hier auch einige unnötige Szenen sowie Pläne, jedoch mit einigen Passagen des Verfalls und Misstrauens kommt Contagion ans Maximum heran. Die wird nämlich besser als in jedem anderen Katastrophenfilm gezeigt, dass Angst die schlimmste Infektion ist. (13.10.2011)

Ständig wundert sich jemand, dass ich Angst vor öffentlichen Verkehrsmitteln habe, dass ich keine Stangen anfasse, dass mich jede hustende Person erschreckt und dass ich mir die Hände gründlicher als ein Arzt vor dem Betreten des OP-Saals wasche. Und da haben wir’s. Alle Achtung, Steven Soderbergh, dieser Film ist richtig gut. Das Virus lauert hinter jeder Ecke, ein gewöhnliches Handschütteln oder das Benutzen einer Kreditkarte kann eine tödliche Gefahr darstellen, Dutzende, Hunderte, Tausende und Hunderttausende Menschen sterben… Und ich habe mich nicht gelangweilt. Contagion ist eigentlich ein klassischer Katastrophenfilm. Früher wurden viele solche Filme gedreht. So wie in Der Tag, an dem die Welt unterging, Flammendes Inferno oder Der Tödliche Schwarm findet man auch in Contagion viele bekannte Gesichter. Sie sollten die Zuschauer*innen anlocken, haben aber dem Drehbuch einen Bärendienst erwiesen. Wegen der Darsteller*innen interessieren das Publikum auch die Figuren, die sonst völlig normal wären. Es ist eigentlich auch egal, dass keine von ihnen die Hauptfigur ist. Die Handlung, die sich so abspielt, wie man erwartet (die Ansteckung – das Sterben – das Gegenmittel – ein Fragezeichen), sieht zwar gewöhnlich aus, ist aber gleichzeitig angenehm dramatisch. Dank der kalten und beunruhigenden Regie, Kamera und Musik wirkt sie auch irgendwie schwer. Es ist sehr schade, dass Contagion nicht mindestens eine halbe Stunde länger ist. Der Geschichte sowie den Figuren hätte das sicherlich gutgetan. Vielleicht wäre das Finale auch nicht so überstürzt gewesen. Ansonsten habe ich nichts zu bemängeln. (18.02.2012)

Eine handwerklich soderberghmäßig hochwertige, intelligente und schauspielerisch attraktive Vorstellung einer globalen Katastrophe und des Vorgehens bei ihrer Lösung. Der Film konzentriert sich nicht so sehr auf "einfache Menschen“, sondern mehr auf Figuren, die bei der Lösung des Problems ein Mitspracherecht haben und die durch ihre Verletzbarkeit auch zu einfachen Menschen werden. Die "chemische“ Atmosphäre wird durch die progressive elektronische Musik ohne eine einzige Emotion unterstützt. Der Film konnte mehrere stärkere Momente haben und das Beste sollte nicht gleich am Anfang passieren. Das erklärende Ende wurde schnell und flüchtig erledigt. Es handelt sich um eine solide Alternative zu dem Katastrophen-Gerne, das wir von Emmerich und Co. kennen :-) Aber zu Cuarón würde er trotzdem besser passen. Man braucht sich nur an sein emotionales Werk Children of Men zu erinnern… (13.10.2011)

One might have expected the film to go against traditional audience expectations, yet Soderbergh manages to surprise us mainly through the optics he applies to the sloppy plot. He makes do with a documentary-like tone instead of spectacular crowd scenes and quite sovereignly lets the famous Hollywood names have minimal parts, for which they reward him with great performances. This is minimalism that digs deep under the skin. PS: This is the second film this year that was largely "made" by Cliff Martinez. (20.10.2011)

Soderbergh doesn’t give a shit about the audience. Zero emotions, little tension, full of stars but without any of them shining too much on screen. Contagion is simply an unbiased and detached look at a global pandemic, and it’s actually that austerity and inhumanity what brings to the surface the horror and hopelessness of the situation. It probably only needed to dig a bit deeper into the issue, the last half hour felt too short. 7/10 (16.12.2011)