Der Herr der Wüste

Die Geschichte beginnt mit einem mysteriösen Anruf. Ein Mann meldet sich vom Flughafen und möchte ein Bild abholen, eine Fotografie. Als Richard und seine Ehefrau Annette die Ankunftshalle betreten, steht da nur eine in ein blaues Gewand gehüllte, verschleierte Person. "Eine Frau", meint Richard, "ein Mann", korrigiert ihn Annette, denn sie ist ihm vor Monaten schon einmal begegnet, in der Tenerewüste, mitten in Afrika. Damals hat man ein Foto von ihnen beiden gemacht, und Annette hatte leichthin angeboten, er, Moussa, ein Mann vom Volk der Tuareg, könne es sich abholen, wenn er gelegentlich nach Deutschland käme. Nun ist er da, und das Drama nimmt seinen Lauf. Denn Moussa hat da wohl einiges missverstanden. Er hatte sich, wie wir nach und nach erfahren, in Annette verliebt und die Aufforderung zum Besuch in seinem Sinne interpretiert. Nun muss er erleben, dass Annette nicht nur längst verheiratet ist, sondern auch noch zwei Kinder hat, das mathematische Junggenie Daniel und seine heftig pubertierende Schwester Vanessa. Am liebsten möchte Moussa sofort wieder zurückfahren, aber die bemühte Gastfreundschaft des ahnungslosen Richard bewegt ihn, seinen Kamelsack und sein silberglänzendes Schwert im Hause der Familie abzulegen, beargwöhnt von Annettes hellsichtiger Mutter und der aufmüpfigen Tochter, aber eifrig begrüßt von dem elfjährigen Daniel, der in dem "Herrn der Wüste" einen großen Freund zu finden hofft. Moussa, der zwar ein altmodisches, gestelztes Deutsch spricht, jedoch noch nie eine moderne westliche Großstadt besucht hatte, wird diese kleine Familie im Folgenden ganz schön durcheinander bringen. Denn einiges stimmt da offensichtlich schon länger nicht mehr. Richard, ein Mathematiker, dem man die Aufgabe gestellt hat, das Verkehrssystem der S-Bahnen zu optimieren, hat sich ganz auf sich und seine Arbeit zurückgezogen, Annette, eine eher schüchterne Lehrerin quält sich zunehmend mit der Aufsässigkeit ihrer Schüler, Vanessa rebelliert gegen alles und jedes, und Daniel leidet darunter, dass er, der bereits zwei Klassen übersprungen hat, von seinen Mitschülern nicht anerkannt wird. Annette, die damals in der Wüste wohl doch mehr mit Moussa erlebt hatte als einen Fototermin, wird sich in ihn verlieben. Richard wird das erst spät, dann aber um so verzweifelter, merken, Vanessa, selbst in ersten Liebeswirren, wird sich empört abwenden, und nur Daniel kann das Abenteuer mit Moussa in vollen Zügen genießen. Es wird eine gemeinsame Reise ans Meer geben, bei der aufbricht, was bisher gut verborgen war, und am Ende werden alle etwas gelernt haben für ihr weiteres Leben. (Bavaria)