claudel

Auf diesen Film habe ich mich lange gefreut und ich bin begeistert, keine Enttäuschung kam zum Glück auf. Als Fan von kurzen Laufzeiten habe ich mich dabei keinen Moment langweilt, der Film ist schlagkräftig, gibt das Tempo vor, genauso wie die hervorragende, größtenteils pulsierende Begleitmusik. Zendaya liefert neben Euphoria meiner Meinung nach ihre beste schauspielerische Leistung ab. Tasha in ihrer Interpretation ist scharf, eisig, dominant und verdammt sexy. Sie dominiert den ganzen Film mit ihrer Leistung, aber auch die Herren sind nicht schlecht. Vor allem der genauso dominante Josh O'Connor hat meine Sympathie gewonnen. Das Ende krönt das ganze Werk, schon dank Call Me By Your Name wissen wir, dass der Regisseur wirklich etwas von Abschlüssen versteht. In diesem Fall war es ein wunderschöner künstlerischer Schlusspunkt für den bisher interessantesten Film dieses Jahres.

Magischer Realismus in seiner erstaunlichsten, zugänglichsten und reinsten Form. Julio Medem ist ein großer epischer Erzähler, ein genialer baskischer Regisseur aus San Sebastian, der mich genauso fasziniert hat wie vor zwanzig Jahren mit seinem vielleicht berühmtesten Film Lucía und der Sex. Es erfordert jedoch die absolute Konzentration des Zuschauers, man kann nicht für einen Moment nachlassen. Es gibt viele Zeitlinien, komplexe Beziehungen zwischen den Figuren, dass man an nichts anderes denken kann. Der Schnitt ist erstklassig. Im Allgemeinen habe ich das Gefühl, dass in spanischen Filmen Schauspieler und Schauspielerinnen, die die Kriterien der körperlichen Attraktivität nicht erfüllen, nicht auftreten können, bei Julio Medem ist das vielleicht bis zum Extrem getrieben. Fast wie eine Anspielung auf Boris Vian und "Wir werden alle Fiesen killen"! :-)

Ein bemerkenswertes und wertvolles tschechisches Werk im Bereich der Animation für Erwachsene, wo es nicht besonders viele Filme gibt. Die internationalen Preise wurden diesem Film zu Recht verliehen. Außerdem dürfen wir nicht vergessen, dass das zentrale Thema kein typisch tschechisches Thema ist. Die Geschichte wird in einer relativ kurzen Laufzeit sehr zügig erzählt und ist stellenweise herzzerreißend. Ein starkes Filmerlebnis.

Man könnte in gewisser Weise feststellen, dass es sich um eine eigenartige Frankenstein-Interpretation von Lanthimos handelt. Der Film enthält jedoch viel mehr. In vielerlei Hinsicht ist er absolut perfekt – vor allem im Drehbuch, in den Dialogen, in der unglaublich ausgefeilten Sprache, den Wortspielen und Witzen auf Französisch, Portugiesisch in Lissabon. Ich war noch nie in meinem Leben so beeindruckt von der Filmsprache. Emma Stone hat eine Schauspielleistung gezeigt, die tief unter die Haut geht. Sie hat einen großen Bissen genommen, sie hat ihn aber zu 101 Prozent gemeistert. Wenn sie einen Oscar für La La Land bekommen hat, kann sich die Akademie in diesem Jahr nicht anders entscheiden. Lily Gladstone kann man den Oscar ruhig für die Nebenrolle geben, in Wirklichkeit ist es so. Eine unglaublich anspruchsvolle und komplizierte Rolle, bei der jedes Wort, jede Bewegung, jeder Blick zählt. Sie hat eine solche Meisterleistung gezeigt, dass sie andere Schauspielerinnen im vergangenen Jahr wie Sha'Carri Richardson weit hinter sich lässt. Mark Ruffalo als Schürzenjäger und Bonvivant, der Pastel de Nata und Sex liebt und den die unwiderstehliche und unergründliche Bella verrückt macht, ist auch ausgezeichnet. Wunderschöne Bilder, eine phantastische Welt und eine verrückte Mischung aus Absurditäten, Kuriositäten, Bizarrheiten, allgegenwärtigem Humor aller Art, Sex aller Art, Reisen, Philosophieren und Medizin in ihrer perversesten Form. Das alles macht Poor Things zu Lanthimos' bestem Film. Und bei mir persönlich attackiert er die TOP 10.

Im Gegensatz zu She Came at Night kam keine Enttäuschung, sondern eine große Begeisterung. Dieses Werk ist nicht nur der Film des Jahres 2023, es ist der beste tschechische Film der letzten Jahre. Schon lange hat mich kein Film so sehr bewegt. Und ich war offensichtlich nicht der Einzige im Saal, man konnte in der letzten halben Stunde eine Stecknadel fallen hören. Alle vier Hauptfiguren sind großartig geschrieben und ebenso großartig gespielt. Man kann sie als vier gerade Linien sehen, die sich nie kreuzen können, die sich nie verstehen können. Und wir können entweder eine Figur oder auch alle vier hassen, sie nicht verstehen, sie verurteilen, sie bemitleiden. Man wünscht sich aber trotzdem, dass sich mindestens zwei von ihnen kreuzen! Ich kann bestätigen, dass Karel Roden und Regina Rázlová die Schauspielleistungen ihres Lebens zeigen, das gilt aber auch für Zuzana Kanócz und den jungen Antonio Šoposki. Wenn diese vier nicht mit dem tschechischen Löwen ausgezeichnet werden, empfinde ich das als eine Ungerechtigkeit. Und ich muss betonen, dass ich Eliška Křenková liebe und Tatiana Dyková in Die Brüder eine fesselnde Leistung gezeigt hat. Ein starkes Filmerlebnis, das ich nie vergessen werde. Hätten die Filmemacher nicht wenigstens ein bisschen Humor und einen Hauch von Leichtigkeit in den Film eingebracht, wären wohl alle Zuschauer*innen nach einer halben Stunde in einen sehr düsteren Zustand verfallen.

Ich habe mehrere Adaptationen von Cobens nervenaufreibenden Thrillern gesehen – britische, eine spanische, eine polnische und jetzt auch eine französische. Als jemand, der Frankreich mag, bin ich hoffentlich nicht voreingenommen, aber meiner Meinung nach haben es die Franzosen am besten geschafft. Ich kann nicht anders. Vielleicht passen auch die fünf Teile zu Coben, in mehreren Teilen wird die Handlung überflüssig zerstreut. Außerdem bietet die Geschichte, die in der wunderschönen Stadt Nizza angesiedelt ist, eine andere Atmosphäre als das düstere England. Gleichzeitig besuchen wir aber auch die unwirtlichen Ecken des süßen Frankreichs. Von mir bekommt dieses Werk fünf Sterne.

Die Serie The Bear ist nahezu verpflichtend für jeden Film- und Serienfeinschmecker. Genretechnisch handelt es sich um eine untypische Serie. Es wäre oberflächlich, sie als Kochserie oder Komödie, Drama oder Dramedy zu bezeichnen. Man kann ihr keinen Aufkleber geben, mir fällt keine genaue Beschreibung ein. Oft passiert scheinbar nichts, es werden absolut banale Szenen gezeigt, die jedoch einen Sinn haben und ein faszinierendes Bild ergeben. Bei der ersten Staffel habe ich mich ständig gefragt: Warum, warum, warum. Bei der zweiten Staffel habe ich nur zufrieden gebrummt: Ja klar, so muss es sein. Ich stimme den anderen Rezensenten zu, dass die sechste Folge der zweiten Staffel mit dem Weihnachtsessen der absolute Höhepunkt des Serienvergnügens ist. Jamie Lee Curtis hat hier fabelhaft eine Figur dargestellt, von denen es sicherlich viele auf der Welt gibt und die ihr eigenes Leben sowie das Leben ihrer Angehörigen verderben können. In der nächsten Folge freut man sich über die nächste Oscar-Schauspielerin Olivia Colman. In einer Nebenrolle in beiden Staffeln glänzt Oliver Platt. Diese Serie kann auf den ersten Blick langweilig, depressiv oder seltsam wirken, sie ist aber ein verborgener Schatz. Die zweite Staffel hat die Latte noch viel höher gelegt, ich kann es kaum erwarten, die dritte zu sehen. Meine persönliche Meinung – viele Schauspieler*innen können in eine Schublade gesteckt werden und kommen nie aus einer Kultfigur heraus. Jeremy Allen White wird für mich immer der beliebte Lip aus Shameless sein, aber bei The Bear habe ich wahrscheinlich nie an diese Figur gedacht, weil er Carmy absolut großartig spielte. Zum Schluss möchte ich noch sagen, dass Richie den Preis für die beste Serienverwandlung verdient hat.

Filmfestival in San Sebastian, Film Nummer 11. „Viele Nonnen rauchen und viele Huren beten“… Ich habe einen Fünf-Sterne-Film gesehen und ich würde ihm wirklich wünschen, dass er den Hauptpreis gewinnt. Der Titel deutet ein wenig auf einen Film über Liebe hin, aber wie Isabel Coixet auf der Pressekonferenz sagte, ist ihr Film eher ein Faustschlag in den Bauch. Ich würde ihn als einen Film bezeichnen, der zeigt, was eine Frau alles ertragen kann, ohne dabei den Verstand zu verlieren. Vom Anfang bis zum Ende ausgezeichnet und atemberaubend auch in vielen Details. Die zarte und sanfte Nat versus das feindselige Haus mit dem hasserfüllten Vermieter, eine fremde Umgebung in irgendeinem Dorf in La Rioja, ein vernachlässigter und misshandelter Hund als unerwünschtes Geschenk und dann kommt da dieser Typ mit dem Spitznamen Deutscher und einem „Angebot, das man nicht ablehnt“. Das größte Filmerlebnis in San Sebastian mit all seiner Schönheit, Zartheit, Leidenschaft, Schmerz, Trauer und Hoffnung. In der abschließenden Tanzszene ist Laia Costa eine starke Konkurrenz für Mads Mikkelsen.

Nach der ausgezeichneten Serie #martyisdead war ich wahrscheinlich einer der ersten Zuschauer, die nach der Premiere diesen Film gesehen haben. In dem Saal im Multiplex-Kino waren noch drei andere begeisterte Filmfans. Meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht, im Gegenteil – die Laufzeit eines Spielfilms hat diesem Werk gutgetan und die Latte wurde wieder ein bisschen höher gelegt. Es ist ein unheimlicher Thriller, der alle Genremerkmale erfüllt. Er enthält auch genug Wendungen und Überraschungen. Die Schauspieler*innen, die man hier sieht, sind bekannter und aufmerksame Zuschauer*innen werden den Zusammenhang mit #martyisdead bemerken. Alles entspricht der heutigen Zeit, der Kommunikation, der Negativität der virtuellen Welt und der Gender-Korrektheit. Dieser Film ist wirklich gelungen, er hat Standing Ovations verdient.

Die großartige Pointe hat fünf Sterne verdient.