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Kritiken (1 980)

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Mann unter Feuer (2004) 

Deutsch Klassische amerikanische Rambo-Rache-Moral, umhüllt mit einem hauchdünnen Mantel an Spitzen-Techno-Thriller-Form. Das Limonadenmotiv des Strebens nach Gerechtigkeit sowie des Strebens nach dem letzten Aufleben der Liebe in der Seele eines bestialischen Goodies hat mich nicht wirklich irritiert, denn der Killer mit menschlichem Antlitz in Form des Denzel Washington ist annehmbar und sogar die liebevolle Beziehung mit der kleinen Pita, serviert Scott in einer erträglichen Ausführung. Der etwas verblödete Inhalt wird von der erlesenen Form überrollt, auch von einer High-Tech-Kamera, einer perfekten Schnittarbeit, sowie einer clipartigen Einbeziehung der musikalischen Untermalung. Vielleicht wäre der Mann unter Feuer ein sehr guter Film geringen Wertes gewesen, wenn denn die Geschichte nicht so tödlich ernst genommen worden wäre und einige in der Tat ekelhaft abgedroschene Dialoge ausgelassen worden wären. Jedoch der Film vermag insbesondere dank der Regie sowie der technischen Umsetzung zu begeistern, hat mich jedoch definitiv nicht zufriedengestellt. Er hat etwas kindisch Dummes in sich, und Tony Scott kann da noch so fette Kaninchen aus seinem Hut zaubern, jedoch diese Tatsache kann er nicht leugnen. Stupider Actionfilm in selektiver Ummantelung mit guten schauspielerischen Leistungen.

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Wir waren Helden (2002) 

Deutsch 50 Jahre hinter Stone und 100 Jahre hinter Coppola. Ein Agitationsfilm mit einem blauäugigen Helden sowie einem fünfzackigen Moralisieren. Einige Action-Sequenzen muten nett an, man kann sie nicht einfach mit irgendwelchen perlen der 70er und 80er erhaschen. Unbelehrbare Kinematographie, die sich nach einer großartigen Filmemacherei bei der Verarbeitung des Kriegsthemas abermals billigen Posen und Pathos zuwendet (obgleich einem sicherlich gut gemeinten).

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Die sieben Samurai (1954) 

Deutsch Die sieben Samurai und Die Glorreichen Sieben zeigen deutlich den Unterschied in der Art der Herangehensweise der japanischen und amerikanischen Kinematografie auf. Dort, wo sich eine durch aufgemotzter Gesten, ach so starkes Gerede oder heroische Archetypen auszeichnet, baut die andere auf einem allmählich aufbauendem Tempo, der Freude am Geschichtenerzählen, auf angedeutungsweise aufgezeigten Charakteren sowie einer Botschaft des Krieges auf. Ja sogar das Ende der Sieben Samurai (jenes legendäre "Wir waren nicht derjenigen, die gewonnen haben") klingt vollends ohne Pathos aus und thematisiert eher die Tragik der Männer, die nicht aufhören können zu Krieg zu führen, weil er ihr Lebensunterhalt ist. Kurosawas Film mag für das Action-Genre vielleicht zu feinschmeckerisch lässig zu sein, durchtränkt mit wunderschönen Dialogen und großartigen "Abschweifern", jedoch gerade das macht ihn hundertmal wertvoller als Sturges späteres Remake. Es ist nicht nur eine Geschichte des wenigen gegen vieles, sondern die Geschichte eines echten Krieges (denn so benennen ja die Samurai selbst die Verteidigung des Dorfes), wo es überraschenderweise am unausweichlichen Gefühl fehlt, "sie werden sie niedermähen". Immerhin stehen in der letzten Szene 13 Verbrecher einem gesamten Dorf voller entschlossener Verteidiger gegenüber! Es fehlt ja auch an einem klassischen Baddie! Jedoch gerade das Fehlen vom üblichen Schema Gut x Böse (die Samurai sind sicherlich keine Heiligen) sowie der Ersatz dessen mit glaubwürdigen Charakteren, angeführt vom unglaublich irren Toshirô Mifun, verleiht dem Film eine wunderschöne Poesie, von der die amerikanische Bablgam-Version ja nur träumen kann. Jedenfalls ist dies einer der besten Kriegsfilme, die je gedreht worden sind. Weise, umsichtig, tiefgründig. [Die glorreichen Sieben mag ich wirklich, aber ...]

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Die Liebe einer Blondine (1965) 

Deutsch Es ist einer der peinlichsten Filme der tschechischen Geschichte. Natürlich im bestmöglichen Sinne. Forman hat die Form bis zum Äußersten des Möglichen zivil gestaltet, Ondříčeks Kamera wirkt manchmal bis zu abhackend, die Dialoge (die Forman den Schauspielern angeblich vorspielte) sind vollends realistisch und entbehren jeglicher Stilisierung. Es sind schlichtweg Ausschnitte abgehörten Geredes, zusammengefügt zu abgekupferten Situationen, denen es anscheinend jeglicher Komik fehlt. Jedoch sobald man sich in diesen Strom der Banalitäten und grauen Phrasen hineinhört, schlüpft der außerordentlich reichhaltige und poetische Kern Die Liebe einer Blondine aus. Der Film wird tadellos mit kommunistischer Uniformität, doof anmutenden Blaskapellen, stupiden Fernsehmelodien, dem Summen der Fabrik usw. untermalt. Aus dieser Einfältigkeit entspringt gerade eine Naivität sowie die sich regelrecht ergebende Haltung der Andula, die zwar pubertär naiv, jedoch dennoch frech und voller Ideale ist. Als absoluten Höhepunkt erachte ich die "Bett"-Szene Pucholt-Šebánek-Ježková, die als eine Art kleine Fibel des Humors der "Neuen Welle" wahrgenommen werden kann. Ein unheimlich unauffälliger sowie unheimlich schöner Film.

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Butterfly Effect (2004) 

Deutsch Im Gegensatz zum Vergiss mein nicht! hat Butterfly Effect einen weitaus stärkeren Eindruck bei mir hinterlassen - dank seiner Atmosphäre, dem erstaunlichen Gefälle sowie der flotten Regieführung. Auf der anderen Seite: die Durchgearbeitetheit der Liebeslinie ist schwächer. Die Idee, das Gedächtnis zu abzuändern, ist de facto identisch und hätte vielleicht etwas mehr Tiefgründigkeit verdient (dies werde ich erst beurteilen, nachdem ich mir den Streifen zum zweiten Mal hineinziehe) und weniger TV-Buntstifte bei den Liebesszenen verdient. Jedoch das Spiel mit den kausalen Linien wird jedoch vollends übersichtlich, sauber und atemberaubend gespielt, die unentwegten Wendungen, die im Maschinengewehrtempo ablaufende Schnittarbeit sowie die Änderungen von Raum-Zeit-Perspektiven haben mich buchstäblich festgefroren und mich gezwungen, diesen unkonventionellen Liebes-Science-Fiction-Mix atemlos zu betrachten. Schauspielerisch war ich von Evan recht beeindruckt, der nicht nur visuell an Danny aus Shining erinnert. Seine Wandlung hin zu einem erwachsenen Abbild von ihm selbst haben bei mir ein angenehmes Frösteln hervorgerufen. Das Regisseurpaar hat sich unter einem in der Tat bedeutenden und erfolgreichen Akt unterschrieben. Butterfly Effect ist eines der besten Science-Fiction-Dramen, die je in den USA gedreht wurden. Daher vergebe ich ihm selbst das Happy End ...

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Kukushka - Der Kuckuck (2002) 

Deutsch Inhaltlich wunderschön lyrisch, poetisch, voll subtilen und intelligenten Humors sowie wirtschaftlich skizzierter Charaktere. Das zentrale Dreieck wird sehr glaubwürdig dargeboten und die Chemie zwischen einem Russen, einem Finnen und einer Lappländerin funktioniert fabelhaft. Nicht wegzudenkende lyrische Einheiten sowie die Betonung der Natur gehören ja bereits zum russischen Konzept, bzw. zu Rogozkin, ähnlich wie die obligatorische Sauna sowie der naive Ville Haapasalo. Der winzige Haken am Film Kukushka – Der Kuckuck, ist dessen formaler Aspekt, der insbesondere am Ende ziemlich unsortiert ist und dank der metaphysischen Szene sowie dem Anlocken der Seele, in den Körper zurückzukehren, erweckt hier einen leicht krampfhaften Eindruck. Ebenso passte es mir das Platzieren der abschließenden Pointe in die ansonsten sehr authentische Geschichte überhaupt nicht. Sofern denn Kukuschka – Der Kuckuck wie ein ungeschliffener Diamant anmutet, voller Rohheit und unzusammenhängender Dialoge, bringt der Höhepunkt vielleicht ein etwas zu schematisches Element ins Spiel. Dennoch habe ich mich hervorragend amüsiert, denn diese skurrile Geschichte über Menschen, Krieg und Natur sprüht einfach voller subtiler Poetik, die für mich ansprechend ist.

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Inspector Clouseau, der beste Mann bei Interpol (1976) 

Deutsch Unglaublich. Zu Beginn des Films gibt´s die wohl konzentrierteste situative Demenz zu sehen, die man sich nur vorstellen kann, eine unverdünnte Clown-Debilität sowie die Unbändigkeit der örtlichen Irren, wobei all dies so süßlich vorausschaubar ist, und alles so perfekt vernichtend wirkt, dass ich mich (wieder) in Lachkrämpfen herumwälzte und den Überblick genoss, mit dem Sellers selbst im Falle der stupidesten Eskapaden den Drive beibehält (zum Beispiel in der Anfangssequenz in der Irrenanstalt). Nach der famosen Parodie britischer Krimigeschichten wird die kochende Brühe des Rosaroten Panthers etwas kälter, und schlussendlich gar lau, denn die schwachsinnige Story ist nur ein Lückenfüller und selbst das Münchner Oktoberfest hat man hier, Gott weiß es, nicht gut hinbekommen geklappt. Zum Schluss wird jedoch alles mit der richtigen Salve an Humor niederen Ranges wettgemacht. Was die Sketches betrifft, so ist dies eine der abgefahrensten Krimikomödien, die außerdem vom himmlischen Komikermeister Sellers geschmücktt wurden.

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Agatha Christies Poirot - Der Todeswirbel (2006) (Folge) 

Deutsch Nach zwei verlegenen Abendfilmen kehrt Hercule wieder in üblicher Serienform zurück. Eine weniger kühl anmutende Regie, eine lebendigere Kamera, bessere Charaktere, mehr Emotionen und ein Meisterdetektiv, der sehr in die komplexe Geschichte hineingezogen wird. Am Ende folgt als die sprichwörtliche Zuckergusskirsche on top ein eleganter Double Twist, der letzten Endes recht überkombiniert ist. Dennoch haben ich mich angenehm amüsiert und die Spannung gefühlt, die ich an dieser Serie doch so sehr liebe.

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Agatha Christies Poirot - Mit offenen Karten (2005) (Folge) 

Deutsch Wenn es da nicht diverse von Hercules göttlichen Eskapaden und selbstgefälligen Witzen gegeben hätte, wäre das eine ziemlich langweilige Salon-Detektivgeschichte mit einer verdrehten Motivation sowie einem gequälten Abschluss. Obgleich mir dies unangenehm war, wäre ich einige Male an den lauen Charakteren sowie den affektierten Konversationen erstickt. Ich denke, dass diese Story unter den Geschichten, die gemäß dem Prinzip "Party bei einem seltsamen Kerl mit Mord statt eines Desserts“ eben bis zum Verzweifeln durchschnittlich ist. Ein halber Stern für den traditionell großartigen Suchet.

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Kontroll (2003) 

Deutsch Ein sehr atmosphärisches Spektakel, welches eher als von der ausgefeilten Handlungsstruktur dank der dunklen U-Bahn-Räumlichkeiten profitiert sowie vom inspirierenden Motivs der Welt an der Peripherie unseres Blickfeldes. Ein etwas lockeres Erzählmaterial, das von hervorragenden Schauspielern angetrieben wird, mitsamt der herauspointierten Situationen aus dem Leben ungarischer Revisoren, und zum Schluss folgt eine zufriedenstellende Vollendung der symbolischen Ebene. Die Geschichte der "Abtrünnigen" Bulcs, welcher in der Dunkelheit der U-Bahn vor der Außenwelt quasi in Exil geht, ist mancherorts durchdrungen von Lynchs Balancieren und am Rande von Traum und Wirklichkeit, am Rande von Realität und Fantasie. Sie wirkt eher andeutungsweise, jedoch letzten Endes ist sie für die Atmosphäre des Kontrolls sehr wichtig. Ein seltsamer, origineller sowie äußerst moderner Film (eine hervorragende Verbindung von Musik und Bild!), der beispielsweise der tschechischen, harmonischen Kinematografie der Herren Menzel und Svěrák spürbar fehlt.