Hollywood will Sicherheiten priorisieren

Der Autorenstreik ist offiziell vorbei, der Schauspielerstreik muss in den nächsten Tagen und Wochen noch geklärt werden, doch langsam aber sicher sieht es so aus, als ob Hollywood noch vor Jahresende wieder arbeiten wird. Und das ist gut so, denn sonst könnten die nächsten Jahre in Kino und Fernsehen ziemlich langweilig werden mit tonnenweise ungeschriebenen Programmen, ausländischen Akquisitionen und riesigen Pausen zwischen großen Projekten. Und gerade weil sich das Materialangebot der Studios durch die monatelangen Streiks stark ausgedünnt hat, werden praktisch alle nur noch Fortsetzungen und andere sichere Projekte in den Vordergrund stellen, um diese Zeit finanziell zu überbrücken. Was bedeutet das konkret?

Zum Beispiel wird HBO so bald wie möglich die Produktion der dritten Staffel von Euphoria, der dritten Staffel von The White Lotus und der zweiten Staffel von The Last of Us beschleunigen. Ich meine, das sind im Moment die größten Hits. Die zweite Staffel von House of the Dragon ist bereits abgedreht und befindet sich derzeit in der Postproduktion, um im Sommer nächsten Jahres Premiere zu feiern. Aber nicht nur HBO hat vor, seinen heißesten Eisen im Feuer Priorität einzuräumen.

Im Falle von Netflix werden es die letzte Staffel von Stranger Things und die zweite Staffel von Wednesday sein, während die klassischen Fernsehsender sofort mit den Dreharbeiten für neue Folgen von Serien wie Grey´s Anatomy oder Law and Order beginnen müssen, ohne die sich die meisten amerikanischen Zuschauer ihre Abende nicht vorstellen können. Und natürlich wird sich das auch auf die Filmfront auswirken.

Paramount plant nun, seine ganze Energie in das Star-Trek-Reboot und die Adaption von Tom Clancys Rainbow Six zu stecken. Warners wiederum muss hoffen, dass Matt Reeves so schnell wie möglich mit einem zweiten Batman in die Dunkelheit Gothams zurückkehrt, während James Gunn das nächste Jahr damit verbringt, einen neuen Superman-Film zu drehen. Dann wäre da noch Minecraft mit Jason Momoa, mit dem das Studio gerne an den Erfolg von Barbie aus diesem Jahr anknüpfen würde. Universal wird dann alle Hände voll zu tun haben mit einer Fortsetzung der Reihe Fast & Furious, deren zehnter Teil Anfang des Jahres in die Kinos kam, und der redselige Vin Diesel hat es bereits geschafft, in der Zwischenzeit einen Berg von Fortsetzungen und Spin-offs zu versprechen. Und schließlich sind Projekte wie Deadpool 3, Mission: Impossible 8, Gladiator 2 und die Fortsetzung von Twister in Arbeit.

Wie dem auch sei, selbst wenn alle versuchen, die sechs Monate, in denen nichts passiert ist, wieder gutzumachen, werden die Auswirkungen auf Kino, Fernsehen und letztlich die Qualität der daraus resultierenden Werke in den nächsten Jahren für alle spürbar sein. Es bleibt zu hoffen, dass dies für die Studios ein Schlag ins Gesicht ist, damit sie den Umgang mit den Menschen nicht unterschätzen, die all das überhaupt erst schaffen und es verdienen, dafür entsprechend entlohnt zu werden.