Comic-Con in einer Krise

Vor ein paar Tagen hat der Veranstalter der Spielemesse E3 bekannt gegeben, dass die diesjährige und die nächste Veranstaltung abgesagt werden. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Die meisten Spielefirmen haben begonnen, ihre eigenen Online-Konferenzen zu veranstalten, und wenn sie sich schon live vor Publikum präsentieren wollen, dann tun sie das auf Veranstaltungen wie den Game Awards oder dem Summer Game Fest, die immer noch gleichzeitig online gestreamt werden. Dieser Trend begann nicht direkt mit Corona, sondern verstärkte sich während der Pandemie - aber jetzt hat eine ähnliche Krise die weitaus berühmtere Comic-Con getroffen, wenn auch aus etwas anderen Gründen. 

Die fünftägige Zusammenkunft von Fans von Comics und Popkultur im Allgemeinen fand zwei Jahre lang nicht statt, um dann im letzten Jahr unter strengen Anti-Pandemie-Auflagen sehr erfolgreich zurückzukehren. Die Non-Profit-Organisation Comic-Con International, die die Veranstaltung in San Diego organisiert, hatte jedoch in den letzten Jahren aufgrund der erwähnten Unterbrechung mit großen finanziellen Problemen zu kämpfen. Und dieses Jahr trifft es sie leider erneut. 

Wenn die Screen Actors Guild of America (SAG-AFTRA) bis Ende des Monats keine Einigung mit der Alliance of Motion Picture and Television Producers (AMPTP) erzielt, der gleichen Organisation, wegen der Hollywoods Drehbuchautoren derzeit streiken, werden sich auch die Schauspieler dem Streik anschließen, was bedeuten würde, dass praktisch kein Material mehr beworben wird, das die Studios den Fans auf einer SDCC-ähnlichen Veranstaltung präsentieren wollen. Und da genau sich abzeichnet, haben Disney (Marvel, Lucasfilm), Universal, Sony, HBO und Netflix beschlossen, die Veranstaltung ausfallen zu lassen. 

Warner wartet also erst einmal ab, was vernünftig ist, da das Studio im Moment jeden PR-Schub braucht, den es bekommen kann. Schließlich müssen sowohl Blue Beetle als auch Aquaman 2 erfolgreich sein, und nach dem Misserfolg von The Flash an den Kinokassen sieht es an dieser Front nicht allzu vielversprechend aus. Paramount Pictures beabsichtigt, die neuen Ninja Turtles zu promoten, aber ihr Streaming-Zweig Paramount+ (Star Trek) wurde noch nicht bestätigt. NBC wird auftauchen, wenn die Schauspieler nicht streiken, und so dürfte die einzige größere Präsenz auf der Comic-Con Amazon haben, das zumindest die Spin-off-Serie The Boys sowie die neue Reihe Das Rad der Zeit zeigen will. 

Alles in allem steht der Veranstaltung also ein viel schwächeres Jahr bevor als das letzte, und wenn sich die Studios in Zukunft für ihre eigenen Konferenzen nach dem Vorbild von Netflix und dessen TUDUM entscheiden, könnte die Comic-Con schließlich vor denselben existenziellen Problemen stehen, mit denen sich die einst so prestigeträchtige E3 bereits seit ein paar Jahren herumschlägt.