Supernova

Ein tödlicher Unfall auf dem Weg unweit eines Dorfes, an dem wenigstens einmal im Leben jeder von uns vorbeifährt. Man weiß nicht, wer ihn verursachte, wer das Opfer ist oder wer jemanden verloren hat. Dieses Drama zeigt eben diesen Hintergrund, man wird von der real-time Darstellung der Situation auf kleinem Raum gefangen genommen. Die Multi-Konstruktion der Beziehungen zeigt sorgfältig die emotionale Reaktion von jedem neuen Teilnehmer, welcher hinzukommt. Die Atmosphäre verdichtet sich, der Schock und der Schmerz werden größer. Ein dramatisch vernichtender, formell in Bewegung gebrachter Film, der zusätzlich treffend auf das korrupte Machtsystem in Polen hinweist. Und auf die endende Geduld der Menschen, die gegen das System nicht ankommen. Für ein Spielfilmdebüt brillant. Wenn man noch ein paar Sachen verbessern würde, gäbe es fünf Sterne. Ein Anwärter für ein US-amerikanisches Remake mit der Poetik von 21 Gramm. Und zu den Skandinaviern, natürlich mit Mads Mikkelsen in einer der Hauptrollen, würde es auch gut passen! [3Kino Fest] (15.11.2020)

The Poles serve up another unpleasant realistic drama that won't cuddle with the viewer. Three men, one place and one tragic event that changes the lives of all involved. In a Polish backwater town, an arrogant politician runs over a mom with two kids, who is happens to be running away from her drunken husband, and the steamy nightmare can begin. A realistically filmed debut about how a given situation means a ruined life for one person, death for another and just a traffic jam for a third. The police are a bit inept and there are some noticeable visual flaws, but that can be overlooked. An unpleasant atmosphere grinds through the entire film, it's very authentic and you feel like you're standing in a crowd in front of a nasty accident. Once the drunken husband bursts onto the scene the problem is taken care of and one moment, one might even say twist, is very unexpected. A good realistic and unpleasant film, not for the faint hearted. 7/10. (02.12.2022)

In nicht einmal achtzig Minuten schaffte es der talentierte und inszenatorisch sehr fähige Debütant Bartosz Kruhlik, eine ganze Menge unterzubringen - emotionale schauspielerische Leistungen, eine dichte Atmosphäre eines ruhigen sommerlichen Sonntags auf dem Land, der von einer plötzlichen Tragödie unterbrochen wird, eine Kette von eskalierenden Ereignissen mit fatalen Folgen für gestresste und unter Druck stehende Charaktere, das Thema der gesellschaftlichen Nachfrage nach Gerechtigkeit in einer Welt unfähiger Polizeibehörden und reicher Gauner, die sich hinter politischer Immunität und einflussreichen Verbindungen verstecken, sowie eine Diskussion über die Vergänglichkeit des Lebens und den Umgang mit einer traurigen Ereignis aus verschiedenen Perspektiven. Das anfangs realistische Echtzeit-Drama über die Tatortarbeit weicht jedoch nach und nach einem stark überzogenen melodramatischen Konstrukt, in dem nach und nach unbekannte familiäre und Liebesverbindungen enthüllt werden und das anstelle einer emotionalen Supernova in den Armen wörtlicher Metaphern, vereinfachender Abkürzungen und ungeschickten Koketterie mit der Metaphysik endet. Dies trübt den guten Eindruck und die Freude an dem Film, der ansonsten mit wenig ziemlich großes Theater vermitteln kann. (10.11.2020)