Schloß Gripsholm

Auf den ersten Blick ein unscheinbares 60er-Jahre-Irgendwas, aber auf den zweiten Blick eine sehr liebenswerte zeitlose Romanze. Paradoxerweise werden in dieser Verfilmung des gleichnamigen Romans von Kurt Tucholsky nur die Grundsituation eines jungen deutschen Paares auf Reisen in Schweden aufgegriffen und alle wichtigen politisch-autobiografischen Elemente weggelassen, für die der Roman bekannt geworden ist. Doch die in die Gegenwart geholte Zwischenkriegsromanze funktioniert, und das attraktive Paar Jana Brejchová (deutsch synchronisiert) und Walter Giller wirbt beiläufig für die Schönheit ihrer Reise und des Ziels selbst. Lydia und Kurt reisen zunächst mit dem Zug nach Hamburg, dann mit dem Schiff nach Stockholm und übernachten schließlich in Schwedens ältestem Schloss, Gripsholm. Ihr süßes kleines Privatleben wird allmählich durch den Besuch ihres Freundes Karl bereichert, und als dieser abreisen muss, wird er durch ihre gemeinsame Freundin Billie ersetzt. Mit Karl werden sonnige Tage zu Spaß, mit Billie endeten sie in pikanten gemeinsamen Nächten. Trotz aller positiven Dinge (es ist kein Zufall, dass das Schloss mich an die besseren Filme von Lilo Pulver erinnert, denn sie hat mit Kurt Hoffmann die Spessart-Reihe gedreht), fürchte ich, dass dies der Höhepunkt der Auslandskarriere von "Jana Brechová" war, die die leider zu früh und nach einer Reihe von Versuchen in Ost- und Westdeutschland, Österreich oder Ungarn und Frankreich (einem Bogen, der 1959 mit einer Koproduktion mit der UdSSR begann und 1999 mit einer Koproduktion mit den USA endete) versuchte, ein europäischer Star zu werden, blieb ihrer heimischen tschechoslowakischen Sicherheit treu und reifte erst viel später zu einem Niveau, für das sie unseren Respekt verdient. (20.07.2013)