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NinadeL 

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Deutsch Erstaunlicherweise erfährt man aus der umfangreichen Bibliothek an Titeln, die sich Lída Baarová widmen (und heutzutage auch aus verschiedenen Abschlussarbeiten, die an Schulen nicht nur in der Tschechischen Republik verfasst werden), überraschenderweise nicht viel über die Filmografie von Lída Baarová. Dass Baarová auch eine Bühnenschauspielerin war, wird nur sehr selten erwähnt. Praktisch niemand hat auch nur das geringste Interesse (geschweige denn die Kompetenz) gezeigt, Baarová als europäische Schauspielerin zu untersuchen. In einer Zeit, die die massive Öffnung von Archiven und die anschließende Digitalisierung begünstigt, ist es fast demütigend (sowohl für die Autoren als auch für die Leser), immer wieder weit verbreitete Unwahrheiten zu wiederholen, die (hoffentlich) in gutem Glauben veröffentlicht wurden, um zumindest etwas zu sagen. Aus Baarovás kurzen Erinnerungen habe ich, wie viele andere auch, Barcarole und La fornarina als imaginäre Highlights in Erinnerung. Leider gab es zu ihren Lebzeiten niemanden, der effektiver mit ihr an den Erinnerungen an eine so fantastisch vielfältige Arbeit in europäischen Studios hätte arbeiten können. Bezeichnenderweise bezeichnete Standa Motl als das Interessanteste an den Jahren, die Baarová im faschistischen Italien verbrachte, das Gerede darüber, ob sie Goebbels wiedergetroffen hat und er dabei dreinschaute, wer dabei war und wem er es sonst noch alles erzählt hat. Natürlich ist es nach einer solchen Vorbereitung fast unmöglich, sich mit klarem Kopf in eine Vorführung eines historischen Dramas aus dem Leben von Raffaele Santi zu setzen. Wenn wir uns jedoch von den berüchtigten Schichten dieser alten Filme freimachen können, finden wir etwas Überraschendes. Zum Beispiel, dass es Baarová in Italien noch vor Kriegsende gelungen ist, weitere Schritte in Richtung eines Reifeprozesses als Schauspielerin zu machen. Außerdem wählten die italienischen Maskenbildner einen völlig anderen Ansatz für ihre Fotogenität und betonten ihre Vorzüge in Kostümen aus dem 16. Jahrhundert (mindestens zehn davon werden im Laufe des Films gewechselt). Im Gegensatz zu ihren Jahren im Dritten Reich hat Baarová etwas zugenommen und ist sehr attraktiv. Wie sonst könnte man sich das Model für die berühmten Gemälde "La donna velata" (1516) und "La fornarina" (1518-1520) von Santi vorstellen? Die dreißigjährige Baarová wurde ganz selbstverständlich Teil eines anderen nationalen Kinos, und wir können die Italiener nur darum beneiden, dass sie nach dem Krieg gerade dort daran angeknüpft hat. ()

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