claudel

Die Entscheidung, die Rolle des psychopathischen Erzteufels Momoa zu geben und alle möglichen sowie unmöglichen Figuren zurückzubringen, hat sich eindeutig gelohnt. Ich schaue mir die ganze Filmreihe seit meinen Jugendjahren an. Es gibt verschiedene Erinnerungen, die ich mit ihr verbinde. Für viele wird es eine Überraschung sein, dass ich ein großer Fan vor ihr bin. Es gibt Gerüchte, dass Vin Diesel so selbstverliebt ist, dass er alle anderen unterdrückt oder, noch schlimmer, aus der Serie verdrängt. Falls es wirklich so ist, dann tut es mir sehr leid. Einer der größten Reize besteht nämlich darin, wie zu der ganzen Bande/Familie die Hauptschufte aus den vorigen Teilen sowie die Polizisten hinzukommen, die zuerst gegen die Familie kämpfen. Diese Figuren haben oft das Gesicht berühmter Darsteller*innen, sogar das von drei Oscar-Schauspielerinnen. In dem zehnten Teil ist jedenfalls alles gelungen. Im IMAX-Kino ist es ein richtiges Adrenalin-Erlebnis. Der Film hat eine intensive Geschichte, eine ausgezeichnete Musik, überwältigende Actionszenen und den unglaublich guten Momoa, der seine Rolle des verrückten Schufts richtig genießt. Ich habe mich über den Akzent der lusophonen Staaten gefreut, die in der ganzen Geschichte eine wichtige Rolle spielen. Das Einzige, was ich hier kritisieren könnte, ist das anstrengende, klischeehaft amerikanische und ewige Wiederholen des Themas Familie und zu viele Brüder, Schwestern, Tanten, Großmütter und sogar Urgroßmütter… Damit könnten alle aufhören. Ansonsten ist es ein einzigartiger Film zum Entspannen. Man muss nicht viel nachdenken. Es reicht, wenn man die Augen und die Ohren nutzt und nicht darüber nachdenkt, wie man Rom und den Vatikan nicht vernichten kann.

Unkenntnis – das Schaffen der beiden jungen Regisseure werde ich weiterhin verfolgen, weil ich ihre zwei Filme großartig finde. Spolu und Nightline sind für mich die am meisten vernachlässigten Filme des vorigen Jahres. Ich verstehe nicht, dass Štěpán Kozub für seine Leistung im Film Grand Prix gelobt und in dieser unglaublich schwierigen Rolle nicht beachtet wird. Ausgezeichnet spielen auch beide Damen – sowohl Žilková als auch Janovičová, die man jetzt nicht nur mit ihrer Rolle im Film Tajemství staré bambitky verbinden wird. Ich habe mich natürlich auch darüber gefreut, dass der ganze Film in den Prager Stadtteilen Bubeneč und Dejvice spielt.

Aus John Wick ist ein eindeutiges Actionphänomen geworden, eine bekannte Marke, die noch in den nächsten Jahren oder Jahrzehnten so ähnlich wie Fast & Furious oder Mission: Impossible funktionieren kann. Den vierten Teil habe ich im Kino gesehen und ich war begeistert. Ich kann ihm nicht weniger als fünf Sterne geben. Bei einer langen Laufzeit habe ich immer Bedenken. Hier war aber kein Raum für Langeweile. Wenn ich im Kino viel getrunken hätte, hätte ich nicht auf Toilette gehen können. Die Szene in Osaka dauerte fast 40 Minuten, Berlin und Paris enttäuschen das Publikum nie. Ich schätze die riesige Invention bei den neuen Figuren sowie den Actionszenen. Der Blinde und Mr. Nobody stachen am meisten hervor, ihr Beitrag zur Handlung war maximal. Was den Effekt und Humor betrifft, da glänzte der Mafioso mit goldenen Zähnen in Berlin. Folgende Actionszenen sind mir am meisten im Gedächtnis geblieben: die bereits erwähnte Szene in Osaka, dann mein beliebter Arc de Triomphe und die Disco in Berlin. Wenn ich ein Haarspalter wäre, würde ich sagen, dass der französische Hauptschuft in der zweiten Hälfte weich und ein Feigling wurde, dass seine Figur irgendwie verblasst ist und dass ihn die anderen übertroffen haben. Mehr von solchen Actionfilmen. Es passiert sehr selten, dass ich einen Film zweimal im Kino sehe. In diesem Fall würde ich freiwillig und gern eine Ausnahme machen.

Während der Weihnachtsfeiertage war ich schon skeptisch, dass ich nach einem arbeitsreichen Jahr nicht auf Filme stoßen würde, die mich wirklich begeistern würden. Ich habe es endlich mit Nightline geschafft. Ich konnte vor Spannung nicht einmal atmen und wartete sehnsüchtig auf die schrittweise Enthüllung der ganzen Wahrheit und die Auflösung gewartet. Die Schauspieler sind großartig, ich kann niemanden hervorheben, alle in den Haupt- und Nebenrollen sind absolut perfekt. Eine sehr interessante Idee, auch im Kontext der von allen geliebten 90er Jahre. Nur das Ende hat mich verwirrt, so dass ich mir nicht ganz sicher bin, ob ich alles richtig verstanden habe und alles so zusammenkam, wie es sein sollte. Auf jeden Fall einer der besten tschechischen Kriegsfilme.

Auf Empfehlung einer Kollegin sah ich mir den Film zusammen mit meiner kleinen Tochter an, und ich wusste, warum ich mich dagegen gesträubt hatte. Da bleibt wohl kein Auge trocken, auch nicht bei den eingefleischtesten Zynikern oder Menschen mit einem Herz aus Eis. Andererseits werden sich diese wahrscheinlich die Geschichte nicht ansehen. Alles passt wunderbar zusammen, schöne visuelle Effekte, vor allem im Reich der Toten, eine starke und bewegende Geschichte, dazu das Latino-Element, das für zusätzlichen Pep sorgt. Wenn ich es mir recht überlege, ist das vielleicht der beste und schönste Film, den ich von Pixar gesehen habe.

Top Gun und seine Fortsetzungen sind für mich aus mehreren subjektiven und objektiven Gründen nostalgisch, bewegend und symbolisch. Die erste Folge habe ich als Kind mit meinem Vater in einem Kleinstadtkino mit Holzsitzen gesehen. Nach dreißig Jahren wiederholten wir diese Erfahrung in einem Kleinstadtkino, allerdings in einem bequemen Sitz, von denen unser Kino bei der Rekonstruktion einige erworben hatte. Val Kilmer, das wohl berührendste Element der Fortsetzung - wie das Drehbuch sich mit seinem Lebensschicksal auseinandersetzt und es zumindest symbolisch in die Geschichte einbaut. Tom Cruise, ein Schauspieler, der seit Jahrzehnten zu meinen Lieblingsschauspielern gehört, und verdammt noch mal, egal wie er es anstellt, wenn wir alle mit 60 so aussehen würden, wäre die Welt voller gut aussehender Männer. Das Gleiche gilt für Jennifer Connelly im weiblichen Kontext. Ich habe jede Minute und jede Szene sehr genossen und stimme zu, dass dies eine der besten Fortsetzungen aller Zeiten und eines der größten Kinoereignisse dieses Jahres ist. Die Kampfszenen sind super dicht, und die Hyperkorrektheit hat mich diesmal überhaupt nicht gestört. Am Ende fehlte also wohl nur noch "Take my breath away"...

Netflix hat mich jetzt schon zweimal positiv überrascht - ich war immer zurückhaltend, was die Filme anging, und habe eher die Serien bevorzugt. Nach Frau im Dunkeln habe ich heute The Power of the Dog gesehen, und in beiden Fällen kann niemand spekulieren, dass man einen Zuschaueransturm auf Netflix vorausgesagt hätte. Beide Filme sind sehr intim, psychologisch ausgefeilt und schauspielerisch hervorragend. Wenn Benedict Cumberbatch in der Nacht des 27. März keinen Oscar bekommt, dann werde ich das als äußerst ungerecht empfinden. Vergessen wir den glatten, eleganten Briten, hier spielt er einen schmutzigen, ungewaschenen, ungehobelten, aber gleichzeitig hochintelligenten Viehtreiber, der von innerer Zerrissenheit geplagt wird. Eine bravouröse Leistung, die den Rest der Besetzung ergänzt. Ich habe Kirsten Dunst schon lange nicht mehr in einem Film gesehen, und sie hat das Schauspielern eindeutig nicht verlernt. Ein großartiges Filmerlebnis von Anfang bis Ende.

Der letzte David-Lynch-Film, den ich nicht gesehen habe, ist Dune - Der Wüstenplanet. Das wird vorerst auch so bleiben, ich habe mir die neue Version angesehen und mir sofort das Buch bestellt. Eine faszinierende Welt, die jemand vor 60 Jahren erschaffen hat?! Ich mag die Durchdachtheit und die Ausgefeiltheit, die im Buch sicher noch mehr zur Geltung kommen werden. Der Film ist ein visueller Leckerbissen, und ich glaube, wenn ich ihn im Kino sehen würde, würde ich ihm sechs Sterne geben :-)

Tschechische Filme aus dem Jahr 2021 bereiten mir Freude. Mistakes und Okupace wehten einen frischen Wind von europäischem Format heran. Völlig unterschiedliche Themen, Genres, Konzepte, aber sie haben eines gemeinsam - sie kommen mit etwas Neuem und einer Besetzung, die uns nicht dadurch irritiert, dass sie in jedem Film, jeder Fernsehsendung, jedem Werbespot, jeder Kampagne oder auf dem Cover jeder Zeitschrift zu sehen ist. Außerdem ist Okupace ein Debüt, und ein solches Debüt verdient Standing Ovations, Hut ab, und nicht enden wollenden Beifall. Eine perfekte Idee, ein hervorragendes Drehbuch, toll Dialoge, Monologe, Musik, alles funktioniert, wie es soll.

Jan Prušinovský hat sich wieder etwas Neues einfallen lassen. Er hat ein Thema bearbeitet, das in den böhmischen Hainen und Fluren die menschliche Natur, die Heuchelei und die Ausgrenzung eines Menschen, der etwas getan hat, was er vielleicht bereut, aber sicher niemandem geschadet hat, treffend beschreibt. Der Regisseur hat sich im Wesentlichen auf ungewöhnliche Gesichter verlassen, die ich am meisten hervorheben würde - und obwohl ich Schauspieler wie Čermák oder Langmajer mag, muss ich sie nicht in fast jedem tschechischen Film oder jeder Fernsehserie sehen. Von den Nebenrollen sind nur Kolařík und Rímský etwas bekannter, so dass die Wahl des zentralen Paars von Theaterschauspielern buchstäblich eine Freude ist. Und mich freut doppelt, dass die weibliche Besetzung aus Mähren kommt :-) Für mich ist es definitiv einer der besten Filme des letzten Jahres und ein Anwärter auf ein paar Preise - ich wünsche es Pavla Gajdošíková von ganzem Herzen.