Meist gefolgt Genres / Typen / Herkünfte

  • Drama
  • Komödie
  • Action
  • Dokumentation
  • Krimi

Kritiken (1 980)

Plakat

Underdog (2014) 

Deutsch Der Aufstieg des Planet of Dogs, gefilmt mit ausdrucksstarker Artenergie und leider auch mitsamt aller Klischees, logischer Eselsbrücken, Banalitäten und einem Spiel auf Effekt, welches eher zu Hollywoods Katastrophenszenarien passen. Das beabsichtigte Gleichnis von Fremdenfeindlichkeit sowie der Dominanz der "weißen Götter" über den "minderwertigen Rassen" ist hier bis auf einige auffällige Symbole, abgeflachte Figuren oder kaum überzeugende Nachbildungen zusammengeschrumpft. Die Arbeit mit den Hundeschauspielern, die energische Kameraführung sowie die Tonarbeit schweifen in einigen Momenten aus, jedoch trotz der dynamischen Bewegung der Charaktere entlang der Misanszene macht der Weiße Gott eher den Eindruck eines in die Länge gezogenen Hundeheulens. Meiner Ansicht nach ist dies eine Enttäuschung, denn ich persönlich hätte vom Gewinner der Sektion Uncertain Regard mehr erwartet als lediglich transparente Hundeaugen.

Plakat

Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach (2014) 

Deutsch Der Meister wird hier sicherlich weniger hart, sentimentaler und steigt von den rücksichtslosen Höhen des zweiten Stocks ins Erdgeschoss hinab, wo sich dessen alternde und verzweifelte Gesellen beginnen bewusst zu werden, dass ihre Erkenntnis banal ist, niemand auf ihn hört und wahrscheinlich bald alles für immer ausgehen wird. Teilweise ist dies eine bittere existenzielle Anekdote über eine Welt, wo der jeder behauptet, es ginge ihm gut, dabei ist man doch am Allerwertesten, und über eine Welt, in welcher der Humor ausschließlich hinter einer Glasscheibe existiert, und eine Welt, in der sich enttäuschte Hoffnungen und historische Tragödien in eine Farce verwandeln. Manchmal bekommt man das Gefühl, dass die einst außerordentlich spontanen und außergewöhnlichen Visionen zu archaisch absurder Theatralität neigen, jedoch beispielsweise die Szenen aus dem (und in keinster Weise pointierte) Alltag sind - da habe ich kein besseres Wort dafür - wunderschön. Sie zeigen auf, dass die Grenzen zwischen Mitgefühl und Härte bei Andersson allmählich auseinanderbröckeln, und einige Erscheinungsformen (1943) sind schlichtweg packend, ohne weichlich und verweint zu wirken. Eine gewisse Müdigkeit kann sich sowohl beim Meisters und Zuschauers bereits auch darin bemerkbar machen, dass die Pointen im Voraus zu erraten sind und einige "Sketches" Variationen bekannter Szenen darstellen (Die Trommel mit Sklaven ähnelt einer provokativen Sequenz mit der Vergasung von Kindern, die im schwedischen Kurzfilm Something Happened usw. zu sehen ist). Dennoch klingt diese stockende Platte wie ein ewig abgespieleter Hit darüber, wie wir unsere Lieben im Himmel treffen (was beängstigend ist), wie nichts sonst auf dieser Welt. Weder vorher, noch nachher. Roy Andersson selbst ist die sprichwörtliche ausgestopfte Taube, die auf einem Ast sitzt und über das Leben nachdenkt. Ein Museumsexponat, welches absichtlich sein Gesicht in helleren tönen erscheinen lässt. Ich werde ihn auch weiterhin anstarren. Sein Gurgeln verstehe ich mehr als alles andere. Ansonsten bin ich froh, dass es Ihnen gut geht. P.S. Für die Apachenheldin: Auf diesen Aleš würde ich überhaupt nicht wetten. :-)

Plakat

Pionier (2013) 

Deutsch Erik Skjoldbjærg ist überall dort brillant, wo er seine Fähigkeit zur Geltung bringen kann, eine bestimmte Handlung exakt zu beschreiben und die Atmosphäre der Umgebung erfassen - die ersten zwanzig Minuten sind daher nahezu fesselnd, und obwohl sie sich in Anbetracht der etwas konservativeren Herangehensweise vom großartigen Nokas-Doku-Thriller unterscheiden, so behält der Pionier hierin mindestens den gleichen Drive. Aber dann kommt die verzwickte Konspiration sowie die Perspektive der Hauptfigur mit gestörter Wahrnehmung hinzu (Erinnerung an Insomnia - Schlaflos) und hier gerät beim Pionier die solide subjektive Ebene (Wahnvorstellungen, Paranoia) mit einem Verschwörungsthriller in Konflikt, welcher an einer ziemlich ungeschickten Dosierung von Informationen und stellenweise einer etwas holprigen Regiearbeit leidet (Die Szene mit dem Auto im Tunnel sieht sehr lückenhaft aus. Die Ambitionen sind hier auf ziemlich hohem Level - eine moralische Kritik des "norwegischen Wirtschaftswunders", das aus Sicht des Films auf Verletzungen grundlegender Menschenrechte beruht. Und das Ergebnis? Verwirrt. Jedoch als großer Fan von U-Boot-Sequenzen vergebe ich gezwungenermaßen einen Bonusstern. Das hier muss selbst Cameron gefallen haben.

Plakat

Vraždy v kruhu (2015) (Serie) 

Deutsch Die Pilotfolge ist unerträglich steif und hat auch das zerstört, was Iva Procházková in dem Buch-Prequel ziemlich gut bewältigt hat, und zwar die Psychologie der Figuren. Es ist das Gegenteil passiert – die Serie hat all seine Mängel ans Licht gebracht. Sie ist langweilig, schrecklich unbeholfen und einfallslos. Die Regie finde ich starr. Ich habe keine Kraft und Motivation, mir die nächsten Folgen anzuschauen.

Plakat

Případ pro exorcistu (2015) (Serie) 

Deutsch Eine behinderte Welt, eine behinderte Logik der Ermittlung, ein behindertes Handeln der Ermittler*innen. Im Unterschied zu dem genialen Anti-Krimi Kindkind verwandelt sich hier die muntere Retardation in einen bösartigen Krampf, der alle Aspekte der Serie befällt (einschließlich des ziemlich konservativen Whodunit-Kernes). Eine doofere Musik werden Sie dieses Jahr wahrscheinlich nicht hören; so viele verschiedene Arten der Aufnahmen würden für zehn Miniserien reichen. Die Absurdität wurde natürlich nicht zu Ende geführt, so, wie es für Tschechien typisch ist. Es ist ein Hin und Her zwischen Ernsthaftigkeit, Humor und Spott. Wenn man sich die Dramaturgie und das Drehbuch ansieht, stellt man fest, dass die Serie aus mehr oder weniger witzigen Sketchen und WTF-Genreübergängen besteht. Klar, ich verstehe, dass es ein Versuch um ein "flüchtiges" Schweifen war. Das Ergebnis ist aber ein "full retard" Krimi. Dennoch ist es besser als The Lens, The Zodiac Murders und andere Attentate auf Krimis. Aber nur deshalb, weil man lachen kann und manchmal das Gefühl hat, dass es die Filmemacher absichtlich gemacht haben. Hřebejks Verfehlen des Genres war schon lange nicht mehr so erträglich. [Ich habe die ganze Serie im Rahmen einer Vorführung gesehen. Denjenigen, die sich nach der ersten Folge über die Löcher in der Logik beschweren, kann ich empfehlen, auf die nächsten Folgen zu warten. Es wird immer besser.]

Plakat

A Girl Walks Home Alone At Night (2014) 

Deutsch Allerdings ist es ein trauriges Beispiel mangelnden Urteilsvermögens in dieser zufälligen und unglaublich oberflächlichen sowie intuitiv zufälligen Mischung an Traditionen / Genres / abgekupferten Posen mit Jarmusch daherzukommen. Während Jarmusch ein geradezu elektrisierendes, enges und mythologisch reichhaltiges Universum geschaffen hat, zeigt Amirpour lediglich mechanisch potenziell interessante Motive auf, die wie zwar genießen können, jedoch nicht mehr. Ihre Welt besteht aus einer leichenähnlichen These, einem Cinéma du Look ohne Magnetismus sowie aus Entdeckung (selbst die Übergänge zwischen den Genres wirken hier eher krampfhaft als elegant). In mancherlei Hinsicht ähnelt dies im Grunde ideologisch Xavier Dolans frühen Filmen, aber letztere hatten (für viele ist dies ärgerlich) einen dandyähnlichen Drive sowie narzisstisches Interesse. Langsamkeit kann magisch, bezaubernd und regelrecht hineinsaugend sein. Oder einfach nur mühsam niederzuschmettern. Dies ist meiner Ansicht nach bei  A Girl Walks Home Alone At Night.

Plakat

The Missing (2014) (Serie) 

Deutsch Eine Fortsetzung dessen, was ich so langsam als "Britnoir" bezeichnen würde. Ähnlich wie bei Broadchurch übernimmt auch The Missing das Konzept des nordischen Fernsehdetektivstreifens Kommissarin Lund und fokussiert sich auf den komplexen psychologischen und sozialen Unterboden der Untersuchung eines einzelnen Verbrechens - in diesem Fall einer Kindesentführung. Das Thema gestörter Familien, von Perversionen und tiefer Traumata wird hier sehr konsequent angegangen und dank sehr zivil geschriebener und gespielter Charaktere nehmen wir hier einen ziemlich starken emotionalen Vibe wahr. Die Detektivebene an sich leidet unter dem Syndrom einer sich "der Pointe unterornenden Logik", wobei glücklicherweise gegen Ende der Magnetismus des Hauptcharakters Überhand gewinnt, den James Nesbitt am Rande des Ertragbaren dargeboten hat. Seinem Vater steht so viel Schmerz im Gesicht geschrieben, dass The Missing manchmal am Rande eines Krampfes balanciert, jedoch verfügt der Streifen stets über ausreichend Stabilität, um sich festzuhalten. Auch deshalb, weil der große Tchéky Karyo als Detektiv Jean-Baptiste die sich mit dem Alter einstellende Weisheit verkörpert. Er ist eine Polizeiversion des grauen Gandalfs, wo doch hier schon Bofur und Balin bereits herumlaufen. Die zwei sich abwechselnden Zeitebenen stellen eine großartige Idee dar, denn dies erzeugt eine dramatische Spannung (wir wissen, was passiert / nicht passieren wird, jedoch wir ahnen nicht warum), es ist schade, dass die Serie dramaturgisch gesehen letzten Endes unausgeglichen erscheint (packende Folge 6 x statische Folge 7). The Missing ist schlichtweg ein weiteres vielversprechendes Konzept, welches mehr als nur Spannung bietet.

Plakat

Osmy (2014) (Fernsehfilm) 

Deutsch Womöglich ist dies Epsteins bedeutungsvollstes Werk, dem ein paar hübsche saublöde "Meta-Witze" sowie die etwas schwerfällige Anfahrt schaden. In der zweiten Hälfte bekommen wir jedoch solide (wenn auch recht suggestive) Szenen zu sehen, in welchen die Wisdom Teeth zumindest den Keim einer deprimierenden Atmosphäre beinhalten. Sicher, dieser Normalisierungs-Easy-Job schlägt vielleicht etwas wegen dem effektvollen Aufbau sowie den unnötigen "Zufällen“ fehl, jedoch zumindest unterscheidet er sich vom verbabbten und harmlosen Ostalgiefilm. Eigentlich müsste er zweifelspohne gut im Kino ankommen, wo der Bedarf nach einer "etwas raueren Hřebejk-Filmstreifen" noch durch keinen würdigen Vertreter getilgt worden ist. Meiner Ansicht nach überwiegt hier immer noch die Panoptizität mitsamt einer Tendenz, in einem ekelhaften Normalisierungsmausoleum billig dahinzukichern, jedoch die Wisdom Teeth sind eigentlich ein erträglicher Film über den Umgang mit Schicksal und Angst (seitens Jiří). Jiří beweist außerdem wieder einmal, dass er fürs Fernsehen relativ gedämpft und elegant Regie zu führen vermag. Sogar verschwitzte Liebesetüden mit der Genossin-Kollegin kommen erträglich herüber. Ich würde sagen, es handelt sich hier um einen versöhnlichen Film über unangenehme Dinge. Vielleicht allzu viel. Es würde nicht schaden, die Kanten zu schärfen und weniger Eiskunstlauf auf Bockmist zu betreiben. Doch eigentlich habe ich mir das Ganze nahezu ohne Hin-und-Her-Hadern angeschaut und das ist mir im Fernsehen schon lange nicht mehr passiert. Es ist eine Art harmloser Kaugummi. Eigentlich ganz im Stil des typisch tschechoslowakischen Kaugummis Pedro.

Plakat

Der Hobbit: Die Schlacht der Fünf Heere (2014) 

Deutsch Der prägnanteste und wohl ausgewogenste Film der gesamten Trilogie, der es jedoch nicht vermochte Zweifel zu zerstreuen, die mich durch den Hobbit geleiteten. Trotz des krampfhaft hervorgehoben Eposcharakters bleibt die Trilogie leider sehr flach, denn es fehlt an tatsächlich interessanten strukturierten Charakteren (eigentlich ist Thorin der einzige, der außer Bilbo eine dramatisch eingängige Wandlung durchläuft), die hier erscheinenden Handlungsstränge sind schrecklich flach und die drei Filme haben der Vorlage zu keiner Tiefe verholfen, sondern eher für vergnügungsparkähnlichen Ballast in Form unkritisch langer Actionszenen gesorgt. Die Schlacht der Fünf Heere selbst überrascht, denn selbst nach Gondor und Helms Schlucht ist es PJ gelungen, frisch anmutende, übersichtliche sowie choreografisch einfallsreiche Megaszenen zu erstellen (eine Zwergenarmee und der rothaarige Hausmeister Willy auf einem Riesenschwein gehören zum Letzten, was ich in noch meinem Leben habe sehen wollen). Leider bewegen wir uns ab dem Moment, wo unerwarteterweise Riesengämsen auf dem Bildschirm erscheinen, vom Epos hinweg zur vorgeplanten Tolkien-Arcade, einer Art Softversion des Mortal Kombat, die mit haufenweise Klischees und WTF-Szenen gefüllt ist (Legolas und wie er mit Schwerkraft umgeht können doch selbst Peter keinen Spaß mehr bereiten). Geradezu sündhaft wenig gibt es da an poetischer Magie der Ruhe sowie der Pfeifenreinigung, die Gandalf ganz am Ende vorführt, ist daher in der Trilogie der Sünde einzigartig. Ehrlich gesagt werde ich mich am meisten an die digitale Morgenröte mitsamt der Besessenheit der Macher erinnern, nahezu jede Szene episch zu hervorzugeben. Am Ende scheint nahezu alles wie starre Theater zu sein - außerdem ist das Drehbuch etwas schwächer als der brillante "Who am I, Gamling?"-Monolog des Königs Théoden. Der Hobbit funktioniert als Teaser zum Herr der Ringe und ich kann mir vorstellen, dass mein Kind in ein paar Jahren davon begeistert sein wird. Sobald er jedoch erwachsener werden wird, wird er mir sicherlich recht geben, dass die ursprüngliche Filmtrilogie in Anbetracht ihrer höheren filmemacherischen Gewandtheit unerreicht bleibt. Oder er wird in den Arsch getreten werden.

Plakat

Finding Vivian Maier (2013) 

Deutsch Eine regelrecht erschlagend wirkende und aus dem dramaturgischen Blickwinkel undurchschaubare an Bande formlosen Köpfen, die auf uninteressante Art und Weise von einem ziemlich interessanten Schicksal sprechen. Aufgebaut nach dem Midcult-Rezept "Ich werde Euch beeindrucken und Ihr gebt mir dann schön einen Oscar". Maloof scheint der Ansicht zu sein, dass er mit diesem Dokumentarfilm Vivian Maier dazu verhilft, in die Geschichte einzugehen, jedoch ich denke, dass ihr lediglich ihre Fotografien dorthin verhelfen können. Nicht diese selbstrührende Schulübung ...