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Kritiken (1 980)

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Interstellar (2014) 

Deutsch Es ist der Versuch um einen metaphysischen Artfilm für 165 Riesen, der über das Schicksal der Menschheit und den wesentlichen Aspekten der Menschheit und Menschheit erzählt ... und infolgedessen leidet er am stark rhetorischen Charakter sowie daran, dass Nolan seine Charaktere abermals wie automatisiertes etwas in einem exakt zusammengefügten Mechanismus bewegt, ins Schwanken kommt. Mit Ausnahme von McConaughey, der gegeben durch seine jetzige Form Emotionen selbst in einem Stück Plastik finden würde, macht all dies den Eindruck einer astronomische Uhr aus Sprechschemata und sprichwörtlichen dialektischen Kleiderbügeln (die Marschblöcke erwecken einen viel menschlicheren Eindruck als alle oftmals weinenden Figuren). Ich möchte mich jedoch nicht vollends auf die Haterseite stellen, von denen Interstellar etliche heraufbeschworen hat. An dieser Autorenvision genieße ich etliche Dinge -die zeitgenössische "Pre-Apo" -Skepsis, welche durch Idealismus ausgewogen wird, eine raue Betrachtung interstellarer Flüge als traumatisches Phänomen, Arbeit mit dem Raum und den Elementen. Es ist außerdem unglaublich, wie es Hoyte Van Hoytema gelungen ist, die einst schwer zu bewegenden mobile Imax-Kameras wie ein flexibles mehrsaitiges Instrument zu bespielen, welches an einigen Stellen an die Abbildung des Inneren Emmanuel Lubezkis erinnert. Paradoxerweise werden hier sowohl die Rahmenhöhe als auch -breite verwendet, um einen Kammeränhlichen Eindruck hervorzurufen, vielleicht sogar noch häufiger, als um einen Wow-Effekt anhand der Einheiten zu erzielen. Ein verblasster Blick auf eine staubige Zukunft, eine Meditation darüber, dass die Eltern zum Zeitpunkt der Geburt ihrer Nachkommen die Geister ihrer Zukunft werden, und noch ein paar andere Dinge berührten mich. Insgesamt erinnert mich Interstellar an eine Kombination groß aufgefasster Themen sowie Motive, bei welchen es der Streifen nicht vermag, zu materialisieren, was nicht direkt gesagt wird. Und gerade das ist bei einem Film, der sich mit Phänomenen am Rande unserer rationalen Wahrnehmung der Welt befasst, ein Problem. Meiner Ansicht nach ist dies schlichtweg jene Art an Spektakel, bei dem erst die entprechenden Bonussznen packend sein werden. [70%]

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Maps to the Stars (2014) 

Deutsch Cronenbergs Kritik des Kapitalismus sowie der scheinheiligen Gesellschaft voller Täuschung ist so oberflächlich wie Wagners Drehbuch und ebenso gekünstelt wie das digitale Barbecue am Ende. Es ist eine Show von sog. Halbdetails, die im Fall Einer dunkler Begierde ein Bild der Welt als ganzheitlichem Spiegel kreieren, der jedoch allmählich zerpsringt, sich in dieser postmodernen Stilisierung in etwas verzweifelt Anachronistisches und Zahnloses verwandelt. Hierin ist ein Stück vergeblichen Predigens sowie der Unfähigkeit verborgen, bei irgendetwas krankhaftem anzulangen zu machen (über den Rahmen der krankhaften Bemühungen des Drehbuchs hinausgehend). Ein gruseliges Obludarium voller oberflächlicher Karikaturen und Schemata, bei denen wir vom ersten Moment an bis zum allerwertesten Ende hineinschauen können. Bei einem Film, in dem Robert Pattinson die sympathischste und glaubwürdigste Person darbietet, stimmt etwas nicht. Meister, es ist an der Zeit, Ihr Erntedankfest zu filmen.

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Deti (2014) 

Deutsch Weniger ist manchmal mehr. Es ist "lediglich" eine Serie an vier Kurzgeschichten, die sehr locker mit dem Motiv einer nuklearen Familie verflochten sind, doch Jaroslav Vojtek überzeugt uns in jedem Moment davon, dass er exakt weiß, wann er aus der Ferne beobachten soll, wann zum Detail überzugehen ist, wann er die Misanszene dynamisch aufzuwühlen ist und wann er sie einfrieren muss. Es handelt sich hierbei um einen Film, der zu seinen Charakteren ohne unnötige Worte gelangt und es vermag, alltägliche Situationen in beunruhigende Momente zu verwandeln, keine Angst vor Fragmentierungen, Hinweisen und auch nicht vor großen lyrischen Pointen hat. Den klaren Höhepunkt bildet der nahezu stille Schneemarathon (so ungefähr sollte man ein soziales Melodrama ohne Anzeichen von drehen). Nicht immer bis zum Perfektionismus getrieben, jedoch niemals über den Rand des guten Geschmacks hinaus. Beeindruckend, strikt, roh auch nicht aufdringlich witzig, empatisch und hart. Gemeinsam mit The Way Out wäre dies der klare "föderale“ Film des Jahres und ein Beweis dafür, dass die Übergänge von Dokumentarfilmen zu Spielfilmen eine Möglichkeit sind, ausländischen Trends gerecht zu werden.

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John Wick (2014) 

Deutsch Hundezüchter sind grässliche Assis, insbesondere, wenn die russische Unterwelt sie als Hexe Baba Jaga bezeichnet. Bei diesem Drehbuch Szenario handelt es sich von Kopf bis Fuß um ein surreales Werk, obwohl es einige recht coole Ideen beinhaltet (Gewrkschaften von Profikillern). Chad Stahelski als Stunt-Spezialisten bekümmert davon nichts und er nimmt die Dinge nunmal so, wie sie daherkommen. Der Hund wird ihr Herz erweichen, Keanu gibt von Anfang bis zum Ende die Reinkarnation Satans, denn die Figuren sind nicht nur flach, sie wirken eher geradezu, als seines sie von einer Dampfwalze überfahren worden. Glücklicherweise werden da die melancholischen Dialoge, die wie eine Zusammenstellung an schlechten Comic-Bubles wirken, durch eine recht anständige Portion and Weitsichtigkeit aufgewogen und durch noch mehr Action. Hier stellt es sich heraus, dass Chad eben weiß, was er da dreht (wunderbar rhythmische Dreharbeit in einem Disco-Club, wo sich das Kampftempo mit den Veränderungen an der Tanzfläche verknüpft), und manchmal scheint er gar, dass er die Filmsprache solide beherrscht (wortlose dargebotene Collage, solide getimte Gags). Leider Gottes verliert er in den Dialogen den Boden unter den Füßen und es gelingt ihm ganz und gar nicht, in den Film eine Steigerung einzubauen (beide russischen Bösewichte sind eigentlich keinen Pfifferling wert). Demnach handelt es sich um eine völlig absurde Geschichte, die stilvoll als dunkles schicksalhaftes Spektakel mit einer ausreichenden Portion an Überblick und fehlendem Umfang an Autozensur präsentiert wird. Entweder werden Sie das ganze als Action-Junkies in vollen Zügen genießen (so ungefähr könnte Max Payne ausgesehen haben), oder Sie werden es in Ruhe mit einer Mischung aus Vergnügen und zuckenden Grimassen betrachten. Im Grunde genommen handelt es sich in der Tat um einen schrecklich hohlen Mumpitz.

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Winterschlaf (2014) 

Deutsch Ceylans spiritueller Pate Tschechow kommt nach Anatoliens, wobei das Ergebnis eine reduzierte Magie der fließenden Zeit und leider auch eine geschwächte Kraft der Filmsprache ist. In partiellen Momenten ist das ganze packend schläfrig, wie eingefroren und bodenständig, ein andermal jedoch nur allzu wörtlich und mit Blick auf die eigene Beredsamkeit. Für Tschechow ist jedes Wort wichtig, wohingegen die Wörter bei Ceylan manchmal einfach daherströmen. Auch dort, wo der Film ohne sie auskommen würde.

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Zwei Tage, eine Nacht (2014) 

Deutsch Es ist der wohl am stärksten strukturierte Film des Dardenneduos, bei dem es im Wesentlichen um einen sozialer Thriller schlechthin geht: die Hauptheldin hat eine klar definierte und definierte Aufgabe (9 Mitarbeiter davon zu überzeugen, nicht auf ihren Boni zu beharren und damit ihren Job zu erhalten), ein Zeitlimit und Gegner (Meister Jean-Marc, der angeblich per Telefon Einfluss auf die Kollegen nimmt). Die Dardenne-Bewegungsdynamik wurde auf die Ebene eines komplexen Genre-Motors erhoben, welcher den Film schlussendlich zu einer absolut genialen Doppelwende führt. Ich werde mich wohl wiederholen, aber warum denn auch nicht. Niemand dreht heutzutage Filme so, damit sie in ihrer Einfachheit die Komplexität der jetzigen Welt, moralisch, persönlich und wirtschaftlich gesehen, perfekt widerspiegeln können. Niemand kann Situationen so aufbauen, damit der Betrachter in völlige Unsicherheit verfällt und jeglichen Anzeichen von Manipulation einem intensiven emotionalen Terror ausgesetzt wird. Es gibt schon Filmemacher im Genre des sozialen Dramas, welche dem Dardenne-Duo nahekommen, jedoch das Original ist unübertroffen. Ein prätentiöses Denkmal der menschlichen Hartnäckigkeit, Würde, Marion Cotillard sowie ein dringliches Zeugnis über den Zustand, in dem sich die heutige Gesellschaft befindet. Film leben eben. Und ohne ein einziges Anzeichen von Pathos. Außer desjenigen Pathos, welches das ganze in Form von eher weniger witzigen Bemühungen hervorruft, irgendeine Umschreibung durchzuführen.

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Höhere Gewalt (2014) 

Deutsch Paradies: Schnee. Es geht hier um eine intensive Beziehungslawine, die um die Gipfel von Bergman, Trier, Seidl und Andersson umherschweift und (was für Östlund typisch ist) mit einer großen und scheinbar überflüssigen These endet, die selbst in Filmform die Rolle der Heuchelei und Falschheit beim Konstruieren der Realität präsent werden lässt. Während ich die ersten 2/3 des Films für absolut brillant im Bezug darauf erachte, wenn es darum geht, Details zu beobachten und mit Gesinnungswechseln zu arbeiten, klingt die Schlussfolgerung wie im Falle von Play - Nur ein Spiel wie ein intellektuelles Konstrukt ohne Debatten eines äußerst klugen Machers aus. Es sind hier gleich mehrere Stellen, an denen Rubens den Film den Film hätte als erschreckendes Bild des intimen Verfalls sowie der Unsicherheit stoppen können, jedoch er zieht es vor, sich der pragmatischen Metapher des Kollektivs zuzuwenden. Höhere Gewalt ist eine Art von Film, welche es vermag das Vertrauen in Liebesbeziehungen zu erschüttern und die Zerbrechlichkeit sowie und den Grad der Manipulation exakt zu erfassen, mit denen wir sie am Laufen halten. Hiermit wird auch die dünne Kruste exakt benannt, unter welcher die distanzierte nordische Gesellschaft ihre Instinkte verschlossen hat, welche sich dann mit überraschender Intensität zu Wort melden, und zwar in einer Umgebung voller bizarrer menschlicher Rituale (in dieser Hinsicht erinnert die Höhere Gewalt an Seidls Trilogie-Paradies). Eine Bestätigung dafür, dass Östlund die erste Liga der Art-Filme spielt. Vielleicht müsste er es schlichtweg nicht immer so heraushängen lassen. [80%]

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Gone Girl - Das perfekte Opfer (2014) 

Deutsch Wer möchte nicht den nicht Schädel seiner Frau aufmachen und man hineinschauen, was den da so drin ist? Der Bester Fincher seit 2007. Insbesondere die erste Hälfte ist brilliant. Die Art und Weise, wie es Fincher gelungen ist, zwei unzuverlässige Bucherzähler elegant in eine aufregende Filmrede zu integrieren, verdient (un)akademische Bewunderung. Insbesondere deshalb, weil der Film weder über die Vielschichtigkeit noch die Dringlichkeit des Buches verfügt, es jedoch vermag, diese mit drängender Ironie und vernichtender Überspitztheit auszugleichen. Die Kritik an einer verkrüppelten Gesellschaft, die sich lediglich an Reflexionen oder Medienbildern orientiert, wird hier mit Leichtigkeit und vollends krampflos durchgeführt. Mit der anderen Hälfte habe ich mehr Probleme, denn diese neigt sich gar einem leichten campähnlichen Ton zu, und mach sich die Arbeit besonders im Bezug zur unwiderstehlich psychopathischen Karikatur der Hauptfigur ein wenig leichter, als hier von subtiler Gesellschaftskritik und aufmerksamer Satire über eine Ehekrise bis hin zu schockierenden Wendungen ausgewichen wird. Außerdem scheint es in einigen "dunklen" Szenen, als ob Ben Affleck (welchem die Möglichkeit genommen wurde, sich mit einem rindsviehhohlen Lächeln zu verteidigen) an die Grenzen seines schauspielerischen Könnens stößt. Ich kann nicht gerade sagen, Fincher hätte mich grenzenlos vom Sinn sämtlicher Aspekte seines Spiels überzeugt, jedoch ich gebe ungefoltert zu, dass selbst unter Berücksichtigung dessen, wie anspruchsvoll die Vorlage sowie sämtliche materienrelevanten Fallstricke waren, sich die anfänglich etwas gleichgültige Haltung in tiefe Anerkennung verwandelt. Ich werde mir diesen Gone Bitch Streifen gerne noch einmal reinziehen.

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Wild Tales - Jeder dreht mal durch (2014) 

Deutsch Argentinische und zugleich mit blutiger Farbe versehene Junggesellengeschichten, die manchmal irrsinnig krampfhaft (der einleitende Pasternak kann sich als Fernsehsketch ja wohl kaum behaupten, obgleich die Autoren Szifron der tschechischen Satire Pečený sněhulák vor Dankbarkeit die Hände wegreißen würden), Anzeichen von Gesellschaftskritik, die in verflachter Moralapostelei versinken (jBombito sowie die Story über einen Crash), sämtliche Grenzen sind charakterseits, strukturell und ideel zu behaupten, da es sich doch um ledigliche "Stories“ und dazu gehört doch ein ähnlicher Reduktionscharakter. Da können wir nichts zu bemängeln, ich sage lediglich, dass es sich um einen unausgewogenen Film handelt, der eher als tatsächlich unterhaltsam in den ambitiösesten Momenten ausgesprochen verflacht hinüberkommt. Tatsächlich "wild“ ist da nur die Hochzeit zum Schluss, jedoch auch hier schwankt man zwischen Lächeln und leicht zuckender Augenbraue. Reine Filmarbeit, publikumsfreundlich, aber ansonsten absolute Konsumgüter. Die kann damit begründet werden, dass die (un)gewöhnliche Absurdität der Existenz mich eher an Roy Anderssons Filme erinnert, an dessen Durchdringungskraft und Vision Szifrons Film nicht einmal bis zur Höhe der Knöchel heranreicht. [60%]

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Život a doba soudce A. K. (2014) (Serie) 

Deutsch Die Pilotfolge wirkt wie ein Regie-Puzzle. Amputierte Szenen, die wenig miteinander kommunizieren, drei sehr holprige Ebenen, die ein ineffizientes und ab und zu stumpfes didaktisches Voiceover verbindet. Bei der zweiten Folge hatte ich den Eindruck, dass es ein bisschen besser wird. Švehlík könnte mehr als nur ein mürrischer Kerl sein, der durchs Leben taumelt. Die zivilrechtliche Ebene könnte vielleicht wirklich etwas über die Zeit aussagen…