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Kritiken (2 772)

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Concrete Utopia (2023) 

Deutsch Vom koreanischen Botschafter bei den Oscars hätte ich mit diesem Thema und besonders jetzt, einige Jahre nach dem brillanten Parasite, eine anspruchsvolle gesellschaftliche Satire erwartet. Dieses Werk ist aber nur ein technisch hochwertiger postapokalyptischer Genrefilm mit gewöhnlichen Konflikten zwischen den Figuren und einem kitschigen Ende. Er versucht, das Publikum direkt zu rühren, er baut vorher keine Beziehungsemotionen auf. Als Blockbuster für die Massen wird der Film sicherlich funktionieren, Byung-hun Lee ist eine große Schauspielattraktion, aber eher für das asiatische Publikum. [Sitges FF]

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Creatura (2023) 

Deutsch Eine Dialog-Erforschung einer komplizierteren Sexualität einer erwachsenen vergebenen Frau durch Flashbacks aus ihrer Kindheit, Jugend, der Beziehung mit ihrem Vater usw. Ein Thema, das für die Zuschauer*innen interessant ist. Es wird aber banal, zu sicher und im Stil eines Familienfilmes erzählt, ohne einen kreativen künstlerischen Beitrag. Das einzige Element, das man in der Filmwelt noch nicht so oft gesehen hat, sind die ersten Anzeichen der sich entwickelnden Sexualität bei einem Kind. [Cannes FF]

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Der Killer (2023) 

Deutsch Die Bewegungen, die Gangart und die Stimme von Michael Fassbender sind interessant. Und das war’s. Seine monologischen Betrachtungen sind so leer wie das Handwerk seiner Figur. Und die naturalistische Prügelei von zwei kaltblütigen Profis haben wir schon anderswo und intensiver gesehen. Die Einfachheit der Geschichte würde mich überhaupt nicht stören, wenn sie als Ausgleich mit phantasievollen Momenten, einem originellen psychologischen Profil der Hauptfigur und formalen Spielen geschmückt wäre. Der Killer bietet aber so etwas nicht. Die Form ist präzise und sauber, aber fade. Die Begegnung am Tisch mit der perfekt besetzten Tilda Swinton weckt die Neugierde und Beteiligung des Zuschauers, fast so wie das Face-to-Face-Treffen von Al Pacino und Robert De Niro in Heat. Dies ist aber auch die einzige Szene, an die ich mich erinnere. Für David Fincher ist das wenig. Als ähnlich minimalistisches, einzigartiges und emotional stärker involviertes Profil eines Auftragskillers ziehe ich The American mit George Clooney eindeutig vor.

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Die Bologna-Entführung - Geraubt im Namen des Papstes (2023) 

Deutsch Ein wahres Ereignis. Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts, als die Kirche aus heutiger Sicht noch immer eine regelrechte Verbrecherorganisation war. Der Film präsentiert eine komplexe Wahrnehmung der Ereignisse durch alle Beteiligten. Es sind die jüdischen Eltern, deren Kind die Kirche gewaltsam entführt, um es katholisch zu erziehen; es ist der Bruder des entführten Kindes, der auch nach vielen Jahren fest an seine Rettung glaubt; es sind die Vertreter der Kirche, die glauben, dass sie die Macht Gottes ausüben; und sogar der Papst selbst, der denkt, dass über ihm nur Gott steht. Ein beklemmendes Unrecht, das durch eine verblendete Macht beherrscht wird. Seine Früchte sind Trennung, Leid und der Verlust von Familienbanden sowie der eigenen Identität. [Cannes FF]

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Die letzte Fahrt der Demeter (2023) 

Deutsch Ein Kinofilm von DreamWorks / Universal auf qualitativ unterdurchschnittlichem Netflix-Niveau. Ein vielversprechender Start mit einer schönen Ausstattung, detailliert ausgearbeiteten und gut beleuchteten dunklen Schiffsinnenräumen. Eine beeindruckende erste Erscheinung von Dracula und stimmungsvolle Morde an den ersten Opfern. In der zweiten Hälfte beginnt der Film jedoch handlungsmäßig auseinanderzufallen, das steigende Spannungsniveau wird von schlecht geschnittenen dramatischen Szenen abgelöst, das schöne CGI wird durch ein billig wirkendes Feuer beim Sonnenuntergang ersetzt und aufgrund des schrecklich nachlassenden Drehbuchs verlieren die Charaktere ihre ursprünglich sinnvollen Konturen. Der selbstbewusste Van-Helsing-Epilog ist dann einfach nur lächerlich.

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Die Schneegesellschaft (2023) 

Deutsch Die 140 Minuten vergehen wie im Flug. J.A. Bayona beherrscht sein Handwerk und die Genre-Regeln und hat eine starke, wahre Geschichte in der Hand. Er verweilt nicht im Prolog oder im fliegenden Flugzeug, sondern wirft seine Figuren so schnell wie möglich in die Schneehölle. Erst dort lernen wir sie kennen. Das gegenseitige Mitteilen von Gefühlen in einer hoffnungslosen Situation funktioniert und die zunehmende Anzahl von sterbenden Menschen trägt zum dramatischen Charakter bei. Der Kannibalismus wird dezent dargestellt und schockiert vor allem durch die lange Zeit, in der die Helden der Geschichte damit leben mussten. Und wie sie sich daran gewöhnt haben. Gute Schauspieler und ein beeindruckendes Ende des Films mit Gedanken zwischen den Zeilen. Der einzige Vorwurf, den ich habe, betrifft die Arbeit mit der Orientierung beim Schnitt einiger Aufnahmen der Bergregion um das Flugzeug herum.

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Die Unschuld (2023) 

Deutsch Ein zartes Erzählen, das gleich zwei gesellschaftliche Themen behandelt: die absurde Struktur des Schulsystems, in dem die Kinder mehr Rechte als die Lehrer haben, und die Queer-Problematik in Form des frühen Bewusstseins über die eigene Sexualität bei einem verängstigten Kind. Es werden mehrere Schlüsselmomente im Schulmilieu aus verschiedenen Perspektiven der Beteiligten beobachtet, deren persönliches oder berufliches Leben davon betroffen ist. Ein gut geschriebener dialogreicher Film mit leisen starken Momenten. [San Sebastian IFF]

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Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben (2023) 

Deutsch Ich hatte eigentlich keine Lust, mir diesen Film anzuschauen. Er hat mich aber angenehm überrascht. Das Handlungsschema ist klischeehaft, es wurde aber durch viele originelle und sympathisch verspielte Details ergänzt. Dazu gehören auch die Dialog-Spiele, die davon zeugen, dass die Autoren schlauer sind, als es bei solchen Streifen üblich ist. Falls das Niveau hochwertig bleibt, wird es eine erfolgreiche Reihe sein.

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Ein ganzes Leben (2023) 

Deutsch Beim Betrachten der Promo-Fotos habe ich gedacht, dass dieser Film nur eine weitere romantische kitschige Alpengeschichte ist. In der Realität ist es jedoch der schönste Film der letzten Jahre über das Leben in den Bergen, aber auch über das Leben im Allgemeinen. Und auch mit den schönsten Alpenpanoramen in einem Spielfilm in den letzten Jahren. Die Auswahl der Drehorte und die aufgenommenen Details (die Busfahrt) zeugen von der Beziehung des Regisseurs zu den Bergen und werden bei ausgewählten Zuschauern ein Déjà-vu auslösen – für diese magischen Bruchstücke in der unterbewussten Wahrnehmung der Hochgebirgsnatur kehren wir wieder zu ihr zurück, um Seelenruhe zu finden. Eine präzise Charakterisierung der Figuren, der Theaterschauspieler Stefan Gorski hat seine Rolle perfekt dargestellt. Die Szene, in der er seine Verlobte zur Berghütte bringt und ihr erklärt, warum er sich hier niedergelassen hat, ist das Herz des Films. Ein attraktives Thema, der Bau der ersten Seilbahnen und die damit verbundene Stromzuleitung in die Bergdörfer, aber auch tödliche Unfälle bei besonders schwerer körperlicher Arbeit. Eine tolle, ständig „schwebende“ Kamera, eine immer perfekt passende schöne Musik. Und der Epilog…

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Eureka (2023) 

Deutsch Am Anfang denkt man: Dieser zweieinhalbstündige „meditative“ Film will, dass die Zuschauer*innen die elende Existenz der armen Indianer in ihrem Reservat spüren, dessen Geist verwelk. Außerdem sieht es so aus, dass er die Erwartungen des Publikums erschüttern möchte. So ist es aber nicht. Er ist nur nicht in der Lage, die langen Szenen, die im Rahmen des ganzen Films überflüssig sind, mit einem sinnvollen und interessanten Inhalt zu füllen. Und er möchte auch den geduldigsten Zuschauer zu Tode quälen. Schließlich hat er doch einen existenziellen Gedanken. Dieser geht aber nur aus dem Geschehen in Szenen hervor, aus denen man einen 30-minütigen Kurzfilm machen könnte. Und die Anwesenheit von Viggo Mortensen und Chiara Mastroianni ist ein Betrug! [Cannes FF]