Es war einmal im Irak

(Serie)
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Folgen(5)

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Folge 1: Invasion Multiperspektivisch wird die Invasion der „Koalition der Willigen“ in den Irak aus den Blickwinkeln unterschiedlicher Protagonisten erzählt. Da ist Waleed. Er war 18, als George Bush Saddam Hussein nur 48 Stunden gab, um den Irak zu verlassen. Wie viele irakische Teenager in der Zeit war er vernarrt in den Westen. Das Leben unter Saddam war erdrückend, angetrieben von Angst und Paranoia. Wenn Krieg bedeutete, dass das Leben irgendwann dem in westlichen Filmen ähneln würde, dann in Waleeds Worten: „Ziehen wir es durch.“Andere liebten Saddam, kopierten sogar die Art, wie er Zigarren rauchte. Oder sie lehnten ihn zwar ab, wegen der vielen Kriege, die er geführt hatte, aber fürchteten den Angriff der Koalitionstruppen.Wie wenig die Amerikaner und Briten das Land verstanden, das sie unter dem Vorwand angriffen, Saddam verfüge über Massenvernichtungswaffen, wird am Beispiel des Elitesoldaten Rudy erzählt.
Seine Truppe errichtete Straßensperren und stellte Schilder auf, die allen befahlen, dort anzuhalten. Als ein Jeep mit einer irakischen Familie einfach weiterfuhr, töteten sie alle Insassen, Großvater, Mutter, die Kinder. Erst hinterher wurde ihnen klar, dass es Analphabeten waren, die das Warnschild nicht hatten lesen können. Dieser grausame Vorfall war emblematisch für ein Vorgehen, mit dem die westlichen Truppen nach und nach das Vertrauen der Bevölkerung verspielten. Die Jahre von Leid und Chaos, die der Invasion folgten, waren schon in ihren Anfängen angelegt.

Folge 2: Aufstände Der Weg vom Ideal der Völkerverständigung und Demokratisierung nach westlichem Vorbild hin zu brutaler militärischer Unterdrückung im Irak wird beispielhaft am Werdegang eines amerikanischen Offiziers geschildert. Als Lieutenant Colonel Nate Sassaman 2003 im Irak eintraf, glaubte er an die Aufgabe, die vor ihm lag: dem irakischen Volk Demokratie und Stabilität zu bringen. Sassaman war für seine Männer ein inspirierender Anführer, und viele dachten, er sei dazu bestimmt, eines Tages General zu werden. Doch wenige Monate nach Beginn seiner Stationierung geriet seine Truppe in einen Hinterhalt, und seine guten Absichten verkehrten sich in brutale Rachsucht.Neben den Soldaten und den irakischen Zivilisten erlebten auch internationale Journalisten die Schrecken des Krieges hautnah.
Ab 2003 erhielten Journalisten und Fotografen von der US-Regierung die Erlaubnis, den Krieg als „embedded journalists“ zu begleiten. Das hieß, dass sie wie ein Teil der Truppe bei allen militärischen Operationen dabei waren. Zu einzigartigen Archivbildern der Kämpfe und des zerstörten Iraks erzählen Marines, Journalisten und Einwohner der bombardierten Stadt Falludscha ihre Geschichte.Zwei Momente wurden zum Brandbeschleuniger des irakischen Dramas: Die Auflösung der Armee machte Hunderttausende Männer arbeitslos, die nichts als den Dienst an der Waffe gelernt hatten. Außerdem zerschlug der Ausschluss von Mitgliedern der Baath-Partei von allen Ämtern die irakische Mittelschicht, die meist nicht aus Überzeugung, sondern aus Notwendigkeit der Partei angehört hatte.

Folge 3: Erbe Im Jahr 2003 hatten die Schiiten zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder friedlich Aschura feiern können, einen wichtigen religiösen Feiertag. Im nächsten Jahr endete das Fest jedoch in der Katastrophe eines Bombenanschlags: 175 Tote, Hunderte Verletzte. Und das war nur der Auftakt. Der Irak zerfiel, und den Besatzungstruppen gelang es nicht, Stabilität herzustellen.Religiöse Zugehörigkeit wurde plötzlich zu einem entscheidenden Punkt. Sunniten und Schiiten bekämpften einander. Selbst Saddams Gegner sehnten sich nach der Sicherheit im Alltag unter seiner Herrschaft zurück. Der Prozess gegen den Diktator, der Ende 2003 spektakulär aus einem Erdloch gezogen worden war, geriet zum Debakel.
Saddam gelang es, sich als Patriot und Opfer zu inszenieren und die Besatzungstruppen ins Unrecht zu setzen.Soldaten, Zivilisten und Journalisten erzählen, wie sie diese Zeit der ständigen Unsicherheit erlebt haben. Als der IS Mossul einnahm, fanden sich die Einwohner in einem Albtraum wieder. Täglich wurde geköpft, wurden Hände abgeschlagen. Hoffnung machte vielen der Blog eines unabhängigen Beobachters, der sich „Mosul Eye“ nannte. Seine kritische Stimme zeigte, dass es noch Widerstand gab und vielleicht ein Leben nach dem IS.Neben Fanatismus gab es auch Mut und Mitmenschlichkeit. Das Fazit der Protagonisten, die mit ihren Schilderungen die Geschichte des Irakkriegs anschaulich werden lassen, ist eindeutig: Das Erbe des Irakkriegs, eines Krieges, der so nie hätte geführt werden dürfen, ist Terror und Gewalt – weltweit. (arte)

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