Das große Welttheater – Salzburg und seine Festspiele

(Fernsehfilm)
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Österreich, 2020, 60 min

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Im 100. Jahr der Salzburger Festspiele gewährt der szenische Dokumentarfilm einen Schlüssellochblick auf die Dramen und unbekannten Ereignisse hinter der Bühne. Von der Gründung 1920, über den künstlerischen Widerstand nach Hitlers Machtergreifung, den Neustart 1945, bis zur Ära Karajan und einem Ausblick in die Gegenwart. Regisseurin Beate Thalberg wählt ein unterhaltsames Setting. Franz Swatosch, der langjährige und historisch verbriefte Diener von Festspielgründer Max Reinhardt, bereitet auf dessen Salzburger Schloss Leopoldskron ein besonderes Diner vor: Am Tisch sitzen die Schlüsselfiguren der Festspiel-Geschichte. Die Gründer Max Reinhardt, Hugo von Hofmannsthal und Richard Strauss. Die Künstlerinnen und Strateginnen Helene Thimig, Margarete Wallmann und Anna von Mildenburg. Hinzu stößt der Erneuerer und Komponist Gottfried von Einem. Der eine am Tisch ist Jahrgang 1864, die andere erzählt von ihren Erlebnissen in den 1960er Jahren. Wie das sein kann? Auf Schloss Leopoldskron gehen die Uhren etwas anders. Und während bei Tisch gestritten und gelacht wird, schleichen Schwarz-weiß-Figuren aus dem Archiv durchs Haus.
War das nicht gerade die legendäre Schauspielerin Elisabeth Bergner? Eine Entdeckung von Max Reinhardt und tatsächlich oft zu Gast auf Leopoldskron, der Hinterbühne der Festspiele. Hier wurde alles geplant, hier empfing Max Reinhardt seine Festspielfamilie aus Künstler/innen, Geldgebern und Hollywood-Magnaten zu rauschenden Festen und stillen Spaziergängen. Diener Franz, die vermeintliche Nebenfigur der Festspiele, ist bestens informiert. Er rollt die Ereignisse in Rückblenden auf, die Tafelrunde kommentiert und reflektiert. Grundlage der Dialoge sind authentische Äußerungen der historischen Figuren. Da gibt es viel Neues zu entdecken: Salzburg, das einzige Festival weltweit mit einem gesellschaftsphilosophischen Programm, das sich schon kurz nach dem Ersten Weltkrieg ein vereinigtes Europa und die Kunst als Mittel zum Frieden auf die Fahnen schreibt. Avantgarde bei den Festspielen? In den 20er und 30er Jahren bestimmen Regisseurinnen wie Margarete Wallmann mit neuer Sachlichkeit und modernem Ausdruckstanz die Bühne.
Salzburg, eigentlich ein Zufall, auch in der Schweiz oder in Deutschland hatte sich Max Reinhardt schon nach einem geeigneten Festival-Ort umgesehen. Star-Dirigent Arturo Toscanini, der 1933 von der deutschen Regierung verlangt, sofort die Verfolgung von Juden zu stoppen. Und als dies nicht geschieht, erbost sein Stamm-Festival Bayreuth in Richtung Salzburg verlässt, um hier eine künstlerische Widerstandburg gegen den Nationalsozialismus zu gründen. Der französische Schriftsteller Mauriac schreibt begeistert: "Deutschland hat keinen schlimmeren Feind als Mozart!". Der Film enthüllt auch, wie sehr Salzburg immer von der Lokalpolitik abhängig war. Der 28jährige Erneuerer der Festspiele, Komponist Gottfried von Einem, wird über eine politische Intrige stolpern. Und "Weltmusiker" Herbert von Karajan beherrscht genauso wie die Festivalgründer die Kunst der Vernetzung, bis die globale Klassik-Industrie ihre weltweiten Millionen-Geschäfte allsommerlich in der "bedeutendsten Provinzstadt der Welt" abwickelt. (BR Fernsehen)

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