Lebenslinien


Gretel – das Krenweiberl (E16)

(Folge)
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Deutschland, 2003, 45 min

Inhalte(1)

Die Fränkin Gretel zog einst aus materieller Not von Franken nach München, um als Straßenhändlerin Kräuter und Kren zu verkaufen – mehr als 50 Jahre lang. Lange gehörten „Krenweiberl“ wie die 74-jährige Gretel zum Stadtbild Münchens: Frauen in ländlicher Tracht und mit geflochtenen Körben, die Jahr aus, Jahr ein in der Münchner Fußgängerzone saßen und frischen Meerrettich und andere Gartenerzeugnisse anboten. Gretel stammte aus einem kleinen Dorf in Franken und trat als junge Frau in die Fußstapfen ihrer Mutter, die vor ihr schon als fliegende Händlerin mit der „Hucke“ voller Kräuter von Haus zu Haus gezogen war. Seit sie damals kurz nach dem Krieg zum ersten Mal mit in die Stadt fahren durfte, ließ sie die Faszination der Großstadt nie mehr los. Über fünfzig Jahre lang fuhr sie regelmäßig von Heroldsbach nach München, lebte dort jeweils zwei Wochen in einer Dachkammer zur Untermiete und verkaufte bei jedem Wetter von morgens bis abends Kräuter aus ihren schweren Körben. In der übrigen Zeit verlief ihr Leben daheim in Franken mit drei Kindern und einem Mann, dessen Maurerlohn selten reichte. Als dieser erkrankte und arbeitsunfähig wurde, stand für Gretel fest, dass sie weitermachen würde. Bis ins hohe Alter traf man sie an ihrem Stammplatz bei der Frauenkirche, wo sie mit großer Würde als eine der letzten drei Vertreterinnen dieses Berufsstandesdurchhielt. (BR Fernsehen)

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