Lerchen am Faden

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Komödie / Parabel
Tschechoslowakei, 1969, 95 min (Alternativ 91 min)

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CSSR, Mitte der 50er Jahre. Der Schrottplatz eines Hüttenkombinats dient als Umerziehungslager für "bourgeoise Elemente", deren Aufgabe es ist, Altmetalle zu Maschinen für den sozialistischen Aufbau umzuschmelzen. Die tschechische Industriestadt Kladno in den 50er Jahren. Der Schrottplatz eines Hüttenkombinats dient dort als Umerziehungslager für "bourgeoise Elemente" und Feinde des Systems. In Zwangsarbeit müssen sie alles Metallische – vom Christus am Kreuz bis zur Schreibmaschine – zu Maschinen für den sozialistischen Aufbau umschmelzen. Von Zeit zu Zeit "verschwindet" einer von ihnen wegen ungemäßen Verhaltens. Doch trotz dieser Bedrohung gelingt es ihnen durchaus, ihrer Lage tragikomische Aspekte abzugewinnen. Ganz in der Nähe befindet sich auch ein Lager für Frauen, die sich "konterrevolutionär" betätigt oder gar versucht haben, dem "Arbeiter- und Bauernparadies" in den Westen zu entfliehen. Kontakt zu ihnen herzustellen ist den männlichen Insassen verboten. Doch der Aufseher Andel (zu Deutsch: Engel) drückt gelegentlich ein Auge zu. Er selbst ist in eine inhaftierte Zigeunerin verliebt, die er heiraten und höchst persönlich "umerziehen" will. Einem jungen Koch und einer schönen Zwangsarbeiterin wird unerwartet sogar die Heirat erlaubt. Auf die Hochzeitsnacht müssen die beiden jedoch nach einer kritischen Äußerung länger warten als sie dachten. (arte)

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Kritiken (7)

Stanislaus 

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Deutsch Lerchen am Faden beginnt langsamer, und obwohl es sich auf den ersten Blick um eine fast banale Darstellung der Routinearbeit in den Stahlwerken handelt, ist es auf den zweiten Blick ein provokant inszenierter Spiegel einer turbulenten Zeit, die alles andere als einfach war. Die Beziehungsgeschichten - Pavel-Jitka und Anděl-Terezka - waren süß und unglaublich absurd zugleich - insbesondere die Hochzeit des ersten Paares. Wie viele war ich am meisten von dem vielschichtigen und zweideutigen Charakter von Rudolf Hrušínský beeindruckt. Auch die Szenen mit Zdeněk Svěrák, Jiřina Štěpničková oder Věra Galatíková haben mich trotz ihrer Kürze beeindruckt. Man kann sich die damaligen Verhältnisse kaum vorstellen, aber ich glaube, dass die Lerchen nicht weit von der Wahrheit entfernt waren. ()

Marigold 

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Deutsch Menzels Film endet, durchaus symbolisch, mit einer langen Einstellung seines Abstiegs in die Dunkelheit unter der Erde - denn das war viele Jahre lang sein Schicksal. Als einer der letzten Schwalben des freien Kinos der 1960er Jahre wirkt er heute roh und unbearbeitet - die schwankende Bildqualität, die abrupten Schnitte, die Flecken im Bild erinnern an das erzwungene Vergessen, das Lerchen am Faden widerfuhr. Aber auch die vom Drehbuchautorenduo Menzel-Hrabal gewählte kreative Methode ist roh. Ein raues Gedicht in Filmprosa, bei dem der lyrische Teil durch die düsteren Kamerafahrten auf das Panorama des stählernen Königreichs der schönen Poldi und der epische Teil durch fragmentierte und stark stilisierte Dialoge bestimmt wird. Lerchen am Faden ist eine eigentümliche erzählerische Angelegenheit, die wenig über ihre Darsteller aussagt. Die Hauptsprache sind das hervorragende Schauspiel aller Beteiligten und dann die Absurdität, die Hrabal und Menzel, als ob sie absichtlich unkommentiert blieben, subtil in ein provokatives Mosaik einfügen. Es klagt nicht an und pathetisiert nicht, sondern dokumentiert im Stile der New Wave und entlarvt durch die Offenlegung der realen Gestalt der Dinge, ihres Wesens, die erschreckende Absurdität der 1950er Jahre in ihrer ganzen Nacktheit. Hier finden sich Parallelen zu Hrabals Lyrik ("Krásná Poldi“) und Prosa ("Verkaufe Haus, in dem ich nicht mehr wohnen will“), aber auch zur anklagenden erzählerischen Neutralität des Romanciers Josef Jedlicka ("Kde život náš je v půli se svou poutí“). Die symbolische Welt des Schrottplatzes, in der sich die eigene Zeit spiegelt, ist eine augenfällige Metapher für die Verwandlung des Menschen in einen amorphen Schrottklotz, die exquisit gezeichneten Charaktere sind ein treffendes Abbild der Gesellschaft nach dem Klassenkampf... Rundherum eine der besten Darstellungen einer verfluchten Zeit, die einen aufmerksamen Betrachter verlangt. Vielleicht ist das der Grund, warum es nie ein allgemein anerkannter Klassiker werden wird. ()

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novoten 

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Englisch I did not experience that period, I do not feel the chills in historical situations, and surely many connections will escape me. But I simply do not believe in the optics of rose-colored glasses shown through forced warm dialogues in bad conditions and sudden infatuation without reflection on the future. Menzel's clumsiness, emphasized by the gaping naivety of Neckář and the babbling female cast, is a combination that is currently wearing me down to the point that any funny situations or pleasantly absurd lines get lost in the mess around. ()

Malarkey 

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Englisch The confession of Bohumil Hrabal about subversive activities in the communist state has precisesly that decent or even mythical humor you get when you watch any Hrabal-inspired movie directed by Jiří Menzel. Larks on a String aren’t any worse than for example Cutting It Short or The Snowdrop Festival. I like The Snowdrop Festival the best only because the forest locations in Kersko are a tad more pleasant than the steelworks in Poldi, Kladno. ()

Lima 

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Englisch Together with Kachyna’s The Ear, for me one of the best films dealing with the morally warped time of the 1950s, full of ideological bullshit, fear of repression, informers, and enthusiastic builders, begging in letters for the harshest punishment for Milada Horáková. And Jiří Menzel, hand in hand with Hrabal's source material, is unique. While most of our recent post-revolutionary films have tried to approach the unfortunate period of the 1950s through "big fatal" dramas, where they push hard enough to make a boulder shed a tear, Menzel makes do with beautiful poetic narrative, where he even pulls out the stops to portray the oppressive atmosphere of the time, with hints, a slight melancholy, the would-be humanist bullshit of a apparatchik (a brilliant Hrušinský) and a mere shot of a State Security car waiting for its "prey" outside a factory entrance. And the shots of endless rows of ingots and piles of sheet metal and iron junk give it a snazzy period atmosphere. ()

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