Es geschah vor aller Augen - Die "Reichskristallnacht" in Bayern

(Fernsehfilm)
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Deutschland, 2008, 43 min

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Die Filmautorin hinterfragt, was in der bayerischen Bevölkerung in den Städten und auch auf dem Land vorging in den Wochen vor, während und nach dem Pogrom. Am 7. November 1938 hatte der 17-jährige deutsch-polnische Jude Herzel Grynszpan in Paris ein Attentat auf den deutschen Legationsrat Ernst von Rath verübt. Dessen Hintergründe, teils politischer, teils persönlicher Art, konnten bis heute nicht restlos geklärt werden. Das Attentat, dem Ernst von Rath am Nachmittag des 9. November erlag, war der hoch willkommene Vorwand für eine Welle von lang geplanten Ausschreitungen gegen die jüdische Bevölkerung, die am Abend und in der Nacht mit aller Wucht über die deutschen Städte und Dörfer hereinbrachen. Die Weisung hierzu kam aus München. Dort traf sich an diesem Tag die NS-Führung mit alten Kämpfern der NSDAP im Bürgerbräukeller im Gedenken an den Hitlerputsch von 9. November 1923. Als angeblich spontanen Akt des Volkszornes und mit Billigung der Parteiführung legten die SA-Trupps Brände in Synagogen, zerstörten jüdische Geschäfte, demütigten, verhöhnten und misshandelten jüdische Bürger. Die "Reichskristallnacht", wie das Pogrom später verharmlosend genannt wurde, war das einzige Ereignis in den zwölf Jahren der nationalsozialistischen Diktatur, durch das die deutsche Bevölkerung direkt mit dem gewaltvollen Antisemitismus und der zerstörerischen Judenverfolgung der Nationalsozialisten konfrontiert wurde.
Eingeschlagene Fensterscheiben, zerstörte Geschäfte, Plünderungen, die Aufforderungen, jüdische Geschäfte zu meiden, all dies macht aus der heutigen Perspektive eigentlich ein Wegschauen, ein "Nichtwissen" unmöglich. Hier setzt der Film ein: Was ging vor in den bayerischen Städten und auch auf dem Land? Was ist wirklich passiert? Wie verliefen die "Aktionen"? Waren sie spontan, wer machte mit, schaute zu? Zeitzeugen kommen zu Wort, jüdische, vor allem aber nicht-jüdische, die die Reichskristallnacht miterlebt haben und sich daran erinnern, wie sie die Geschehnisse erlebten. Auch Aussagen, Erinnerungen aus Tagebüchern bereits verstorbener Zeitzeugen dokumentieren die unterschiedlichsten Erlebnisse. Ein differenzierteres Bild der damaligen Zeit und ihrer Menschen im Umgang mit diesem unerhörten Ereignis entsteht, das in der Rückschau wie das Startsignal für den beispiellosen Völkermord an den Juden gelten kann. Der Film macht verständlich, warum sich Menschen verhalten haben, wie sie sich verhielten. (BR Fernsehen)

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