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Der Dokumentarfilmer Arne Birkenstock schaut hinter die Kulissen der Branche. In der Provinz und auf den Großbühnen der Städte, da, wo der Schlager lebt, geht der Film auf Spurensuche nach diesem Phänomen einer deutschen Massenkultur. Die Reise durch das deutsche Schlagerland führt zu berühmten Künstlern, Nachwuchssängern und ihren Fans. Von den "Capri-Fischern" über den "Griechischen Wein" bis "Atemlos" hat der Schlager seit Jahrzehnten Lieder hervorgebracht, die mehrere Generationen auf dem Weg zum Erwachsenwerden und darüber hinaus begleitet haben. Das Genre hat sich verändert, seitdem die deutschsprachige Unterhaltungsmusik ausdifferenziert als deutscher Pop, Hip-Hop oder Chanson wahrgenommen wird und nicht mehr alles unter dem Begriff "Schlager" subsummiert wird, der genau genommen ja auch gar keine Genre-Bezeichnung ist, sondern den Erfolg eines Liedes zum Kriterium erhebt: Sprachlich ist das Wort "Schlager" nichts anderes als die deutsche Bezeichnung für "Hit". Heute hören Millionen Menschen die Hits von Andrea Berg und Helene Fischer. Der Schlager ist das Stehaufmännchen der deutschen Popkultur, er geht aus jeder Modernisierungskrise gestärkt hervor. Was der Schlager nie ganz loswurde, ist sein Image als Opium des Kleinbürgers. Das Bild des hässlichen Deutschen begleitete den Schlager bis in die 1970er-Jahre, als er längst das Loblied auf griechischen Wein und mexikanisches Feuerwasser sang.
Denn kein Schlager ist besser als seine Zeit, und deshalb ist er wieder modern. Wir befinden uns in einer Phase extremer gesellschaftlicher Umbrüche. Was also liegt näher, als vereint und eng im Kuschelbett oder vor dem Kamin Sentimentalitäten auszutauschen? Auf der Reise durch das Schlagerland trifft der Filmautor Alt- und Jungstars von Helene Fischer und Florian Silbereisen über Roland Kaiser, Costa Cordalis und Gitte Haenning bis zu den Ost-Schlagerstars Frank Schöbel und Ute Freudenberg. Der Film begleitet die Nachwuchssängerin Franziska Wiese, die von ihrem Plattenlabel zum neuen Schlagerstar aufgebaut wird und dabei das Auf und Ab einer Branche durchleidet, die auf der Bühne gute Laune verbreitet und hinter den Kulissen von enormem Druck, Wettbewerb und von hoher Professionalität geprägt ist. Das Filmteam geht mit Jürgen Drews auf einen kleinen Konzertmarathon und feiert mit Fans in einer Bottroper Schlagerkneipe. Der Film stellt auch die Menschen vor, die den Schlager hinter den Kulissen vorantreiben: Texter, Produzenten und Komponisten wie Ralph Siegel, Jean Frankfurter und Kristina Bach oder Electrola-Plattenchef Jörg Hellwig sowie den Produzenten der größten TV-Schlagershow, Michael Jürgens. So entsteht ein subjektiver, aber nicht wertender Blick auf einen großen Wanderzirkus, der im Sommer eine Open-Air-Party nach der anderen mit dem gewünschten Partysoundtrack bespielt und sich - im Rahmen seiner Möglichkeiten - immer wieder neu erfinden muss. (3sat)

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