Das Vereinigte Königreich von oben - Geschichte(n) eines Staates

(Serie)
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Frankreich, 2017, 2 h 10 min (Minutenlänge: 26 min)

Folgen(5)

Inhalte(1)

Folge 1: Die ersten Siedler Fast eine Million Jahre durchquerte der Mensch die weiten Ebenen des europäischen Kontinents, der über eine Landbrücke mit einem Gebiet verbunden war, das wir heute Großbritannien nennen. Doch Ende der letzten Eiszeit vor rund 12.000 Jahren entsteht infolge des steigenden Meeresspiegels der Ärmelkanal, der Britannien vom Festland trennt. Damals sieht die Landschaft auf der Insel noch völlig anders aus. Mit den steigenden Temperaturen wird die Region fruchtbar. Nach und nach bilden sich Gemeinschaften, bestellen die Menschen das Land und bauen Wälle, um es zu verteidigen. Der Archäologe Miles Russell durchmisst seit 30 Jahren seine Heimat auf der Suche nach den fehlenden Puzzleteilen ihrer Frühgeschichte.
Heute erläutert er bei einem Flug über die britischen Landschaften, wie die Geografie Großbritanniens mit der Geschichte seiner Vorfahren zusammenhängt, einer Geschichte, die das Bild der Insel geprägt hat. Aus der Luft nehmen die Überreste, die diese Geschichte am Boden hinterlassen haben, Gestalt an. Noch heute kann man die Spuren der ersten Besiedlungen sehen: Reste neolithischer Dörfer wie Skara Brae, prähistorische Steinkreise wie Stonehenge oder der Ring von Brodgar, mysteriöse, in den weichen Kreideboden gekratzte Bilder wie das Westbury White Horse oder der Riese von Cerne Abbas. Zu entdecken gibt es auch imposante römische Befestigungsanlagen, allen voran den 117 Kilometer langen Hadrianswall mit seinem imposanten Kastell Vindolanda. Dieser Zeitraum zwischen der Steinzeit und dem Fall des Römischen Reichs prägt bis heute das faszinierende Bild der Britischen Inseln.

Folge 2: Die Entstehung einer Nation Wer sich der Küste Großbritanniens nähert, erblickt als allererstes einen imposanten natürlichen Schutzwall: die hohen Kreidefelsen von Dover. Die Geschichte der Britischen Inseln zeigt, dass dieser Schutzwall während der vergangenen Jahrhunderte dringend benötigt wurde, denn der Küstenstreifen versinnbildlichte für die Invasoren die Grenze zwischen der bekannten und der unbekannten Welt. Noch heute trägt die englische Landschaft Spuren von den kriegerischen Anfängen des Vereinigten Königreichs. Die schottische Autorin und Historikerin Tessa Dunlop begibt sich auf eine Spurensuche dieser Anfänge aus der Vogelperspektive. Am Ende des ersten Jahrtausends war Großbritannien noch ein Flickenteppich kleiner rivalisierender Königreiche unter der Führung angelsächsischer, walisischer, irischer und schottischer Stämme.
Mit der Invasion der Normannen 1066, die mit 7.000 Mann über den Ärmelkanal kamen, sollte sich alles ändern. Unter der Herrschaft der Normannen wurden auf dem gesamten Territorium große Steinburgen wie Dover Castle oder der Tower of London errichtet. Beeindruckende Bauwerke, die als Zufluchtsorte dienten oder Reichtum und Macht demonstrieren sollten. In den folgenden Jahrhunderten führten zahlreiche blutige Schlachten dazu, die Machtverhältnisse immer wieder neu zu strukturieren. Die britischen Burgen waren lange Zeit der Inbegriff der politischen Macht auf den grünen Inseln. Heute sind sie Zeugnisse einer tausendjährigen Eroberungsgeschichte, die erst mit der Vereinigung der vier Nationen unter einer Flagge im Jahr 1922 enden sollte.

Folge 3: Fruchtbarer Boden Aus der Vogelperspektive erscheint die ländliche Gegend des Vereinigten Königreichs wie ein buntes Mosaik von Feldern, Heidelandschaften, Wäldern und Bergen. Es ist kaum vorstellbar, dass die schottischen Highlands oder die Fens der Grafschaft Norfolk nur auf den ersten Blick natürliche Landschaften sind. Tatsächlich aber wurde das Landschaftsbild über Jahrhunderte hinweg durch politische und ökonomische Entscheidungen geprägt. Der englische Historiker Ben Robinson erkundet aus der Vogelperspektive, wie menschliche Eingriffe die grünen Inseln über Jahrtausende hinweg umgestaltet haben. Zu den frühesten Eingriffen kam es rund 4.000 vor Christus, als Jäger und Sammler begannen, Bäume zu fällen und Häuser zu bauen, Tiere zu halten und Getreide anzubauen.
Seit dem Mittelalter trotzten die Briten dem Meer kostbaren Boden ab, legten Sümpfe trocken, bauten Torf ab und rodeten ganze Wälder. Im 18. Jahrhundert ließen sich die britischen Gärtner von den Naturlandschaften der Insel inspirieren, um die Landgüter der Großgrundbesitzer neu zu gestalten und erfanden so die englischen Landschaftsgärten. Doch unter der Maxime sogenannter Fortschrittsprogramme und der beginnenden industriellen Landwirtschaft veränderte sich die Landschaft radikal teilweise mit fatalen Folgen. Seit dem späten 20. Jahrhundert hat langsam ein Umdenken eingesetzt: Regeneration und Renaturierung heißt das neue Credo. Die Geschichte zeigt, dass der vom Menschen lange Zeit landwirtschaftlich ausgebeutete Boden durchaus veränderbar ist. Heute, mit den Folgen des Klimawandels vor Augen, scheint es somit höchste Zeit zu sein, um über die Zukunft der grünen und fruchtbaren Insel nachzudenken.

Folge 4: Die Industrielle Revolution Über Tausende von Jahren formte der Mensch die Landschaft der Britischen Inseln allein mit seiner Muskelkraft. Aus den Jägern und Sammlern, die durch die unberührte Wildnis streiften, wurde nach und nach eine komplexere Gesellschaft von Bauern und Händlern. Doch Mitte des 18. Jahrhunderts nimmt in Großbritannien eine der folgenreichsten Entwicklungen der Menschheitsgeschichte ihren Anfang: die Industrielle Revolution. Mit der zunehmenden Mechanisierung verändert das grüne, fruchtbare Hügelland sein Gesicht. Innerhalb weniger Generationen werden Stollen in die Erde getrieben, Straßen und Trassen gebaut, Fabriken eröffnet, und die Bevölkerungszahl in den Städten explodiert. Aus der Luft sind die Spuren, die diese Revolution am Boden hinterlassen hat, nicht zu übersehen. Der britische Historiker und Archäologe Alex Langlands, Experte für die Landschaftsgeschichte seiner Heimat, fliegt über die Hügel und Täler in Südwales und steuert die Orte an, die für den Aufstieg Großbritanniens zur Industrienation entscheidend waren.
Mit dem Einzug der Dampfmaschine erlebt das Land im frühen 19. Jahrhundert einen regelrechten Kohleboom. Noch heute zeugen einstige Kohleminen wie Big Pit davon. Das südliche Wales wird zu einem der wichtigsten Abbaugebiete für Steinkohle des Landes. Rund um die Minen entstehen Dörfer, in denen sowohl der Abbau als auch der Transport der Steinkohle nach England und in den Rest der Welt organisiert wird. Mit der Entwicklung der Eisenbahn werden Tunnel gegraben und Brücken gebaut. Doch nicht nur die Landschaft verändert sich: Städte wie Leeds, Birmingham, Liverpool und Manchester erfahren durch die neuen Fabriken einen großen wirtschaftlichen Aufschwung. Eine neue Arbeiterklasse zieht vom Land in diese Städte in jene Viertel, deren bescheidene Reihenhäuser heute so charakteristisch für Großbritannien sind.

Folge 5: Aufstieg zur Seemacht Das Vereinigte Königreich zählt mehr als 4.000 Inseln. Um die wachsende Bevölkerung zu ernähren, sahen sich die Briten gezwungen, immer besser das Meer und die Ozeane zu beherrschen. Stets empfanden es die Bewohner Großbritanniens als ihre Pflicht, das Meer zu kontrollieren, um wirtschaftliche, kulturelle und politische Beziehungen mit dem Rest der Welt aufzubauen. Im Laufe ihrer Geschichte haben die Briten ihre Häfen befestigt, immense Hafenanlagen geschaffen und eine starke königliche Marine aufgebaut. Ob Römer oder Wikinger, ob Sachsen oder Normannen: Immer mussten die Bewohner der Britischen Inseln mit der Gefahr leben, von Invasoren überfallen zu werden. Wer heute über Southampton, Liverpool, Portsmouth oder Belfast fliegt, entdeckt noch immer die Spuren einer reichen Seefahrervergangenheit. Der Archäologie Alex Langlands, auf die Seefahrtsgeschichte seines Landes spezialisiert, erkundet heute Spuren der maritimen Vergangenheit im Süden des Landes.
Ab dem 15. Jahrhundert machten die britischen Händler und die Royal Navy das Land zur größten Weltmacht aller Zeiten. England wurde zum Meister des Schiffsbaus, der Innovationen im Bereich der Seefahrt, des Regattasegelns und der Fischerei. Diese Vergangenheit prägt den Charakter und die Identität des einzigartigen Inselstaats bis heute. Am deutlichsten sind diese Spuren in Portsmouth zu entdecken, die Hafenstadt ist der größte Stützpunkt der britischen Royal Navy. Portsmouth wurde im 12. Jahrhundert gegründet und war von Anfang an ein wichtiges Tor zur Welt. Im 16. Jahrhundert wurden dort zahlreiche Kriegsschiffe gebaut, zu Beginn des 19. Jahrhunderts ähnelt die Hafenstadt bereits dem, was sie heute ist: ein Symbol für die Macht der britischen Marine. (arte)

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