Kriminalfälle, die Geschichte machten

(Serie)
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Folgen(10)

Inhalte(1)

Die Reihe analysiert Sensationsmeldungen. Sie erläutert, wie aus seltsamen Vorfällen durch mediale Berichterstattung regelrechte "Mythen" wurden.

Folge 1: Der UFO-Mythos von Roswell 1947 meldete die amerikanische Luftwaffe den Absturz eines unbekannten Flugobjekts in der Nähe von Roswell im US-Bundesstaat New Mexico. Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer in der internationalen Presse, und der Begriff „fliegende Untertasse" fand Einzug in den Sprachgebrauch. Während sich der Kalte Krieg abzeichnete und Verschwörungstheorien Hochkonjunktur hatten, beflügelte der UFO-Mythos die Fantasie der Menschen und wurde zu einem zentralen Science-Fiction-Motiv.

Folge 2: Der Tod von Lady Di 1997 erschütterte der tragische Unfalltod von Lady Di in Paris die ganze Welt. Diana, der die Boulevardpresse bis zum tödlichen Crash auf den Fersen war, wurde zu einer Symbolfigur für die negative Seite der Berühmtheit. Der Unfall löste heftige Empörung über skrupellose Paparazzi aus und verstärkte gleichzeitig die weltweite Faszination mit der „Königin der Herzen".

Folge 3: Das Doppelleben der Violette Nozière Im August 1933 vergiftete die 18-jährige Violette Nozière in Paris ihren Vater, kurz darauf gestand sie die Tat. Als Motiv nannte sie sexuellen Missbrauch. Das patriarchalisch geprägte Frankreich wollte davon nichts wissen und forderte vehement die Hinrichtung des „Monsters im Rock".

Folge 4: Der Kindsmörder Albert Soleilland und die Todesstrafe Paris, Januar 1907. Albert Soleilland wird wegen Vergewaltigung und Mord an der kleinen Martha angeklagt. Die Presse macht das Verbrechen zur Sensation. Zudem steht Frankreich um die Jahrhundertwende kurz davor, für die Abschaffung der Todesstrafe zu stimmen. Doch die Aufregung um den Mord an Martha bleiben nicht ohne Wirkung.

Folge 5: Jack the Ripper – Der Mythos des Serienmörders 1888 hält eine furchtbare Mordserie London in Atem. Ein Serienmörder treibt sein Unwesen. Der Täter bekennt sich zu den Taten und gibt sich selbst das Pseudonym „Jack the Ripper". Im damaligen puritanischen England von Königin Viktoria befindet sich die wissenschaftliche Polizeiarbeit mit ihren Methoden noch in den Kinderschuhen, was zur Lösung des Falles erschwerend hinzukommt. Auch die Boulevardblätter bauschen den Fall auf, um ihre Auflage zu erhöhen. Die Verbrechen führen schnell zu Debatten über Armut und Prostitution in der viktorianischen Gesellschaft. Die sensationsgierige Presse befeuert die Spekulationen mit spektakulären Illustrationen. In großer Auflage greifen auch makabre Groschenromane wie „Penny Dreadful" die Fälle auf, und „The Illustrated Police News", das erste englische Boulevardblatt, erlebt mit der Berichterstattung über den Fall seine Sternstunde. Dabei behindert die Zeitung die Polizeiarbeit, indem sie Hinweise, wie beispielsweise die Pläne der Tatorte, veröffentlicht. Die ungelöste Mordserie in den nebligen Gassen von Whitechapel wird zum Mythos, und Jack the Ripper geht als erster Serienmörder in die Geschichte ein.

Folge 6: Fritz Haarmann, der Schlächter von Hannover 1924 finden spielende Kinder in der Leine bei Hannover mehrere menschliche Schädel. Anschließend werden im Flussbett Hunderte von Knochenstücken geborgen, die auf mindestens 24 junge Männer schließen lassen. Die Polizei geht von einem Serienmörder aus und verhaftete bald einen Verdächtigen: Fritz Haarmann, bekannter Kleinkrimineller, Homosexueller und Polizeispitzel. Die Bluttaten des Mannes werden in der Presse ausgiebig ausgeschlachtet und insbesondere über die Art der Tötung wird mit schaudernder Sensationslust spekuliert: Da Bisse in die Kehlen der Opfer nachgewiesen werden, geht Haarmann als „der Vampir", „der Kannibale" oder „der Schlächter" von Hannover in das kollektive Gedächtnis ein. Im politisch unsicheren Klima der Weimarer Republik üben Haarmanns Taten eine morbide Faszination aus, die auch nach dessen vollzogener Todesstrafe nicht nachlassen: Als vermeintliches Sinnbild für die „Verdorbenheit" des Weimarer Systems wird sein Mythos auch von den Nazis instrumentalisiert.

Folge 7: Das Jonestown-Massaker Nordwesten Guyanas, im November 1978: In Jonestown nahe der Grenze zu Venezuela lebten etwa 1.100 Menschen mitten im Dschungel, in einem totalitären Sektenstaat, hermetisch abgeriegelt von der Außenwelt. Nach einer apokalyptischen Messe von Reverend Jim Jones, dem Anführer des Mitte der 50er Jahre in den USA gegründeten „Peoples Temple", kam es am 18. November 1978 zum Massenselbstmord von 918 Sektenmitgliedern. Unter den Toten befanden sich 270 Kinder. Rund 15 Sektenanhänger versuchten unter der Obhut des US-Kongressabgeordneten Leo Joseph Ryan, Jr. zu fliehen und zurück in die USA zu fliegen. Ryan hatte sich in Begleitung eines Kamerateams ein Bild von Lage vor Ort machen wollen. Am zehn Kilometer von Jonestown entfernten Flugfeld von Port Kaituma wollte Ryan mit seinem Team in das Flugzeug einsteigen, als ein Wagen mit Sektenanhängern nahe an die Maschine heranfuhr. Enge Vertraute von Jim Jones stiegen aus dem Wagen aus und eröffneten das Feuer auf die Menschen um das Flugzeug herum. Fünf Menschen wurden getötet: der Kongressabgeordnete Ryan, der NBC-Reporter Don Harris, der Kameramann Bob Brown, der Fotograf Greg Robinson und die Jonestown-Bewohnerin Paddy Paws. Die Schilderungen der Journalisten und die grauenvollen Bilder aus Jonestown riefen auf der ganzen Welt Entsetzen hervor. Es war der größte Massenselbstmord der modernen Geschichte. Das Drama warf einen dunklen Schatten des Schreckens auf die Gemeinschaftsideale und die spirituellen Bewegungen der 70er Jahre.

Folge 8: Das Valentinstag-Massaker Chicago, 14. Februar 1929: Am Valentinstag erschossen Al Capones Ganoven in einer Autowerkstatt sieben Mitglieder der North Side Gang unter Bugs Moran ein Racheakt in Zeiten der Prohibition, der Teil eines Bandenkriegs zweier rivalisierender Verbrechersyndikate war. Ein fünfköpfiges Killer-Team fuhr in zwei schwarzen Limousinen, die denen der Chicagoer Kriminalpolizei täuschend ähnlich sahen, um 10.30 Uhr an der Autowerkstatt in der Clark Street vor. Zwei der Killer trugen Polizeiuniformen und inszenierten eine Razzia die sieben Opfer wurden gegen die Wand gestellt und kaltblütig hingerichtet. Die von Kugeln durchlöcherten Körper wurden später von der Polizei gefunden. Obwohl sich keine Prominenten unter den Opfern befanden, wurde in der Presse ausführlich über das Blutbad berichtet. Für die Medien war das Valentinstag-Massaker ein Scoop, erstmals zeigten sie auch die Gesichter der Opfer. Schon bevor die ganze Welt über Zeitung und Radio die schwierigen Ermittlungen im Fall Valentinstag-Massaker im Detail verfolgen konnten, war Al Capone ein Medienstar. Nach mehreren kürzeren Inhaftierungen, unter anderem wegen Waffenbesitzes, wurde Al Capone 1931 zu elf Jahren Haft wegen Steuerhinterziehung verurteilt. Für seine Morde wurde er nie angeklagt.

Folge 9: Der Anden-Crash Der Luftwaffenflug 571 der Fuerza Aérea Uruguaya startete am 12. Oktober 1972 von Montevideo aus mit dem Ziel Santiago de Chile. Dorthin wollte das Rugby-Team „Old Christian's Club" zu einem Freundschaftsspiel. An Bord waren auch Freunde und Bekannte. Die meisten waren erst 19 oder 20 Jahre alt, Studenten und junge Rugby-Sportler. Für viele war es der erste Flug überhaupt. Auf Höhe der Anden verschwand das Flugzeug am 13. Oktober nach einem Zwischenstopp dann plötzlich vom Radar, kollidierte in 4.000 Meter Höhe mit einem Berg und raste in eine Schneebank. Zwölf Menschen starben bei dem Aufprall, fünf weitere noch in der ersten Nacht. 16 Passagiere überlebten den Flugzeugabsturz und 72 Tage in der eisigen Kälte des Hochgebirges. Es herrschten extreme Minusgrade teils bis zu 40 Grad unter Null. In der ganzen Welt berichteten die Medien über das tragische Unglück. Die unglaubliche Geschichte der Geretteten verstörte viele. Wie war es ihnen gelungen, zu überleben? Nach und nach kam die unaussprechliche Wahrheit ans Licht: Um dem sicheren Tod zu entgehen, taten sie das Unvorstellbare: Sie aßen das Fleisch ihrer toten Kameraden. Als „Wunder der Anden" ging das Drama im Jahr 1972 in die Annalen ein. (arte)

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