Beste Designbars der Welt

(Serie)
  • Deutschland Die besten Designbars der Welt
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Deutschland, 2011, 8x27 min

Inhalte(1)

Staffel 1 Folge 1: Mächtige Vorbilder In Madrids elegantem Wohnviertel gab es ein Operettentheater mit Namen Beatriz aus dem Jahr 1925. 1991, vor genau 20 Jahren, wurde Philippe Starck beauftragt, in dieses Theater hinein eine Bar und ein Restaurant zu entwerfen. Starck setzte auf wenige starke, dominierende Motive. Er trennte die ehemalige Bühne, die nun zur Bar wurde, vom Zuschauerraum, der als Restaurant dient, durch einen riesigen transparenten Vorhang, der ständig in Bewegung ist. Eine dramatische Komposition für eine Bar. Der alte Schnürboden, der dunkel ist und düster, überragt eine auf die Bühne platzierte Bar aus erleuchtetem Marmor. Die Bar aus Marmor steht über dem Zuschauerraum und leuchtet wie ein Altar, wie ein großer, rechteckiger Stein und so feierlich, als müssten hier wie auf einer antiken Bühne Opfer gebracht werden. Starck nutzte die theatralische Aura des Raumes, um das Design völlig neu zu definieren. Der Umbau des Theaters in eine Bar und in ein Restaurant ist wie ein Meilenstein in der Geschichte des Designs. Vor mehr als 20 Jahren emanzipierte das Design sich davon, nur nutzbar oder nur attraktives Dekor sein zu wollen. Philippe Starck war der Anführer dieser Emanzipationsbewegung. Mit ihm wurde das Design zur Kunst, nicht selten zur Hauptsache. Von da an planten Designer alle Objekte als Teil einer Gesamtinszenierung. Sie lernten aus den Beispielen von Theatern, Museen, sogar von Kirchen, die allesamt ihre Wucht der Wirkung des Gesamteindrucks verdanken. Sie hatten nun die Kraft, sich gegen mächtige Vorbilder und deren Aura zu behaupten.

Folge 2: Wucht des Panoramas Tokio ist eine der am dichtesten bevölkerten Städte der Welt. Tag und Nacht bewegen sich Menschen durch die Straßen. Einmal allein zu sein und Raum um sich zu haben – in den Megacitys der Gegenwart ohnehin ein Privileg – ist in Tokio kaum möglich. Im Jahr 2003 hat man hier eine Stadt in der Stadt gebaut. Der Roppongi Hills Tower überragt einen 116.000 Quadratmeter großen Komplex, der von dem einstmals reichsten Mann der Welt in Auftrag gegeben wurde. Der hier residierende Roppongi Hills Club hat 3.400 Mitglieder, zumeist Konzernchefs und internationale Diplomaten. Die Intention des Gründers ist einfach und suggestiv: einen Club als Mikrokosmos zu schaffen, einen Marktplatz des 21. Jahrhunderts, auf dem die mächtigen und wichtigen Männer der Welt ungezwungen zusammentreffen können. Das geometrische Designkonzept drückt dabei mit den Elementen Scheibe und Kreis einen schlichten Anspruch aus: die Mitte von allem zu sein. Das Besondere des Clubs drückt sich auch darin aus, dass die verschiedenen Restaurants nicht Küchen oder Stilen zugeordnet sind, sondern ganzen Ländern. In der Starbar im 51. Stock des Gebäudes wird das glitzernde Lichtermeer der Metropole in einen künstlichen Sternenhimmel übernommen – eine dekorative, aber auch spirituelle Verbindung von Außen und Innen. Alle Elemente des Designkonzepts spielen mit dem einmaligen Panorama: Es gibt in ganz Tokio in dieser Höhe keinen vergleichbaren Ort, von dem man diesen spektakulären Blick hätte.

Folge 3: Dominanz einer Idee Die Architekten Lars Krückeberg, Thomas Willemeit und Wolfram Putz vom Architekturbüro Graft haben gemeinsam studiert und sind danach gemeinsam nach Los Angeles gegangen. Anfangs beschäftigten sie sich mit städtebaulichen Entwürfen und Innenraumgestaltungen. International bekannt wurden sie mit einem Wohnstudio für Hollywood-Star Brad Pitt. Dann erhielten sie den Auftrag, für ein im Berliner Westen errichtetes Hotel eine Bar zu entwerfen. Die drei hatten zuvor nie in Berlin gearbeitet. Die Bar trägt den Namen des Hotels, ein einfaches „Q". Sie beginnt direkt hinter der Rezeption und geht als Lounge zum Bartresen und weiter ins Restaurant über. Die „Q"-Bar ist nicht öffentlich, sondern den Gästen des Hotels und Mitgliedern vorbehalten. Das gesamte Erdgeschoss bildet einen amorphen Raum, eine Art moderne, technisch ausgestattete Höhle. Die Herausforderung an die Designer lautete, aus dem Mangel an Raum ein positives Raumerlebnis zu machen. Ihr Entwurf wurde als ein hochmodern wirkender Kokon für das 21. Jahrhundert weltbekannt. Lars Krückeberg, Thomas Willemeit und Wolfram Putz gelang es, ihren Entwurf radikal einer Idee unterzuordnen. Eine konstruktive Idee, ein Motto beziehungsweise ein Konzept, Bereiche ineinanderzuschieben, gelang Designern ebenfalls mit der „a mi Bar" in Mailand, der „Greygoose Bar" in Brüssel und der „MIXX Bar" in Tokio.

Folge 4: Intimität in leeren Hallen Ein Ensemble aus Restaurant, Lounge und Bar sollte 1998 im sechsten Stockwerk des weltberühmten Centre Georges Pompidou in Paris etabliert werden. Die Herausforderung bestand in der schieren Größe der Fläche von 900 Quadratmetern und darin, dass die Halle nicht verändert werden durfte, denn das Centre Georges Pompidou steht unter Denkmalschutz. Die Ausschreibung des Designwettbewerbs gewann das Pariser Büro Jakob + Macfarlane. Die Architekten implantierten eine ganze Topographie in diese leere Halle, eine Landschaft aus Erdhügeln und Höhlen. Sie erschufen eine Choreographie des gesamten Raumes mit Hilfe großer Körper wie in einer Inszenierung. Erst dadurch wurden Restaurant, Bar und Lounge möglich. Der Entwurf von Jakob + Macfarlane hat diese Etage des Centre Georges Pompidou berühmt gemacht. Die Folge „Intimität in leeren Hallen" der Dokumentationsreihe „Beste Designbars der Welt" nennt auch vergleichbare und ebenfalls berühmt gewordene Beispiele. So war die „Karriere Bar" in Kopenhagen einst Markthalle in den ehemaligen Fleischhöfen. Das „Blue Frog" im indischen Mumbai diente früher als Fabrikhalle. Und das „Weekend" in Berlin entstand in einer aufgelassenen Büroetage im zwölften Stock eines Turmes am Alexanderplatz. (arte)

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