Wüstenschiffe: Von Kamelen und Menschen

(Fernsehfilm)
  • Österreich Universum: Wüstenschiffe - Von Kamelen und Menschen
Österreich, 2012, 52 min

Regie:

Georg Misch

Drehbuch:

Georg Misch

Kamera:

Joerg Burger

Musik:

Jim Howard

Besetzung:

Gregor Seberg (Erzähler), Karin Steger, Peter Faerber
(weitere Professionen)

Inhalte(1)

Sie tragen den legendären Namen "Wüstenschiffe" zu Recht, die Kamele. Seit etwa 5.000 Jahren ist der Mensch Partner des Kamels und durchquert mit seinem "Geschenk Allahs" die kargsten und trockensten Gebiete der Welt. In Saudi-Arabien sind sie so wertvoll, dass der Staat Spitäler eigens für Kamele eingerichtet hat. In der Türkei sind sie die Publikumslieblinge bei Ringkämpfen und in Australien, wo mit ihrer Hilfe das riesige Outback-Territorium erschlossen wurde, sind die verwilderten Kamele zu einer regelrechten Plage geworden. In der Mongolei ist Regisseur Georg Misch mit den Wissenschaftern Chris Walzer und Pamela Burger auf der Suche nach den "baktrischen" Kamelen, den letzten echten Wildkamelen des Planeten. Nur noch 400 Exemplare existieren in der Wüste Gobi, einem Gebiet, das halb so groß wie Österreich ist. Sie überleben extreme Temperaturschwankungen und begnügen sich mit Salzwasser. Trotz widrigster Umstände sind erste Aufnahmen von "Geisterkamelen", wie sie auch genannt werden, in ihrem natürlichen Lebensraum gelungen.
Von schwebenden Kamelen zu kämpfenden Tülüs: In einem Kamelspital in Al-Hofuf hingegen läuft alles mit Hitech. Kranke Kamele aus ganz Saudi-Arabien und sogar aus Nachbarländern werden dort gratis behandelt. Wie in einem Science-Fiction-Film schweben die mächtigen Tiere von an der Decke angebrachten Schienen durch die Gänge in den OP-Saal. In der Türkei, nahe den antiken Stätten von Ephesus bei Selcuk, versammeln sich jährlich 20.000 Menschen und 120 Kamele zu den traditionellen Kamelringkämpfen. Bei diesem "Sumo-Ringen unter Kamelen" treten "Tülü"-Bullen, eine Kreuzung aus arabischen und asiatischen Kamelen, gegeneinander an. Die riesigen, kämpferischen Bullen gelten als besonders wertvoll und werden von ihren Besitzern liebevoll gehegt und gepflegt. Vor allem dürfen ihre kostbaren Tiere beim Ringen nicht zu Schaden kommen. Australien, von den "Cameleers" zur Plage: Der Uluru - Ayers Rock - im Zentrum des Outbacks wurde Mitte des 19. Jahrhundert von den Kolonisten mit Hilfe von Kamelen entdeckt. Später spielten die Tiere eine Schlüsselrolle beim Bau von Telegrafenleitungen, Eisenbahnen und Landstraßen.
Die Protagonistin Debbie Robinson führt heute noch die Tradition der sogenannten "Cameleers" (Kamelpioniere) fort: Kamele ziehen ihren Wagen wochenlang durch das Outback, um die entlegensten Siedlungen mit Proviant zu beliefern. Nachdem Straßen- und Eisenbahnnetz fertig ausgebaut waren, hatte man für die Tiere keine Verwendung mehr und gab sie 1923 zum Abschuss frei. Doch einige hundert Kamele entkamen und vermehrten sich rasend schnell. Heute trinken ca. eine Million verwilderter Kamele Wasserlöcher und sogar Schwimmbäder leer. Für Autofahrer endet eine Kollision mit einem Kamel oft tödlich. Deshalb werden sie von Helikoptern aus von den Verkehrswegen vertrieben. Ein Scheich hat eine besonders clevere Lösung gefunden. Mit Hubschraubern lässt er die Tiere zusammentreiben und per Schiff auf die saudi-arabische Halbinsel bringen, wo die flinksten Tiere bis zu drei Millionen Dollar pro Kamelrennen gewinnen können und die Zukunft: Die erstaunlichsten Fakten über Kamele gilt es wohl noch zu entdecken. Die Beduinen haben ihr altes Wissen bewahrt und schwören auf die Heilkraft von Kamelmilch und Kamelurin. Jetzt erforschen Wissenschafter in modernen Labors die medizinischen Eigenschaften dieser beiden Zutaten, und ein französischer Kamelexperte der UNO widmet sich in seiner Freizeit der Kamel-Käse-Produktion, die er sogar in Europa zu vermarkten gedenkt. (3sat)

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