Svět pod hlavou

Dieser Serie hat paradoxerweise das übernommene Format das Genick gebrochen. Sie funktioniert – vor allem in der zweiten Hälfte – wie ein Werk aus der damaligen Zeit, das in Opposition zu den Serien der Normalisierung steht. Sie lacht sie aus, wiederholt aber gleichzeitig ziemlich geschickt ihren familiären Ton. Auch hier wäre es besser gewesen, wenn die Serie logischer und nicht so intensiv wäre. Als Beispiel kann die musikalische Teilanspielung auf Bezirksverwaltung der 'K' Prag genannt werden, die den düsteren sarkastischen Ton mildert, der mit der Figur von Plachý verbunden ist. Je mehr sich die Serie auf die 80er Jahre konzentriert und je weniger von dem unbewältigten deliriösen Licht hereingelassen wird, desto überzeugender ist das Ganze. Eigentlich ist diesem Werk etwas gelungen, was ich schätze. Diese Serie erzählt nicht vom Totalitarismus und von der Beherrschung der menschlichen Wahrnehmung durch Ideologie, sondern vom Opportunismus und von den Wurzeln des Kapitalismus der 90er Jahre, von all den kleinen sowie größeren Kompromissen und Betrügen, die vor allem im Norden von Böhmen zur Entstehung einer fürchterlichen postsozialistischen Welt geführt haben. Das üble Verhalten entsteht parallel zu Parteistrukturen. Die echten Genossen sind eher nützliche Idioten, die nicht verstehen, dass Kommunismus längst keine Rolle mehr spielt (Kroupas naive Hoffnung, die er mit der Figur von Zeman verbindet). Die großen Themen, die hier geöffnet werden (in der ersten Hälfte das Denunzieren, in der zweiten Hälfte der Aufstieg der Oligarchie), hängen an einem ziemlich dünnen Ast eines Phantasmagorie-Motivs eines Komas/einer Zeitreise. Die Katharsis ist deshalb sehr vage und zeigt eindeutig, wo diese Serie ihre Grenzen hat. Ohne die menschlichen Sirenen und ohne die geheimnisvollen Lichter hätte es meiner Meinung nach ein öffentlich-rechtlicher Gamechanger werden können. (08.03.2017)

Ein Chemospol-Zodiac, das Milieu und der unterkühlte Soundtrack sind gut. Der Krimi, die Satire und die bizarren Koma-Elemente sind aber nicht besonders kohärent. (07.03.2017)

Es ist immer noch ein Kampf mit einem gewissen Grad an Panoptismus, einer gewissen Nerdigkeit, einer gewissen Herablassung, die durch die sehr karikaturistischen Charaktere und die zeitgenössische Sloganhaftigkeit ermöglicht wird. Aber unbestreitbar hat sie manchmal ihre scharfsinnigen STELLEN. (07.03.2017)

Und schon wieder. Ein Panoptikum eines Bezirksviererteams, diesmal mit einem zu komplizierten Plot. Der verzwickte Fall wird so ähnlich wie die Fälle in der Serie Die Kriminalfälle des Majors Zeman gelöst. Trojan hat seine eigene Liga. (07.03.2017)

Eine Familientherapie im Stil von Zurück in die Zukunft. Ein leichter erzieherischer Mehrwert. Unausgewogen und wieder dramaturgisch konturlos. Die psychologische Schlaffheit der Figuren, die sich hinter einem persönlichen Delirium verbirgt? Neužil balanciert zwischen einem erträglichen Minimalismus und Steifheit. Es kommt wirklich darauf an, was ihm Štindl in den Mund legt – ob es Worte sind oder ein Stapel Papier. (07.03.2017)

Eine sozialistische Baustellenkomödie und dazu der Tod. Es ist bewundernswert, wie viele Themen die Serie behandelt. Schade, dass alles so geschickt wie die Fliesen im Badezimmer des Genossen Majors zusammengesetzt wurde. (07.03.2017)

Die stärksten Momente der Serie, d. h. die Folgen 6 und 7, verbindet eine bestimmte Änderung des Genres (ein Spionagekrimi, der auf der parteilichen Auffassung der Gerechtigkeit und oligarchischen Strukturen im sozialistischen System baut) sowie eine größere erzählerische Disziplin und karge Dialoge. Man findet hier zwar logische Tritte, aber die Stimmung und der Rhythmus schnurren zufrieden. (08.03.2017)

Wenn zwischen den Bäumen der Osten schimmert, stößt dieses Werk an klare Grenzen. Ernste Themen betrachtet es nur durch eine absurde logische Wendung. Je öfter man daran erinnert wird und je mehr diese Wendung in die Linie aus der Vergangenheit eingreift, desto schwächer ist die ganze Serie. (08.03.2017)

Ein Schuss ins Leere. Eine moralische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit als phantasmagorischer Tritt – hätte es bloß mehr destruktiv als unfertig gewirkt. Das ist aber leider nicht der Fall. Das übernommene Konzept ist eine Kugel am Bein. (08.03.2017)