České století

České století (2013) 

Ein interessantes Konzept, eine sichere Regie. Das Ergebnis ist aber unausgewogen, je nachdem, wessen Kopf gerade spricht. Beneš als eine existenziell fremde Figur, die so spricht, als ob ihr die Stimme nicht gehören würde, ist interessant. Bei seinen Monologen bin ich aber trotzdem eingeschlummert. Am besten hat mir Sedláčeks Arbeit mit den Details gefallen, welche nicht die Handlung betreffen und oft den Geschichtspathos abschwächen. Das kommunistische Di­p­ty­chon hat das Niveau eine Stufe höher gehoben. Lobenswert ist besonders die nüchterne Auseinandersetzung mit traumatischen Themen, die nicht dämonisiert werden. Sedláček und Kosatík haben die kommunistischen Machthaber als Menschen dargestellt, was nach zwei Dekaden von faden Karikaturen ein epochaler Erfolg ist. Vyoráleks Gottwald ist die beste Filmfigur der Nachrevolutionszeit – nicht nur dank der Entmythisierung, sondern vor allem dank der Art und Weise, wie der Schauspieler mit der profanierten Machtmaske zurechtgekommen ist. Ich wünsche mir schon viele Jahre etwas, was uns hilft, die Geschichte anders als ein Gambit der Wahrheit und der Lüge zu "verstehen". Diese Serie kommt meiner Vorstellung bisher am nächsten. (11.11.2013)