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Kritiken (1 980)

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Little Big Soldier (2010) 

Deutsch Es ist ein Film, dem eine kreative Disziplin vollends fehlt und vor allem auch Ordnung, welche die "chinesische" Theatralik und lyrisches Flair mit einer modernen (und sehr ungleichmäßigen) Form in Einklang bringen würde. Chan bemüht sich wirklich, jedoch sein pazifistischer Idiot mit der Seele eines Dichters vom Lande stirbt schließlich unter den Hufen der schematischen Ideologie eines "vereinten und großen China", die bereits ein unverzichtbares Gebet sämtlicher historischen Produktionen ist, bei welchen der Staatsapparat seine Unterschrift als Patron beigefügt hat. Man gesagt, auf einer Wok-Pfanne kann man einen Spatzen vom Phönix nicht unterscheiden. Auf der Leinwand geht es, zum Glück.

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Verblendung (2009) 

Deutsch Das Buch hab´ ich angefangen zu lesen, der Film kam zuerst... obwohl er komplexitätsseits mit Larssons Moloch nicht mithalten kann und dies auch nicht will, gehören die Atmosphäre und die Verarbeitung des Films in die Extraklasse. Oplev ist ein ausgezeichneter Stylist, der zwar simpel dreht, jedoch mit Gefühl für Logik und Tempo. Es gefällt mir sehr, sehr gut, wie das Drehbuch Mikael geschickt von einem selbstbewussten Verführer zu einem in sich verschlossenen Freak gemacht hat - das Rapace / Nyqvist-Duett fungiert daher für die Zwecke des Films absolut fabelhaft. Noomi ist übrigens außerordentlich charismatisch und Lisbeth passt ihr perfekt. Schlichtweg alles, was dem Film an "archaischem" fehlt, hat ein sehr hochwertiges Filmäquivalent. Das Ergebnis ist eine ansteckende und packende Krimigeschichte ... der zwar die sozialkritische Dimension des Originals fehlt, jedoch in ihrem Genre manövriert sie vollkommen souverän. Für Fincher ist dies eine sehr schwere Herausforderung ...

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Honeymoons (2009) 

Deutsch Schade seiner übermäßig rohen Form wegen, denn gerade sie ist es, welche den Betrachter manchmal unnötigerweise aus der Geschichte verdrängt (anstatt ihn hineinzuziehen). Ansonsten stellt diese parallele albanisch-serbische Pilgerung zur Freiheit ein engagiertes politisches Drama aus der Gegenwart dar, und zwar in einer absolut optimalen Form. Es gibt hier einen Kontext, eine kreative Einsicht, sehr plastische Charaktere und kritische Dringlichkeit. Paskaljević hat seine jahrelangen Erfahrungen genutzt und sich im äußerst schwierigen Genre würdevoll geschlagen - er treibt den Betrachter nirgendwo hin und zudem wirken die aufgezeigten Emotionen, ohne enorm krampfhaft zu sein. Beim diesjährigen Festival in Karlsbad ist dies unter den appellativ-rührenden Filmen mit politischen Themen eine angenehme Erscheinung. [MFF KV 2010]

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Camp Armadillo (2010) 

Deutsch Eine aufmerksame Sonde hinsichtlich der Routine eines dänischen Trupps in Afghanistan. Regisseur Janus Metz hat eine modernen Form gewählt, blickt in die Intimität seiner Helden hinein, hört ihren Dialoge zu, rekonstruiert ihre Motivationen und fügt als sprichwörtliches i-Tüpfelchen perfekt zusammengeschnittene Aufnahmen aus Kampfeinsätzen hinzu. Metz ist nicht auf der Suche nach Kontext, sondern nach Normalität, Krieg mit den Augen eines Individuums (hier nähert er sich Maoz‘ Film). Armadillo stellt hier dank seiner hervorragenden technischen Verarbeitung einen modernen und kompromisslosen Dokumentarfilm vor.

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Neka ostane medju nama (2010) 

Deutsch Der aus Zagreb stammende Rajko Grlić hat die Prager Filmschule FAMU absolviert (was für ein Wunder) und in seinem aktuellen Film eine erfolgreiche Partner-Tragikomödie dargelegt. Gerade um so etwas bemühen sich tschechische Filmemacher seit Jahren vergebens. Er hat das Ambiente einer modernen Familie gehobeneren Standes nicht in eine sesselpupsende und gröbliche Idylle verwandelt, von denen es in tschechischen Kinos nur allzu viele gibt, sondern in eine sarkastische, pfeffrige, jedoch keineswegs vulgäre erotische Verstrickung, in welcher kleine und große Lügen, Verrat und Untreue eine Schlüsselrolle spielen. Mit seiner wehmütigen und zugängliche Form muss der Film das Massenpublikum passen, jedenfalls unterhält er jeden mit den Dialogen über das Leben und den gewaltfreiem Humor jedermann. Das Beispiel eines kommerziell vielversprechenden Artikels, der keinen beleidigt. Und vor allem vermag es Miki Manojlović charmante Lügner immer noch hervorragend darzubieten. [MFF KV 2010]

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Mein Glück (2010) 

Deutsch Der Dokumentarfilmer Sergei Loznitsa reiste mit seiner grausamen Studie über die russische namens Mein Glück an, in der wir dank langsamer Kamerafahrten immer tiefer in den sozialen Marasmus sowie die Moral von Dieben eintauchen. Die Gewohnheiten eines Dokumentarfilmers können wir da nicht leugnen, denn der Filmemacher zieht die Beschreibung eindeutig dem Ereignis vor, untersucht die ausdrucksstarken Gesichter russischer Menschen vom Lande und sucht nach Spuren dessen, was der Held des Films, Lieferwagenfahrer Georgiy sowohl selbst, als auch in der Erzählung anderer Charaktere aus erster Hand erlebt. Dieses bemerkenswerte Werk, bei welchem sich der Ekel mit Ironie vermischt, erzeugt zwar manchmal ein Lächeln, jedoch der Dorn führt unweigerlich zu einer tragischen Geste der Vergeblichkeit und Verzweiflung. Obwohl der skeptische Film mit seinem schleichenden Tempo hohe Anforderungen an die Zuschauer stellt, belohnt er sie dennoch mit einem plastischen und depressiven Mosaik der Gegenwart.

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Mein Sommer mit Sergej (2010) 

Deutsch Die verlassene arktische Insel ist Schauplatz eines kleinen psychologischen Krieges zwischen zwei Meteorologen, an dessen Beginn eine eher banale Befürchtung ist, wie die Reaktion auf eine tragische Botschaft vom Festland aussehen wird. Pavel Kostomarovs poetische Kamera umrahmt den Streit mit Aufnahmen der naturbelassenen nordischen Landschaft, welche das Missverständnis sowie das Aneinandervorbezielen beider Akteure noch verstärken. Die lyrische Komponente steht im Gegensatz zu den explosiven Wendungen im Verhalten der Charaktere, die in einer zugespitzten Lebenssituation nicht in der Lage sind, zu kommunizieren. Popogrebskys Film war dank seiner Bildhaftigkeit, Morbidität und psychologischen Raffinesse sicherlich eines der besten Erlebnisse des diesjährigen Festivals. [MFF KV 2010]

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Hitler in Hollywood (2010) booo!

Deutsch Eine einfache Ode an die europäische Kinematografie, die gedreht wurde im einschläfernden Tempo mit der bis zum Unerträglichen dummen Maria de Medeiros übersüßt wurde. Ein fiktiver Dokumentarfilm, der jeglicher Ideen oder auch eines einzigen wirklich passenden Witzes entbehrt. Ein amateurhaft schwerfälliger, welcher mit einer Art perfider "Europäischer Film Guerilla" konveniert - den Qualitäten von Sojchers Film zufolge, ist dieses Gezänk weder intelligenter noch reifer als ein Mitglied aus der Hollywood-Herde. Pfuiteufel! [MFF KV 2010]

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Familia (2010) booo!

Deutsch Die Geschichte einer armen peruanischen Familie, die ihre Mutter im Begehren eines gesicherten Lebens für eineinhalb Jahre zum Arbeiten nach Spanien schickt, war ausgezeichnet und einfühlsam. Den Machern ist es vor der Kamera gelungen, sich dem Kolorit der hispanischen Familie anzupassen, wobei der Zuschauer auch Einblick in die intimen Details der gewöhnlichen peruanischen Armut bekommt. Ich wollte nahezu schon die gute Arbeit des schwedischen Filmstabs loben, als jedoch während der Diskussion der Regisseurs sagte, dass die Dokufilmemacher hier den Löwenanteil der Wendungen nach eigenem Ermessen nacharrangiert haben. In der Tagespresse konnten wir dann außerdem nachlesen, dass die armen peruanischen armen Schlucker für einen Drehtag ein recht beträchtliches Sümmchen kassiert haben. Leider klingt dies im Film in keinster Weise an. Der Dokumentarfilm hat später sogar seiner Kategorie beim Festival gewonnen, was ich für eine ordentliche Verspottung halte.

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Bal - Honig (2010) 

Deutsch Der mit dem goldenen Bären preisgekrönte Aufstieg in die rauen Berge, in denen der in sich verschlossene Junge Yusuf seine Kindheit lebt, fasziniert dank seiner Langsamkeit, poetischen Kompositionen und wunderschön gesättigten, gedämpften Gefühle der Charaktere. Semih Kaplanoglu rezitiert langsam sein lyrisches Gedicht über schweigsame Liebe und schmerzhafte Schüchternheit, Baris Ozbicers Kamera zaubert wunderschöne Bilder hervor und die Zeit des Bal - Honig tickt in einem völlig anderen Tempo als es im heutigen Kino üblich ist. Bittersüße Steifheit in wunderschöner Filmpoesie sowie ein weiterer Höhepunkt des diesjährigen Karlsbader Filmfestivals. [MFF KV 2010]