Sushila by the Sea

Der 14jährige Rafik lebt im Bandra-Slum gleich neben dem internationalen Flughafen von Mumbai und läuft immer etwas schneller als die anderen Kinder. Der Grund dafür ist einfach: Rafik hat keine Zeit zu verlieren. Er hat ein Ziel vor Augen, will Geschäftsmann werden. Rafik ist Mitglied der "Children's Development Bank". Die Bank wird von Straßenkindern selbst verwaltet. Man kann Verdienste ansparen und sogar kleine Kredite für Geschäftsideen aufnehmen. Aber Rafiks Konto füllt sich nur langsam. Das selbst verdiente Geld reicht meist nur für ein paar Gläser Chai, Haaröl und einen Schlafplatz. Rafik sammelt Metall rund um die Victoria Station, den Hauptbahnhof von Mumbai. Dort kam er vor ein paar Monaten auf dem Dach eines überfüllten Expresszuges an.
Nach tagelanger Odyssee erreichte Rafik den Bandra-Slum und fand für die ersten Nächte Unterschlupf in der engen Wellblechhütte seiner Tante. Zurück in seine Heimat, das kleine Dorf im kargen Maharashtra, will er nicht. Seit ein paar Jahren regnet es dort kaum noch. Die Ernte wurde immer schlechter. Schließlich konnten seine Eltern nicht mehr alle Kinder ernähren und schickten ihn weg. Rafik versteht das und schaut nur ungern zurück. Reine Zeitverschwendung, sagt er. Er will es hier schaffen. Dafür arbeitet er hart. Bevor sich Rafik jeden Tag zur Victoria Station aufmacht, geht er in die kleine Slumschule. Sein Lieblingsfach ist Englisch. Das braucht er, um die Spiele von Manchester United im Fernseher des kleinen Teestandes zu verstehen. Rafik träumt davon, einen kleinen Lebensmittelshop im Slum aufzumachen. Wenn er genug gespart hat, will er einen Kredit bei der Straßenkinderbank aufnehmen. Dann kann es losgehen. (arte)