Dörfer ohne Zukunft? - Unterwegs im Westen

(Fernsehfilm)
? %
Deutschland, 2019, 30 min

Regie:

Jörg Laaks

Inhalte(1)

Über 20 Jahre hat Hans-Josef Dederichs gegen den Braunkohletagebau und für den Erhalt seines Heimatdorfes Kuckum gekämpft. Jetzt hat er den Kampf aufgegeben und zieht mit seiner Familie in die Neubausiedlung in der Nähe. Doch plötzlich reden einige in Kuckum und den anderen vier Dörfern davon, dass die Abrissbirne vielleicht doch nicht kommt! Der politische Wind habe sich gedreht, hoffen einige, eine Demo von Klimaschützern und betroffenen Dorfbewohnern soll das unterstreichen. So kommen sie mit Bussen und Zügen, von überall her und wollen kämpfen: Für den Ausstieg aus der Braunkohle und den Erhalt von fünf Dörfern, die verschwinden sollen, wenn es nach dem Willen von RWE geht. "Alle Dörfer bleiben!" heißt die Bewegung, in der sich auch Norbert Winzen engagiert. Er lebt mit seiner Großfamilie - drei Generationen, auf ihrem über 100 Jahre alten Hof in Keyenberg, der ebenfalls weggebaggert werden soll. Mit mindestens 4.000 Demonstranten rechnen Winzen und seine Mitstreiter. Keine 200 Meter entfernt von Norbert Winzens Hof streifen sich Monika und Bernd Pieper Signalwesten über. Auch sie wollen protestieren - allerdings gegen die Scharen der Auswärtigen. Für die sei doch der Kampf um den Erhalt der Dörfer nichts weiter als eine weitere Schlacht nach den Kämpfen um den Hambacher Forst. Auch Bernd Pieper hat sein ganzes Leben in Keyenberg verbracht, war dreimal Schützenkönig und hofft, dass die alte Dorfgemeinschaft sich wieder einstellen wird, wenn alle umgesiedelt sind nach "Keyenberg (neu)".
"Völliger Unsinn, die alte Dorfgemeinschaft ist doch längst kaputt!" ist sich Norbert Winzen sicher. "Da ist einfach zu viel auf der Strecke geblieben. Jetzt sollte jeder das Recht haben, zu gehen oder zu bleiben, ganz wie er will!" So geht ein Riss mitten durch die Dörfer am Rande des Braunkohletagebaus. Er zieht sich quer durch Vereine und Freundeskreise, manchmal sogar durch Familien. Dass der Streit um Verschwinden oder Verbleib der Orte von BUND, Greenpeace und Co längst ideologisch aufgeladen ist, macht die Sache nicht besser. An Ruhe ist vorerst jedenfalls nicht zu denken. Einig sind sich alle nur in einem: Dass RWE hier überall Tatsachen schafft, Brunnen baut und Wälle aufschüttet, geht gar nicht! Und der Bericht der Kohlekommission? Für Manager des Energieriesen enthält er offenbar eine eindeutige Bestätigung: Die Dörfer müssen weg! Für einige Dorfbewohner aber lässt sich dieser Bericht auch anders verstehen: Wenn Braunkohle nicht mehr Energiesicherung für die Zukunft garantiert, dann kann man sich doch nicht mehr auf das "Gemeinwohl" berufen, um dafür ganze 5 Dörfer wegzubaggern! Zwei Monate lang haben wir in den Dörfern beobachtet, wie sich das Leben verändert hat und wie nah persönliche, lebenslange Beziehungen und die Fragen der großen Politik beieinander liegen. (WDR Fernsehen)

(mehr)