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In Abwandlung von George Bizets populärer Oper erzählt Lubitschs Stummfilm die tragische Geschichte von Don José, einem spanischen Kavalleristen. Er gerät in den Bann einer Angehörigen der Sinti und Roma, Carmen, die ihn mit Liebe und Verachtung zugleich behandelt. Wie viele andere Nationen sah sich auch die deutsche Filmindustrie zum Ende des Ersten Weltkriegs mit einer Flut US-amerikanischer Filme in den Kinos konfrontiert. Ab 1918 wandten sich Lubitsch und andere Filmemacher von überwiegend komödiantischen Sujets ernsteren Stoffen zu. Diese neue Richtung, zu der „Das Cabinet des Dr. Caligari“ von Robert Wiene und andere expressionistische Stummfilme gehören, erwies sich als erfolgreich und ebnete den Weg für den Exporterfolg des deutschen Films. So entstand „Carmen“, halb Liebesmelodram, halb Militärsatire, als ambitionierte Großproduktion des Produzenten Paul Davidson. Er setzte ganz auf seine Hauptdarstellerin Pola Negri, die mit „Carmen“ ihren internationalen Durchbruch errang. Zweieinhalb Jahre nach seiner deutschen Premiere kam der Film unter dem Titel „Gypsy Blood“ in den USA heraus, kurz darauf erhielt Pola Negri ihr erstes Engagement für eine Hollywood-Produktion.
„In Lubitschs Carmen-Film ist die Hauptfigur niemals Liebende, sie nutzt ihre weiblichen Kräfte als Lockvogel für die Banditen, zur Verführung des Gefängniswärters und zur flüchtigen selbstbetrügerischen Annäherung an das Establishment: berühmter Stierkämpfer und Offizier“, schrieb Werner Schroeter 1988 in dem „Lubitsch“-Band von Hans Helmut Prinzler und Enno Patalas. Die neue Restaurierung der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung erlebt auf ARTE ihre Fernseh-Premiere (und zuvor ihre Live-Premiere bei den UFA-Filmnächten in Berlin) mit neuer Musik von Tobias Schwencke, der parallel zu dieser Filmmusik auch die Bühnenmusik für ein großes multikulturelles Theaterprojekt unter gleichem Titel geschrieben hat. (arte)

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