Prosit Neujahr! - 75 Jahre Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker

(Fernsehfilm)
  • Österreich Prosit Neujahr! - 75 Jahre Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker
Österreich, 2015, 50 min

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Für mittlerweile schon mehrere Generationen von Österreichern gehört das Neujahrskonzert zum Ritual des Jahreswechsels, wie Sekt, Raketen und der Mitternachtswalzer. Das hängt vor allem mit der medialen Verbreitung des Neujahrskonzerts zusammen. Ohne Fernsehen wäre der Erfolg dieser weltweit beliebten Veranstaltung wohl nicht vorstellbar. Seit dem 1. Januar 1959 wird das Neujahrskonzert vom österreichischen Rundfunk übertragen. Doch es hat eine viel länger zurückreichende Geschichte, die in der Dokumentation von Robert Neumüller aufschlussreich und mit zahlreichen Archiv-Ausschnitten und vielen Interviews mit Dirigenten wie Mehta, Barenboim, Prêtre, Muti, Harnoncourt, Welser-Möst und Jansons aufgerollt wird. Als "philharmonische Akademie" zum Jahresbeginn unter Clemens Krauss kam es der nationalsozialistischen Propaganda 1941 sehr gelegen, das 3. Kriegsjahr mit einem Konzertprogramm, das nur aus Strauss-Walzern bestand, zu eröffnen. Der großdeutsche Rundfunk übertrug aus Wien bis an die Front. Im Orchester war das Konzert damals ziemlich umstritten, denn viele philharmonische Musiker waren gegen "diese Tanzmusik", wie die Sitzungs-Protokolle beweisen.

Dazu kam noch die "Affäre Johann Strauss", der als "Achteljude" gar nicht hätte aufgeführt werden dürfen und deshalb im Auftrag von Goebbels heimlich arisiert wurde. In den letzten Jahren warf der Entstehungszeitpunkt des Konzertes mitten im Zweiten Weltkrieg unter der Herrschaft des Naziregimes viele Fragen auf: Wie war die Rolle des Orchesters in Hitlerdeutschland? Was geschah mit den jüdischen Mitgliedern des Orchesters? Wie konnte man Walzer spielen, angesichts von Frontleid und Konzentrationslagern? Und, warum ging es nach 1945 scheinbar übergangslos mit Clemens Krauss weiter? Nicht alle wollten sofort und offen darauf antworten. Erst eine Historikerkommission unter Leitung von Oliver Rathkolb, die von den Philharmonikern und ihrem damaligen Vorstand Clemens Hellsberg einberufen wurde, brachte Licht in diese dunkle Epoche. Heute hat das Konzert diesen zweifelhaften Ruf zur Gänze ablegen können und Orchester und philharmonischer Vorstand nehmen zu ihrer Geschichte eine klare Haltung ein. Nur die weltbesten Dirigenten standen beim Neujahrskonzert am Pult der Wiener Philharmoniker. Sie kommen in Interviews zu den wichtigsten Themen des Filmes zu Wort und sie alle verehren die Musik der Strauss Familie.

Als Fachmann für die Geschichte seiner Familie ist daher auch Eduard Strauss III ein wichtiger Gesprächspartner. Als junger Geiger saß Walter Barylli bereits 1941 im Orchester und er ist heute der einzige Philharmoniker, der die Geschichte des Neujahrskonzerts noch aus eigenem Erleben wiedergeben kann. Es war Willi Boskovsky, der die Strauss'sche Tradition, als Stehgeiger vom Pult aus zu dirigieren, wieder aufnahm. Als Nachfolger von Clemens Krauss führte er die musikantische und tänzerische Interpretation der Wiener Musik fort und gilt vielen bis heute als ihr bester Dirigent. Für die vorliegende Dokumentation nahm Regisseur Robert Neumüller das 75. Neujahrskonzert unter Zubin Mehta am 1. Januar 2015 zum Ausgangspunkt, denn dieses war - ein Jahr vor dem Jubiläum - eigentlich schon das Jubiläumskonzert. Seit der ersten Übertragung von 1959 hat das Konzert längst die engen Grenzen des Landes gesprengt und Wien wurde seinem Ruf als Musikhauptstadt der Welt gerecht. Zum 75-Jahr-Jubiläum werden bereits an die 100 Sendestationen das Konzert in ebenso viele Länder übertragen. (ORF)

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