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Helena (Julia Hummer), 29, alleinerziehende Mutter von der elfjährigen Xenia (Jojo Pohl), ist als Schauspielerin nur mäßig erfolgreich. Zu ihrer Mutter Lotte (Susanne Bredehöft), einer Gesangslehrerin, hat sie ein angespanntes Verhältnis. Während Helenas Hauptberuf aus erfolglosen Castings und Warteschleifen besteht, findet die eigentliche Schauspielerei im Nebenjob statt: Um ihren Lebensstandard halten zu können, arbeitet sie als „selbstständige" Sexarbeiterin Jacky in einem Wohnungsbordell und Escortservice. Hier entstehen dramatische Szenen, hier kann sie selbst Regie führen und gestalten. Das Bordell als Bühne. Aber aus der ursprünglichen Alltagsflucht ist dabei längst Routine geworden: Die Männerphantasien und Geständnisse ihrer Freier stehen im Kontrast zum nüchternen Vorgehen einer Sexworkerin. Auch von diesem Job ist Helena zunehmend genervt. Momentaufnahmen einer zeitgenössischen, brüchigen weiblichen Arbeits-Biografie, Teil 2: Helena in Latex, Lack, Leder, Netzstrumpfhosen, mit langen Wimpern und Sexspielzeug bei der Arbeit. Männliche Kunden mit diversen sexuellen Vorlieben. Ein Casting, bei dem sie eine "notgeile" Frau spielt. Ein postfeministischer Vortrag zu Körper, Alter, Schönheitsoperationen. Und immer wieder: Sex als Performance. Ökonomisierte Beziehungen. Körper-Bilder im Diskurs. Die Mutter steht für eine Zeit, in der "weibliche Selbstverwirklichung" noch anders buchstabiert wurde. Aber obwohl Helena offensichtlich unzufrieden ist, schafft sie es nicht, aus der Sexarbeit auszusteigen oder sich aus der selbstgewählten Abhängigkeit zu befreien. Erst als sie David (RP KAHL) kennen lernt eröffnet sich ihr eine Chance. Der Versicherungsvertreter macht ihr ein Angebot, das sie unmöglich ausschlagen kann: sie soll eine aufregende Performance „zum Mitmachen" als Mitarbeiterprämie erfinden. Und als die Jagd beendet ist, die Frauen erlegt sind, die Männer triumphieren, steht sie da, streng, schön und unerbittlich. Wie eine absolute Herrscherin. Anstelle eines Ausstiegs aus der Sexarbeit endet der Film mit einem Aufstieg. Dafür zahlt Helena offensichtlich einen hohen Preis. (Drop-Out Cinema)

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