Brüder

Deutsches Reich, 1929, 76 min

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Der Stummfilm über den Hamburger Hafenarbeiterstreik 1896/97 entstand im Auftrag der Gewerkschaft der Hamburger Hafenarbeiter. Am historischen Beispiel des niedergeschlagenen Streiks schildert Hochbaums Film, wie wichtig Solidarität zwischen den Lohnarbeitern ist, und exemplifiziert das am Schicksal von zwei Brüdern. Der Film wurde Anfang 1929 innerhalb von zwei Monaten abgedreht. Hochbaum arbeitete mit Laiendarstellern, die er sich im Hamburger Hafen unter den Schauerleuten und anderen Berufsgruppen suchte. Sogar Teilnehmer am Streik von 1896/97 sollen dabei gewesen sein, nur die Hauptrolle wurde mit einem arbeitslosen Schauspieler besetzt. Der Authentizität der Darsteller entsprechen die hochinteressanten Dokumentaraufnahmen vom Hamburger Hafen Ende der 1920er Jahre, die zwischen die Streikchronik geschnitten sind; sie machen den besonderen cineastischen Wert des Films aus. Stilistisch orientiert sich „Brüder“ an den sowjetrussischen Filmen, deren Montagetechnik Hochbaum übernimmt. Er verzichtet auf individuelle Rollennamen, sondern arbeitet mit starken Typisierungen und harten Konturen.
Wie der Vorspann erläutert, versteht sich „Brüder“ als Versuch, „mit einfachen Mitteln einen deutschen proletarischen Film zu schaffen. Die Darsteller sind Hafenarbeiter und Arbeiterfrauen, Kinder und andere Menschen aus dem Volke.“ Produziert wurde der Film von Werner Hochbaum selbst. Rechtzeitig zum „Kampftag der Arbeiterklasse“ am 1. Mai war der Film fertig. Finanziert wurde er vom Deutschen Verkehrsbund, der Gewerkschaft, in der die Mehrheit der Hamburger Hafenarbeiter organisiert war. Auch die SPD unterstützte den Film mit ihrem Film- und Lichtbilddienst, der ihn in den Verleih nahm. Die Uraufführung von „Brüder“ fand am 28. April 1929 in der Schauburg am Millerntor statt, die restaurierte Fassung erlebte am 13.02.22 ihre Premiere im Rahmen der Berlinale Classics. (arte)

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